(Rom/Rio de Janeiro) Ein Thema der improvisierten Pressekonferenz von Papst Franziskus auf dem Rückflug von Rio de Janeiro betraf die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche. Radio Vatikan veröffentlichte die Pressekonferenz in vollständiger Transkription. Siehe zur Pressekonferenz auch den Beitrag Papst-Pressekonferenz: Die Fragen von Patricia Zorzan – Warum schweigt Franziskus zu Abtreibung und „Homo-Ehe“?
Der brasilianische Fernsehjournalist Marcio Campos befragte Papst Franziskus zur Charismatischen Erneuerung:
Marcio Campos: Euer Heiligkeit, Heiliger Vater […] In Brasilien hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren Gläubige verloren. Ist die Bewegung der Charismatischen Erneuerung eine Möglichkeit, zu vermeiden, daß die Gläubigen die [brasilianische] Pfingstkirche oder andere Pfingstkirchen besuchen? Vielen Dank für Ihre Anwesenheit und vielen Dank, daß Sie hier mit uns sind.
Papst Franziskus: Es ist sehr wahr, was Sie vom Rückgang der Gläubigen sagen: es ist wahr, es ist wahr. Es gibt Statistiken. Wir haben mit den brasilianischen Bischöfen über das Problem gesprochen in einer Versammlung, die wir gestern [Samstag] hatten. Sie haben zur Bewegung der Charismatischen Erneuerung gefragt. Ich sage Euch etwas. In den Jahren – Ende der 70er Jahre, Anfang der 80er konnte – konnte ich sie nicht sehen. Einmal, als ich mit ihnen sprach, sagte ich diesen Satz: „Diese verwechseln eine liturgische Zelebration mit einer Samba-Schule!“ Das habe ich gesagt. Ich habe es bereut. Dann habe ich sie besser kennengelernt. Es ist auch wahr, daß die Bewegung unter guter Führung auf einen schönen Weg gekommen ist. Und jetzt glaube ich, daß diese Bewegung der Kirche viel Gutes tut, generell. In Buenos Aires habe ich sie häufig versammelt und einmal im Jahr machte ich eine Messe mit ihnen allen in der Kathedrale. Ich habe sie immer begünstigt, nachdem ich mich bekehrt hatte, als ich das Gute gesehen habe, das sie machten. Weil in diesem Augenblick der Kirche – und hier erweitere ich ein wenig die Antwort – glaube ich, daß die Bewegungen notwendig sind. Die Bewegungen sind eine Gnade des Geistes. Wie aber kann sich eine Bewegung halten, die so frei ist? Auch die Kirche ist frei! Der Heilige Geist tut was er will. Dann macht Er die Arbeit der Harmonisierung, aber ich glaube, daß die Bewegungen eine Gnade sind, jene Bewegungen, die den Geist der Kirche haben. Deshalb glaube ich, daß die Bewegung der Charismatischen Erneuerung nicht nur nützt, um zu verhindern, daß einige zu den Pfingst-Konfessionen wechseln! Aber nein, sie nützt der Kirche selbst! Sie erneuert uns. Und jeder sucht die eigene Bewegung gemäß dem eigenen Charisma, wohin der Geist ihn führt.
Text des Interviews: Radio Vatikan
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Vatikan
Also noch mehr liturgischer Missbrauch
ich wiederhole nochmals: seit dem Konzil gibt es die sogenannte Einheit in der Vielfalt noch mehr als davor. Unter dem einheitstiftenden Element des Stuhles Petri können verschiedene Arten den katholischen glauben zu leben friedlich nebeneinander leben solange keine von ihnen bevorzugt wird oder eine Sonderstellung hat. Das benötigt seitens des Papstes ein großes Fingerspitzengefühl.
Dennoch sollte es unter der Möglichkeit der correctio fraterna auch die Möglichkeit geben Fehlentwicklungen in den jeweiligen Glaubensformen zu kritisieren. Die charismatische Erneuerung hat sehr viele gute Seiten aber es bedarf doch noch eine Vereinheitlichung und Reinigung von protestantischen Elementen die nicht zur katholischen Tradition passen. Da nenne ich insbesonders das fälschlich sogenannte Zungenreden.
