(Rom) Die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa auf der Höhe der tunesischen Stadt Monastir gilt als „Insel der Tragödien“. Sie ist seit 20 Jahren das Symbol der illegalen Masseneinwanderung nach Europa. Hier stranden die Schiffe der Ärmsten unter den Illegalen. Manche Boote kommen bei stürmischer See nie an. Die meist namenlosen Insassen versinken in den Fluten. Die meisten Illegalen Einwanderer kommen über andere, sicherere Wege. Über Lampedusa kommen jene aus Afrika, die weniger Geld haben. Die Insel ist damit doppeltes Symbol: einmal des menschlichen Leids durch den Tod der Verzweifelten. Andererseits auch als Symbol der Masseneinwanderung nach Europa, die Gegenstand politischer Auseinandersetzung ist. Je nach Position ist die Insel für die einen Grund, die Einwanderung zu fördern, für die anderen, sie einzuschränken oder zu unterbinden.
Papst Franziskus wird die so symbolisch aufgeladene Insel besuchen. Im Vatikan spricht man von einem „diskreten“ Besuch, was für einen Papst allerdings schwer möglich scheint. Das katholische Kirchenoberhaupt wird im Gedenken an die ertrunkenen Einwanderer aus Afrika einen Kranz ins Meer werfen. Zudem wird Franziskus mit der einheimischen Bevölkerung und Einwanderern zusammentreffen und mit ihnen eine Heilige Messe feiern, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi bekanntgab. Die Stimmung auf der Insel ist „explosiv“. Die Einheimischen fühlen sich durch die ständigen Ströme von Illegalen überfordert. In den ersten sechs Monaten 2013 sind 7913 Einwanderer an der Küste Lampedusas angekommen.
Der Besuch des Papstes hat neben der menschlichen Geste eine eminent politische Dimension. Er will auf die Probleme der Einwanderer weltweit hinweisen und ergreift durch diesen gezielten Besuch in der Frage Partei zugunsten der Massenwanderungen mit all ihren Folgen und Nebenwirkungen. Der Besuch scheint der bisherigen Annahme zu widersprechen, Papst Franziskus wolle sich von politischen Fragen fernhalten.