(Alicante) Josep-Lluis Carod Rovira ist ein politisches Schwergewicht in Katalonien. Von 2003–2004 und 2006–2010 war er stellvertretender Ministerpräsident des nach Unabhängigkeit von Spanien strebenden Kataloniens. Er ist vor allem eine historische Gestalt der republikanischen, katalanischen Linken, die seit 1931 in der Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) organisiert ist. Von 1996–2004 war er ERC-Generalsekretär und anschließend von 2004–2008 deren Vorsitzender. Die ERC erreichte mit ihrem linken Nationalismus bei den jüngsten katalanischen Parlamentswahlen 13,7 Prozent, gehört der katalanischen Regierungskoalition an und hat, ausgenommen einer ideologischen Nähe, nichts mit der Sozialistischen Partei Spaniens (PSOE) zu tun. Carod Rovira zeigte sich jüngst ebenso erstaunt wie hocherfreut über die Entscheidung der Stadtverwaltung von Alicante, der zweitgrößten Stadt der Autonomen Valencianischen Gemeinschaft, einen Platz nach Franklin Albricias Goetz (1892–1972) zu benennen. Erstaunt, weil die Stadt vom katholisch-konservativen, besser christdemokratischen Partido Popular regiert wird. Hocherfreut, weil der Geehrte ein militanter Freimaurer, evangelischer Pastor und links-republikanischer Politiker war, der 1934 als Vertreter der Radikalsozialistischen Republikanischen Partei (PRRS) am Sturz der spanischen Monarchie und der Ausrufung der Zweiten Republik mitwirkte. Bis zur Eroberung Alicantes 1939 durch nationalspanische Truppen war er Abgeordneter zum Provinzparlament. Die Logen unterstützten den brutalen Kampf gegen die katholische Kirche, der zu einer blutigen Christenverfolgung ausartete. Um genau zu sein einer Katholikenverfolgung. Nach dem Sieg Francos ging Albricias Goetz ins Exil, zuerst nach Algier, dann in die Schweiz, wo er 1972 verstarb.
Logenmitgliedschaft als Auszeichung
Die Logenmitgliedschaft und seine antikatholische Militanz wurden bei der Ehrung nicht etwa unterschlagen, sondern spielten sogar eine besondere Rolle für die öffentliche Auszeichnung. Seine Loge Constante Alona war mit einer offiziellen Delegation beim Festakt anwesend. Constante Alona, die Loge Nr. 3 von Alicante, gehörte seinerzeit zum Großorient von Spanien. Seit 2002 gehört sie wegen einer Reihe von Konflikten innerhalb der Freimaurerei als Loge Nr. 138 zum Großorient von Frankreich. Unter welcher Denomination auch immer: Die Loge hatte außer während der Franco-Diktatur immer großen Einfluß in der Stadt und Provinz Alicante. Das zeigt nicht nur die Ehrung für Albricias Goetz durch eine christdemokratische Stadtregierung. Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung der Zweiten Republik 1931 waren zehn von elf Abgeordneten der Provinz Alicante Freimaurer (alle Vertreter der PSOE, des PRRS und des Partito Republicano Radical PRR, die alle mit leichten Akzentuierungen radikal antiklerikal ausgerichtet waren). Der einzige Nicht-Logenbruder war ein unabhängiger Kandidat. Im selben Jahr wurde Albricias Goetz für die republikanische Linke in den Gemeinderat von Alicante und in das Provinzparlament gewählt, dessen Präsident er von 1931–1934 war.
