(Vatikan) Kein Papst befaßte sich in den vergangenen hundert Jahren so intensiv mit Finanz- und Wirtschaftsfragen des Vatikans. Mit einer direkt von ihm unterzeichneten Anweisung errichtete Papst Franziskus eine neue Päpstliche Kommission für die Reform der wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikans. Sie hat die Aufgabe, „unnötige Ausgaben zu vermeiden, die Transparenz zu verbessern und mit größerer Umsicht im Finanzsektor zu operieren“. Die neue Kommission wird zudem dem Gremium der acht Kardinäle zur Seite gestellt, die der Papst als seine persönlichen Berater für die Reform der Römischen Kurie und in der Leitung der Kirche berufen hat.
Die neue „technische“ Kommission ist dem achtköpfigen Kardinalsgremium in „Wirtschafts- und Verwaltungsfragen“ zur Seite gestellt, wobei noch nicht klar ist, ob sie die Zuständigkeit der Kardinäle in diesen Bereichen einschränken oder gar ersetzen soll.
Für die Errichtung der neuen Kommission gebrauchte Papst Franziskus erneut die Form eines Chirographs. Eine Form, die er bereits bei der Errichtung der Päpstlichen Kommission für die Reform der Vatikanbank IOR wählte. Eine weitere neue Kommission im Finanzbereich, die allein ihm verantwortlich ist, direkt dem Papst Bericht zu erstatten und allein ihm Dokumente auszuhändigen hat.
Gleiches gilt für die neue Kommission für die Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten. Wie Pressesprecher Lombardi erklärte, sammle sie Informationen und „berichtet direkt dem Papst“. Sie werde zudem mit dem achtköpfigen Kardinalsrat „zusammenarbeiten“, um die organisatorischen und wirtschaftlichen Probleme des Heiligen Stuhls zu studieren und Reformen der Institutionen vorzubereiten mit dem Ziel der Vereinfachung und Rationalisierung der bestehenden Einrichtungen, so der Vatikansprecher. Die Kommission „kann“ mit dem Kardinalsrat auch bei der Reform der Römischen Kurie zusammenarbeiten.
Mitglieder der neuen Kommission ist neben sieben Laien nur ein Kleriker. Es handelt sich um Fachleute in „rechtlichen, wirtschaftlichen, finanziellen und organisatorischen Fachbereichen“. Die Kommission hat wiederum acht Mitglieder: Joseph F.X. Zahra (Malta), Jean-Baptiste de Franssu (Frankreich); Enrique Llano (Spanien); Jochen Messemer (Deutschland); Francesca Immacolata Chaouqui (Italien); Jean Videlain-Sevestre (Frankreich) und George Yeo (Singapur). Vorsitzender ist Joseph Zahra. Einziger Kleriker ist der Sekretär der Kommission, Msgr. Lucio Angel Vallejo Balda, der Sekretär der Apostolischen Präfektur für die Wirtschaftsangelegenheiten des Heiligen Stuhls.
Papst Franziskus hat neben den beiden neuen Kommissionen und dem Kardinalsrat auch den Direktor des vatikanischen Gästehauses Domus Sanctae Martae zum Hausprälaten der Vatikanbank IOR ernannt. Eine Stellung, die der eines Sonderbeauftragten des Papstes in der Bank gleichkommt. Der Prälat hat Einsicht in sämtliche Akten und darf an allen Sitzungen teilnehmen. Da sich die Zuständigekeitsbereiche aller vier päpstlichen Entscheidungen teilweise überlappen, sehen Beobachter darin den Willen des Papstes, sich nicht von einer „Quelle“ abhängig zu machen und eine Kontrolle der Kontrolleure und Reformer zu installieren.
Eine erste Sitzung der neuerrichteten Päpstlichen Kommission ist für die Zeit nach der Rückkehr des Papstes aus Brasilien geplant.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino
„Die Kommission hat wiederum acht Mitglieder:“
Interessanter wäre eine Vorstellung der Mitglieder der Kommission.
Denn wenn ich die Probleme mit dem IOR lösen möchte, würde ich auf „Fachleute“, deren Firmen zur Globalisierung beitragen und damit so richtig finanziell Unheil anrichten, verzichten.
1. Joseph F.X. Zahra (Malta):
„Zahra is a former director of the Central Bank of Malta (1992–1996), a former chairman of Bank of Valletta (1998–2004), Maltacom plc (2003) and he was appointed by then Prime Minister of Malta, Lawrence Gonzi, to chair the National Euro Changeover Committee to introduce the Euro currency in Malta.“
- National Euro Changeover Committee: Also ein guter One-World-Order-Herold.
2. Jean-Baptiste de Franssu (Frankreich): Chairman of Tages Capital LLP
3. Enrique Llano (Spanien): ?
- vielleicht KPMG
4. Jochen Messemer (Deutschland):
Vorsitzender der ERGO International AG, zuvor bei McKinsey.
- ERGO?
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ergo-entdeckt-lustreisen-in-swingerclub-auf-jamaika-und-in-bordell-a-852849.html
5. Francesca Immacolata Chaouqui (Italien):
„works in public relations and communications for Ernst & Young“
Zu den dubiosen Praktiven von Ernst & Young gibt es zahlreiche Veröffentlichungen in der (Fach-)presse.
6. Jean Videlain-Sevestre (Frankreich): ?
7. George Yeo (Singapur):
„Yeo is currently a member of the Foundation Board of the World Economic Forum, the Nicolas Berggruen Institute’s 21st Century Council and the International Advisory Board of IESE Business School.
(…) and describes himself as „a bit of a Taoist“.“
- Die IESE Business School gehört dem Opus Dei.
Ach so: Es ist natürlich möglich, was ich auch hoffe, dass diese Experten tatsächlich sinnvolle Vorschläge unterbreiten. Man sollte aber stets einen Blick auf deren Handeln in der Vergangenheit werfen.