(Seoul) Die südkoreanischen Bischöfe haben die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren ersucht, das Seligsprechungsverfahren für den früheren Bischof von Pjöngjang, Msgr. Francis Borgia Hong Yong-ho und dessen 80 Gefährten zu eröffnen. Sie waren gleich nach der Teilung Koreas 1948 Opfer der kommunistischen Verfolgung durch das Regime von Kim Il-sung geworden. Für die Katholiken Koreas ist es ein wichtiger Schritt, da er die Glaubenstreue der katholischen Gemeinschaft im Norden der Halbinsel anerkennt, die aus ideologischem Hass durch den Staat ausgelöscht wurde. Im Untergrund sollen noch kleine Gemeinschaften überlebt haben. Ihre Zahl wird auf wenige Hundert geschätzt.
Francis Borgia Hong Yong-ho wurde am 12. Oktober 1906 in eine katholische Familie hineingeboren. 1933 zum Priester geweiht, wurde er 1944 von Papst Pius XII. zum Apostolischen Vikar von Pjöngjang ernannt und am 29. Juni desselben Jahres vom deutschen Missionsbischof Bonifatius Sauer zum Bischof geweiht.
Am 10. März 1962 erhob Papst Johannes XXIII. das Vikariat von Pjöngjang in den Rang einer Diözese. Ein Schritt, der auch als Protest gegen die Politik des nordkoreanischen Regimes gedacht war. Der damals bereits seit 15 Jahren in Konzentrationslagern, offiziell Umerziehungslager genannt, festgehaltene Hong wurde zum ersten Bischof der Diözese ernannt. Damit wurde er zum sichtbaren Zeichen der Katholikenverfolgung in Nordkorea und der kommunistischen Staaten insgesamt.
Bischof Hong wäre heute 106 Jahre alt. Da das nordkoreanische Regime nie etwas über sein Schicksal bekanntmachte, heißt es im Vatikan: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß er sich noch immer als Gefangener in irgendeinem Umerziehungslager befindet.“ Aus diesem Grund wird er nach wie vor im Päpstlichen Jahrbuch als Diözesanbischof angeführt, mit dem Vermerk „verschollen“. Seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts antworten die nordkoreanischen Behörden auf Nachfragen durch den Heiligen Stuhl kategorisch mit dem Hinweis „unbekannt“, daß es niemanden mit diesem Namen gebe.
Die Lage der katholischen Kirche in Nordkorea ist dramatisch. Seit Ende des Bürgerkriegs 1953 wurden die drei kirchlichen Verwaltungseinheiten und die gesamte katholische Gemeinschaft auf brutale Weise dezimiert. Die ausländischen Priester wurden alle aus dem Land gejagt und die einheimischen Priester ermordet. Die Zahl der ermordeten und „verschwundenen“ Christen während der Verfolgung unter Diktator Kim Il-sung wird auf mehr als 300.000 geschätzt.
Der Heilige Stuhl versucht die Kirche auch in Nordkorea lebendig zu erhalten, indem die vakanten Bischofsstühle offiziell durch südkoreanische Bischöfe als Apostolische Administratoren besetzt werden. So verwaltet zum Beispiel Erzbischof Andreas Yeom von Seoul gleichzeitig auch die Diözese Pjöngjang – zumindest auf dem Papier.
Seit über 60 Jahren existieren im nördlichen Landesteil weder kirchliche Strukturen noch gibt es dort residierende Priester. Seit der Einweihung einer russisch-orthodoxen Kirche in der nordkoreanischen Hauptstadt im Jahr 2007, sind die Katholiken die einzige vor 1948 im Land anerkannte Religionsgemeinschaft, die über keinen Seelsorger vor Ort verfügen. Bisher konnten nur einige südkoreanische Priester, die im humanitären Einsatz tätig sind, gelegentlich eine Heilige Messe in Pjöngjang zelebrieren, allerdings ausschließlich in westlichen Botschaften.
Laut offiziellen Angaben sind 800 Katholiken im Land als solche anerkannt und damit deutlich weniger als die 3000, die jüngst von der Regierung genannt wurden. Asianews beziffert die tatsächliche Zahl der Katholiken unter Berufung auf örtliche Quellen auf höchstens 200 und diese sind inzwischen alle sehr alt.
Die vom Regime nach Vorbild anderer kommunistischer Staaten geschaffene Vereinigung der nordkoreanischen Katholiken behauptet der einzige Vertreter der Katholiken Nordkoreas zu sein. Bisher weigerte sich die Vereinigung jedoch mit Vertretern des Heiligen Stuhls zusammenzutreffen. In Rom herrscht der dringende Verdacht, daß es sich nicht einmal um Katholiken, sondern einfach irgendwelche damit beauftragte Funktionäre der Kommunistischen Partei handelt.
In Nordkorea darf nur der Staatskult von Kim Jong-il und seinem Vaters Kim Il-sung betrieben werden. Jede religiöse Präsenz wird vom Staat bekämpft, besonders Christen und Buddhisten, die zur systematischen Überwachung zur Zwangsmitgliedschaft in staatlichen Vereinigungen verpflichtet sind.
Offiziell betont das Regime, die Religionsfreiheit sei in Nordkorea durch die Verfassung „garantiert“. Unterstrichen wird die Behauptung mit Zahlenangaben, wonach es im Land 10.000 Buddhisten, 10.000 Protestanten und 3000 Katholiken gebe. Im ganzen Land gibt es nur drei Kirchen, die sich alle in Pjöngjang befinden. An den beiden protestantischen Kirchen wird nur Propaganda für das Regime und den Staatskult des „ewigen Präsidenten“ betrieben. An der einzigen katholischen Kirche des Landes ist kein Priester tätig. Einmal in der Woche versammeln sich die Gläubigen zum gemeinsamen Gebet. Die drei Kirchen gelten als „Aushängeschilder“ für die wenigen ausländischen Besucher, die in die Stadt kommen. Die Erzdiözese Seoul suchte bereits mehrfach in Nordkorea um die Erlaubnis an, zumindest einmal wöchentlich einen Priester nach Pjöngjang schicken zu dürfen, damit er die Heilige Messe zelebrieren könne. Das Ansuchen wurde immer abgelehnt.
Die christlichen Gemeinschaften des Landes sind besonders harter Repression unterworfen. Ein Christ steht unter doppeltem Verdacht, weil er prinzipiell mangelnder Loyalität gegenüber dem Regime beschuldigt wird und zweitens weil er unter dem Generalverdacht steht, mit ausländischen Mächten zu konspirieren. Die meisten Gläubigen sind seit Jahrzehnten gezwungen, ihren Glauben im Geheimen zu praktizieren.
Im kommunistischen Arbeiter- und Bauernparadies kann es auch die Todesstrafe bedeuten, wenn ein Christ bei einem nicht bewilligten Gebetstreffen an einem nicht bewilligten Ort erwischt wird. Allein schon der Besitz einer Heiligen Schrift gilt als Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Am 16. Juni 2009 wurde eine 33 Jahre alte Christin, Ri Hyon-ok zum Tode verurteilt und hingerichtet, weil sie „Bibel in Umlauf gebracht“ hatte.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Das tut weh, wenn man das liest, sehr weh. Dieses Vergessensein am Rande der Welt in einem so grauen Land.… Welche Trostlosigkeit! Ich stelle mir aber gerade vor, dass Jesus diesen Mann und seine Gefährten sicher ganz besonders besucht und getröstet hat. Ja, ganz bestimmt hat er das gemacht!
Wer betet für dieses Land und seine Christen?