(Vatikan) Am kommenden Montag fliegt Papst Franziskus zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro. Heute Vormittag wurde den Journalisten von Vatikansprecher Pater Federico Lombardi SJ überraschend mitgeteilt, daß die angekündigte Pressekonferenz des Papstes während des Fluges nicht stattfinden wird. Franziskus wird im Flugzeug mit den mitreisenden Journalisten zusammentreffen, auch jeden Pressevertreter einzeln begrüßen und einige Worte wechseln, zur ursprünglich vorgesehenen Pressekonferenz wird es aber nicht kommen. Die Journalisten hatten bereits schriftlich Fragen eingereicht, aus denen einige vom Vatikan ausgewählt und auf der vorbereiteten Pressekonferenz auf dem Flug vom Papst beantwortet werden sollten.
Der Vatikanist Andrea Tornielli erinnert in diesem Zusammenhang daran, daß der persönliche Gruß an jeden einzelnen Journalisten „die Uhr in die Zeit von Johannes Paul II. zurückdreht, als dieser noch bei Gesundheit war“. Der polnische Papst bewegte sich problemlos unter den Pressevertretern und suchte diese vor allem während der langen Interkontinentalflüge auf, um mit ihnen zu plaudern.
Während des Pontifikats Benedikts XVI. hatten die Pressekonferenzen im Flugzeug verschiedene Gesichter. Es gab spontane Pressekonferenzen, bei denen die Journalisten frei ihre Fragen stellen konnten (Pastoralreise nach Brasilien 2007), vorbereitete mit vorab eingereichten Fragen, die vom Vatikansprecher ausgewählt, aber von den Journalisten selbst formuliert wurden (Pastoralreise in die USA 2008) und vorbereitete, bei denen Pater Lombardi die Fragen auswählte und sie auch selbst dem Papst stellte. Alle einzeln begrüßte Benedikt XVI. auf keinem Flug. Allerdings suchte er manchmal nicht nur beim Hinflug, sondern auch auf dem Rückflug die Journalisten auf, um sie zu grüßen und einige Worte über die zu Ende gegangene Reise zu sagen (Australien 2008, Afrika 2009)
In den vergangenen Jahren des Pontifikats von Benedikt XVI. löste manche dieser Pressekonferenzen eine Medienlawine aus, die zum Teil die gesamte Reise überschattete und selbst die getätigte Aussage verzerrt wiedergab. So geschah es vor allem bei seiner Afrikareise 2009, als die Worte des Papstes über Präservative wie ein Lauffeuer um die Welt gingen. Benedikt XVI. wurde zur Zielscheibe zahlreicher, oft unqualifizierter Angriffe, während seine Reise und die damit verbundene Botschaft weitgehend ignoriert wurden. Nicht die Afrikaner kritisierten den Papst, sondern die westlichen Apologeten der Kultur des Todes, die unter dem euphemistischen Codewort „reproduktive Gesundheit“ firmiert. In Afrika kam es zu Protesten gegen die Verunglimpfung des katholischen Kirchenoberhaupts und weil sich die Bewohner des schwarzen Kontinents nicht auf Kondome reduzieren lassen wollten. Genützt hat es wenig. Zumindest im Westen kontrollieren andere die meinungsbildenden Medien.
Papst Franziskus scheint sich trotz seiner dieser Gefahr nicht aussetzen zu wollen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: WJT 2013
Die Frage ist nicht, will der Papst sich den Journalisten stellen, sondern sind die Journalisten fähig, gebührend die Audienz über den Wolken zu nutzen. Ich würde meine geistige Gesundheit schon sehr bezweifeln, wenn ich dieses Seelsorgeangebot aus Sensationsinteressen verunglimpfen würde.