Der Einfluß der Logen in Alicante
Der Einfluß der Loge wird durch eine ganze Reihe weiterer Logenbrüder sichtbar, nach denen Straßen und Plätze benannt oder denen Denkmäler gewidmet sind. Zu ihnen gehören Freimaurer wie Eluterio Maisonnave (1840–1890, Vertreter des liberalen, antiklerikalen Partido Democrata Posibilista, Bürgermeister von Alicante und spanischer Außenminister der Ersten Republik); Jose Gadea (1861–1928, Bürgermeister von Alicante, während dessen Amtszeit er seinem Logenbruder Maisonnave in der Stadt ein Denkmal setzte); Rafael Terol (1842–1902, ebenfalls Bürgermeister von Alicante, Präsident des Provinzparlaments von Alicante, schaffte es mindestens bis zum 30. Grad und ist Gründer der Loge Esperanza); Lorenzo Carbonell (1883–1968, ein weiterer Bürgermeister von Alicante, in dessen Stadtregierung Albricias Goetz Stadtrat von Alicante war). Die parteipolitischen Aktivitäten der Logenbrüder waren in der Zwischenkriegszeit von der alten liberalen Partei fast auf das gesamte parteipolitische Spektrum links der Mitte übergegangen, wie die Wahlen von 1931 gezeigt haben. Carbonell und Albricias Goetz gehörten nicht nur in derselben Loge und Partei an, sondern waren beide auch Methodisten, die sich in Spanien Evangelische Kirche Spaniens nennen. Carbonell schaffte es gesichert bis zum 18. Grad. Sein Logenname war Maxim Gorki. Nach ihm ist eine bedeutende Straße in Alicante benannt.
Christdemokratin schwärmt im Logenvokabular über „Lichtträger“ und „Finsternis“
Die parteipolitische Logenpräferenz scheint heute nicht mehr so einseitig auf liberale und sozialistische Parteien beschränkt zu sein. Die amtierende Alcadesa von Alicante, Bürgermeisterin Sonia Castedo gehört der christdemokratischen Volkspartei PP an. Dennoch fand sie höchstes Lob für den zu ehrenden Freimaurer Albricias Goetz, den sie in ihrer Rede mit traditionell freimaurerischem Vokabular als „Lichtträger“ der „Dunkelheit“ entgegenstellte. Gemeint ist damit im Logenjargon die freimaurerische „Erleuchtung“ gegen die katholische „Finsternis“.
„Er war Licht und Helligkeit“, er war „Leuchtturm der Religion, zu einer Zeit großer Depression, Finsternis und Unwissenheit“, sagte die Bürgermeisterin und lobte an Albricias Goetz „ideologische Würde, Engagement und Toleranz“.
Religion en Libertad vermutet, daß sich die 43jährige Alcaldesa als Berufspolitikerin mit der Freimaurerei der Stadt arrangiert hat: „Sie war seit 1995 Presseverantwortliche der Stadt, seit 1999 Gemeinderätin und ist seit 2008 Bürgermeisterin. Einen anderen Beruf hat sie nicht.“
Nicht minder euphorisch über Albricias Goetz äußerte sich der ebenfalls christdemokratische Stadtrat für Bildung und Soziales von Alicante, Antonio Ardid. Albricias Goetz habe „stets gegen Intoleranz und Sektierertum gekämpft“, so Ardid in seiner Rede.
Seit ihrer Gründung zog es Freimaurer in die Evangelische Kirche Spaniens – Abricias war Bischof und Weltratsmitglied
David Manzanas, ein Vertreter der methodistischen Iglesia Evangélica Española, erinnerte daran, wie der Vater des Geehrten, Francesc Albricias vor 150 Jahren nach Alicante kam und dort eine „Modellschule“ und die Evangelische Kirche Spaniens gründete, deren Pastor er war. Ein Amt, in dem ihm seine beiden Söhne nachfolgten. Die methodistische Kirche wurde in Spanien zur „Freimaurerkirche“. Ihr traten etliche Freimaurer bei und übernahmen führende Funktionen. Franklin Albricias Goetz wurde sogar Bischof und gehörte dem Leitungsgremium des Weltrats methodistischer Kirchen an.
Der „Ehrwürdige Meister vom Stuhl“ der Loge Constante Alona, Jose Maria Asencio nahm aus der Hand der Bürgermeisterin eine Plakette zur Erinnerung an den Festakt entgegen. Wie der Sohn, war auch schon der Vater von Albricias Goetz Mitglied der Loge Nr. 3 von Alicante. Seine Überzeugung kam bereits in den Namen zum Ausdruck, die er seinen Söhnen gab. Franklin und Lincoln waren nicht die Söhne eines Amerikaners, sondern eines republikanisch-methodistisch-freimaurerischen Katalanen aus Barcelona: Francesc Albricias i Bacas.
