(Venedig) An der Kunstbiennale von Venedig, die ab 1. Juni zum 55. Mal stattfindet, wird erstmals auch der Vatikan mit einem eigenen Pavillon vertreten sein. Der italienische Kunst- und Kulturkritiker Francesco Colafemmina kritisiert in einem Kommentar die Werkauswahl der dort gezeigten Künstler und die Kosten für den Ankauf der ausgestellten Kunstwerke.
Pavillon des Vatikans bei Biennale: 2,8 Millionen Euro vergeudet. Papst soll Verunstaltung stoppen!
von Francesco Colafemmina
Kardinal Meforio wird in einem Monat mit Pomp das große Ereignis bekanntgeben. Zum ersten Mal in der Geschichte seit dem wenig bekannten, 1895 durch Patriarch Giuseppe Melchiorre Sarto erlassenen Verbot für Katholiken an der dortigen Biennale von Venedig teilzunehmen, werden sich die Tore der bekannten internationalen Ausstellung für moderne Kunst für den Heiligen Stuhl öffnen.
Ein mediokrer, um nicht zu sagen horrender Pavillon wird die Werke von drei lebenden und einem verstorbenen Künstler beherbergen. Den illustren Leinwandstecher Lucio Fontana, dessen Via Crucis, bisher im Besitz der Galerie Niccoli von Parma für etwa 2 Millionen Euro vom Heiligen Stuhl, besser gesagt auf Empfehlung und Drängen von Gianfranco Kardinal Ravasi, dem Vorsitzenden des Päpstlichen Kulturrats für die Biennale erworben wurde. Die Kosten für die Werke der anderen drei Künstler werden auf etwa 800.000 Euro geschätzt. Wenn die ausgestellten Kunstwerke ein Minimum an ästhetischer Relevanz im Sinne der Vorgaben der katholischen Kirche hätten, wären in Zeiten knapper Kassen immer noch die überzogenen Kosten zu kritisieren.
Die Sache ist aber die, daß die Werke von minderwertiger Qualität sind und in völligem Gegensatz nicht nur zum päpstlichen Lehramt des ganzen vergangenen Jahrhunderts stehen (vor allem was die Abstrakte Kunst betrifft), sondern gerade auch zu dem, was in der Konzilskonstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium festgelegt wurde. Dort steht:
Vom Wesen her sind sie [die religiösen Künste, Anm.d.Autors] ausgerichtet auf die unendliche Schönheit Gottes, die in menschlichen Werken irgendwie zum Ausdruck kommen soll, und sie sind um so mehr Gott, seinem Lob und seiner Herrlichkeit geweiht, als ihnen kein anderes Ziel gesetzt ist, als durch ihre Werke den Sinn der Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu wenden. Darum war die lebenspendende Mutter Kirche immer eine Freundin der schönen Künste. Unablässig hat sie deren edlen Dienst gesucht und die Künstler unterwiesen, vor allem damit die Dinge, die zur heiligen Liturgie gehören, wahrhaft würdig seien, geziemend und schön: Zeichen und Symbol überirdischer Wirklichkeiten. Die Kirche hat mit Recht immer auch eine Art Schiedsrichteramt ausgeübt; sie hat über die Werke der Künstler geurteilt und entschieden, welche dem Glauben, der Frömmigkeit und den ehrfurchtsvoll überlieferten Gesetzen entsprächen und als geeignet für den Dienst im Heiligtum anzusehen seien.
Der Papst, der die Huldigung nach seiner Wahl abgeschafft hat, der Papst, der die goldenen Objekte archiviert hat, der die Kaseln und prächtigen Mitren ablehnt, der Papst, der den Armen nahe ist, müßte folgerichtig – und ganz unabhängig davon, ob es sich bei den Millionen um Schenkungen oder tatsächliche Ausgaben des Vatikans handelt – diesen unwürdigen Zirkus stoppen, die allein den Narzissmus eines Individuums und dessen Renaissance-Hofstaat befriedrigt.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bilder: Fides et Forma
- der Auswahl der Werke für die Ausstellung sollte die Auswahl des Verantwortlichen vorangehen. Der Vatikan! Er ist doch reicher an Kunst als jeder andere Aussteller! Und reich an Fachleuten. Die müssen dazu auch nicht Kardinal und nicht einmal Kleriker sein.