Der Papst muss auch Sorge darum tragen dass die südliche Halbkugel nicht nur charismatisch wird da ansonsten traditionsbewusste Katholiken die vor allem die Ehrfurcht, Authentizität und Stille während der nach dem Messbuch gefeierten Messe schätzen zu anderen nicht charismatischen Gemeinschaften (Lutheraner, Anglikaner uvm!) wechseln.
Ooch, es gibt genug Traditionalisten- und auch Sedivakantisten-Gemeinden in diesen Gegenden zu denen die guten Katholiken bereits abwandern. Zum Schluß werden die Bischöfe dort nur noch auf den Charismatikern sitzenbleiben…
Es geschieht aber auch, dass freikirchliche Charismatiker wie ich die katholische Kirche, die Heilige Eucharistie, ja sogar die alte Messe entdecken und ganz, ganz verwundert sind, wie mächtig dort der heilige Geist wirkt! Und dann katholisch werden …
Ein interessanter Beitrag, vielen Dank. In diesem Zusammenhang, nicht direkt, aber im weiteren Sinn auf die Ausstrahlung und Anziehungskraft der Alten Messe bezogen, fiel mir ein Artikel hier ein:
https://www.katholisches.info/?p=18826
Da berichtet Don Bux wie es gerade in Brasilien einen Übergang von der Befreiungstheologie zum Alten Ritus gibt. Auch sehr interessant.
Was hat F. gesagt? Ich versteh es nicht! Vor allem die Schlusssätze?
Sie verstehen das nicht! Das ist doch ganz einfach!
Der Papst hat sich „bekehrt“, wie Sie weiter oben in diesem Text lesen konnten. (Anscheinend hat er sich zur CE bekehrt, wenn man den Zusammenhang betrachtet.) Und er hatte ja schon an anderer Stelle einmal davor gewarnt, dass der Verstand dem Wirken des Heiligen Geist eher abträglich sei. Wie können Sie denn den Anspruch haben, dass Sie das verstehen können müssen! Bekehren Sie sich doch endlich!
Genauso wie mit dem Zungenreden. Das versteht ja auch keiner.
Teresa, ich war mir nicht sicher, was er mit „Bekehrung“ meint – ob er damit meint, dass er über die Charismatische Erneuerung anders denkt und sich insofern einfach „umgewandelt hat“ oder eine „Bekehrung“ im Sinne der General-Conversio??
Ich denke aber, dass in einem gläubigen katholischen Umfeld auch die Geistesgaben nie gefehlt haben und fehlen – wie viele hatten Visionen, konnten prophetisch reden, meinetwegen auch Gott in der Unangreifbarkeit der Zungerede loben, die Geister unterscheiden etc. etc.? Immerhin werden diese Gaben im NT oft erwähnt und gutgeheißen.
Es ist nicht richtig, von den Gaben her zu erneuern. Erneuert werden muss erst das harte Herz, dann kommen die Geistesgaben ganz von selbst, wenn Gott will, oder?
„Zum Schluss werden die Bischöfe nur noch auf den Charismatikern sitzenbleiben…“ Das wird sie nicht stören. Dann werfen sie die Arme hoch, springen, reden in Zungen…Es wäre vielleicht sogar wünschenswert, dass sie niemand mehr versteht, ich meine, wegen der häretischen Ansätze.
Und im deutschsprachigen Raum sind sie hervorragend abgesichert durch die Kirchensteuer. Und es gibt inzwischen so viele Ordinariatsmitarbeiter/innen, wenn die alle in die Kirche gehen, bleiben sie zusammen mit den Charismatikern nicht allein. Völlige Einsamkeit wird ihre Stimmung nicht trüben, denn sie sind ja unter ihresgleichen.
Und sie haben den Papst auf ihrer Seite, vergaß ich hinzuzufügen. Redete er nur noch in Zungen, ich hätte nichts dagegen einzuwenden…
Das sehe ich genauso. Diese „Kirche“ ist eine selbstzufriedene Clique.