In Albricias Schule wurden zahlreiche spätere Freimaurer und Linkspolitiker ausgebildet
Francesc wurde in der Schweiz zum Pastor ausgebildet und heiratete die elsässische Protestantin Julia Goetz-Maurer. Das Ehepaar ließ sich zunächst im katalanischen Rubi nieder, wo es jedoch zu einem religiösen Konflikt mit der katholischen Bevölkerung kam. So übersiedelte die Familie Albricias nach Alicante, wo Francesc eine eigene Schule errichtete, in der einige führende Linkspolitiker ausgebildet wurden, darunter Rodolfo Llopis (1895–1983), der von 1931–1939 sozialistischer Abgeordneter der Cortes und Bildungsminister der Zweiten Republik und von 1944–1972 Vorsitzender der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei PSOE war, 1947 Ministerpräsident der republikanischen Exilregierung Spaniens, 1956–1971 Vorsitzender der marxistischen Gewerkschaft UGT.
Rodolfo Llopis wurde 1923 in die Madrider Loge Nr. 7 des Großorients von Spanien aufgenommen. 1931 wurde er zweiter stellvertretender Vorsitzender des Großrats des Großorients und damit des höchsten Gremiums der spanischen Freimaurerei.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Loge Constante Alona/Archiv der Diputacion de Alicante/Informacion Alicante
Aus einem Schreiben der argentinischen Bischöfe über die Freimaurerei aus dem Jahre 1959 (!):
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„Kampf gegen die katholische Kirche
«Das letzte und
hauptsächliche Ziel ihrer Pläne ist unverkennbar:
die gesamte vom Christentum geschaffene religiöse und bürgerliche Ordnung zu stürzen und
nach ihrem Plan durch eine andere zu ersetzen, deren Grundlagen und Gesetze auf dem Naturalismus beruhen…
Darin sollen die menschliche Natur und die menschliche Vernunft in allem die höchsten Lehrer und Herrscher sein.»
Danach zeigt der Papst einige der freimaurerischen Bestrebungen auf:
Sie leugnen jede göttliche Offenbarung,
bekämpfen mit blinder Wut die katholische Kirche, deren Pflicht es ist, die ungetrübte Reinheit des göttlichen Offenbarungsschatzes zu bewachen und zu verteidigen;
sie betreiben die Trennung von Kirche und Staat,
fördern den religiösen Indifferentismus,
behaupten die Gleichheit aller Kultur, berauben die Kirche ihrer Freiheit; sie begünstigen eine
rein laizistische Erziehung unter Ausschluss jeder religiösen Idee,
zivile Eheschließung,
Ehescheidung und den Atheismus des Staates.
Bei der 4. Interamerikanischen Freimaurerkonferenz 1958 in Santiago de Chile wurde verkündet, dass «der Orden seinen Adepten Hilfe leistet, damit sie in der Öffentlichkeit ihrer Nationen oberste Stellungen erringen».
Das Thema hieß «Verteidigung des Laizismus», und die entwickelte neue Taktik traf sich mit den jüngsten Parolen des internationalen Kommunismus.
Die Freimaurer sollen den Laizismus in allen Bereichen vorantreiben –
die Kommunisten sollen die soziale Ordnung untergraben.
Als Parole wurde ausgegeben:
«Auf dem Weg über alle beeinflussten politischen Parteien ist die laizistische Kampagne zu verstärken.
Es muss versucht werden, die Warnrufe der katholischen Kirche zu besänftigen, indem wir
direkte freimaurerische Aktionen vermeiden. Die Aktionen zur Spaltung der Arbeiterbewegung sind zu vermehren, um dann deren Überrumpelung voranzutreiben.
Freimaurerei und Kommunismus verfolgen gegenwärtig in Lateinamerika die
gleichen Ziele;
deshalb ist auf gleichlaufende Aktionen zu achten, wobei das Bündnis öffentlich nicht in Erscheinung tritt.»
Der bevorstehende «Zweite Internationale Kongress für die Allgemeine Brüderlichkeit» in Montevideo ist eine Probe aller dieser Bestrebungen.
Es ist ein
Freimaurerkongress unter kommunistischer Inspiration, der die
freimaurerische Phrase von der
«allgemeinen Brüderlichkeit» der Ausbreitung des internationalen Sowjetkommunismus dienstbar machen will. Er gibt vor,
«für die menschliche Verbrüderung und den Frieden der Welt» kämpfen zu wollen.
Zwei Schlagworte, die die ruchlosen Ziele der Freimaurerei und des Kommunismus verbergen sollen!
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