Das muss im Ratzingerpontifikat in die Wege geleitet worden sein, das hat Vorlaufzeiten, nicht untypisch für diesen damaligen Papst, überall dabei sein ist das Wichtigste
Die Meinungsfreiheit in Ehren – aber warum propagiert katholisches.info mit solcher Macht die Meinungen und Ausdünstungen eines völlig unbekannten Italieners und selbstbezeichneten „Kunst- und Kulturkritikers“? Wenn ich wöchentliche Absonderungen an die Redaktion sende, werde ich dann ins Italienische übersetzt und ebenfalls publiziert? Oder sind dafür besondere Qualitäten notwendig, die mir bei Herrn Colafemmina bisher verborgen geblieben sind? Originalität kann es sicher nicht sein…
Als Exponate des Vatikans und damit der Kirche offziell finde ich die Werke gräßlich und dazu noch die Ankäufe. Das sollte sich Kardinal Ravasi selber zahlen müssen. Was erhofft man sich davon?
Ich finde es gut, daß jemand auch in Deutschland darüber schreibt. Bisher habe ich noch nichts dazu gelesen. Warum also nicht Colafemmina? Gefallen Ihnen vielleicht die drei Werke als Ausdruck katholischem Kunst- und Schönheitsempfindens? Natürlich braucht es das obligate 100-Seiten-Handbuch dazu, damit man den „Sinn“ eines modernen Kunstwerks versteht oder Interpretationshilfen. Künstler und Kunst sind Ausdruck ihrer Zeit, das sagt alles über unsere „Moderne“ aus. In Venedig schaue ich mir lieber Canaletto, Tintoretto und Tizian an…
Ich bin froh, dass katholisches.info sich die Mühe macht, immer wieder Texte aus dem Italienischen zu übersetzen, vor allem, wenn ich wie in diesem Fall die Forderung des Autors ganz und gar unterstütze.
Die Beiträge von Herrn Colafemmina zeugen weder von Originalität noch Sachverstand. Von Kunst- und Kulturkritik zumindest versteht er nichts. Sein Beitrag artikuliert eher das „gesunde Volksempfinden“ …
Ich finde seine Beiträge entbehrlich und wenig hilfreich
Colafemminas Artikel ist sehr gut. Ebenso wie sein ganzer Blog sehr lesenswert ist.
Der Nepp und die Hochstapelei der sog. zeitgenössischen „Kunst“ hat jetzt also sogar im Vatikan Einzug gehalten, und das mit einem ziemlich heftigen Preiszettel. Michelangelo, Raffael, Bernini und Konsorten wären sicher neidisch geworden, besonders auf Werke wie der Stapel von gefaltetem Stoff, oder was auch immer das sein und darstellen soll. Aber wahrscheinlich reichen meine intellektuellen Kapazitäten schlichtweg nicht aus, um die Dimension dieser „Meisterstücke“ zu begreifen.
Sehr wahrscheinlich sogar…
Zum Glück habe ich ja Sie, sehr geehrter Victor! Bitte, bitte, helfen Sie doch meinem schlichten Gemüt auf die Sprünge und erklären mir ausführlich was das denn sein soll, dieser Stoffstapel.
Nicht er jetzt, schauen Sie sich doch an was in S. Giovanni die Rotondo für eine Kasperlkunst gemalt und gemacht wurde, in der Mitte der Leichnam von Pater Pio liegt, am besten passt die Statue von Papst Johannes Paul II. dort hin, dem man in Rom ein *** Denkmal setzte, und jetzt in Südamerika ein dekadent großes.
Die hier abgebildeten Kunstwerke finde ich persönlich zwar auch nicht schön und erhebend, kann mir aber vorstellen,dass die drei Künstler über solche laienhafte Kritik nur müde lächeln würden. Als ob es in der (modernen) Kunst um Erbaulichkeit ginge! Heute will man eher über Provokation, auch ästhetische, den Betrachter zum Nachdenken bringen. Was ich viel schlimmer finde, ist der finanzielle Aufwand füe diesen Pavillion. Passt überhaupt nicht zur „Kirche der Armen“!
Die Maske fällt.
Das ist also der neue, arme Vatikan. Stellt sich der Papst so die Armut und Demut vor?
Ich begrüße auch diese investigative Einblicke, aber ich glaube nicht, dass es sich bei den Bildern oben um die fraglichen Kunstwerke handelt, sondern vielleicht um andere auf der Biennale ausgestellten „Meisterwerke“. Die Google-Bildsuche ergibt andere Bilder für die Via Crucis von Lucio Fontana z. B. Ist aber auch nichts besonderes, soweit ich das sehe.