Es ist ein primitiver Fehlschluss zu meinen, dass Übernahme der Lehren und Bräuche der „pentekostalen“ Sekten die geistig und sakramental verwahrlosten Katholiken vom Abwandern zu diesen abhalten würde. Genau das Gegenteil ist der Fall, wie die Fakten belegen. Die massive Abwanderung zu den Sekten setzte schon rein chronologisch gerade mit der protestantisierenden „Liturgiereform“ (vielmehr Liturgie-Deform) und dem Eindringen der pseudo-„charismatischen“ Bewegung in die bis dahin katholischen Pfarreien und Klöster ein. Die Ursache für den Erfolg der protestantischen Sekten im Abwerben der Katholiken liegt ganz bestimmt nicht darin, dass die ersteren geistig und intellektuel mehr zu bieten hätten, sondern darin, dass den betreffenden Katholiken die geistigen Reichtümer der Kirche unbekannt und zu einem großen Teil von den Hirten selbst vorenthalten werden. Indem man die protestantischen Bräuche in das Leben der Kirche herein ließ, wurden viele Katholiken erst dadurch mit ihnen vertraut und es entstand der Eindruck, als ob das, was die Protestanten vertreten und praktizieren, eh in Ordnung wäre. Erst das ökumenistische Vorgehen der Kirchenleitung machte die einfachen Gläubigen für die Verführung durch diese Sekten anfällig.
Ein Katholik einer durchschnittlichen Pfarrei befindet sich nämlich heutzutage in einer eigentlich schizophrenen Situation etwa in Bezug auf die Eucharistie, zumindest in der Praxis. Ein Beispiel: Insofern sein Seelsoger nicht offenkundig vom katholischen Glauben abgefallen ist, vertritt er zumindest offiziell die Glaubenswahrheit, dass unter den eucharistischen Gestalt der Leib und das Blut Jesu Christ gegewärtig sind und somit Er selbst wahrhaft gegenwärtig ist. In den frömmeren Pfarreien wird sogar noch die eucharistische Anbetung praktiziert. Zugleich aber ist die Handkommunion gang und gebe, sowie weitere Praktiken, die ziemlich direkt im Widerspruch zu der genannten Glaubenswahrheit stehen. Ein normaler Mensch will aber Klarheit haben.
(Fortsetzung)
Die theologische Schizophrenie des Konzils und der Nachkonzilszeit ist eben der eigentliche Grund des gegenwärtigen Verfalls.
Als Jugendlicher hörte ich mehrfach von verbrauchten Kirchenleuten die Warnung davor, nach der Art der jungen Leute in den Kategorien Schwarz-Weiß zu denken, d. h. in der Suche nach der Wahrheit zwischen wahr und falsch zu unterscheiden, denn es gäbe ja auch „so viele Grautöne“. Diese Personen empfahlen mir dann übrigens auch ganz ehrlich die Lektüre von W. Kasper als dem vermeintlichen Lehrmeister der Theologie. Mit der Zeit wurde klar, was das für Leute sind. Als modernistische Häretiker waren und sind sie meisterhaft geübt, ihre wahren Ansichten zu verschleiern, doppelzüngig zu reden, wenn es aber darauf ankam und sie sich sicher genug fühlten ganz konsequent und gegebenenfalls brutal zu handeln, d. h. gegen jene vorzugehen, die ehrlich katholisch gesonnen und nicht von ihrer Art sind.
Die charakteristische Doppelzüngigkeit und praktische Schizophrenie der Modernisten ist eben der eigentliche Grund dafür, warum ihre Priesterseminare und Klöster für ehrliche junge Menschen (und die meisten jungen Menschen sind ehrlich, wenn auch oft genug naiv) abstoßend sind. Ein geistig gesunder Mensch will Klarheit haben, will wissen, wie er dran ist. Das findet er jedoch in den modernistischen Brutstätten in der Regel nicht, insofern diese zumindest einen katholischen Anstrich haben.