(Rom) Bis zur Eroberung des Kirchenstaates 1870 durch italienische Truppen, gab es in der Ewigen Stadt am Tiber nur das Christentum und das Judentum, also Kirche und Synagoge. Innerhalb des Christentums war nur die katholische Kirche anerkannt. Nach der italienischen Einigung, als der Papst ein „Gefangener“ im Vatikan war, änderte sich die römische Topographie der Sakralbauten.
Die erste nicht-katholische Kirche erbaute ab 1873 die Episkopalkirche (eingeweiht 1880), also der anglikanische Ableger in den USA. Die Episkopalen zollten dem damaligen politischen Zeitgeist ihren Zoll: Der Apostel Andreas in der Apsis hat das Gesicht von Abraham Lincoln, der Apostel Jakob jenes von Giuseppe Garibaldi, eines erklärten Kirchenfeindes und freimaurerischen Großmeisters des Großorients von Italien. 1914 folgten die Waldenser mit der ersten Kirche, 1922 auch die Lutheraner und zahlreiche weitere Denominationen.
1880 erste protestantische Kirche in Rom eröffnet
Die Orthodoxen sind erst seit 2004 mit einer eigenen Kirche in Rom vertreten, als Papst Johannes Paul II. die aus dem 6. Jahrhundert stammende katholische Kirche San Teodoro al Palatino dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel überließ. Das Moskauer Patriarchat erbaute im Park der Russischen Botschaft eine eigene Kirche, die 2009 eingeweiht wurde.
Heute finden sich auch in Rom die verschiedensten Religionen. Der katholische Charakter der Stadt ist unübersehbar. Was die Präsenz nicht-katholischer Konfessionen und nicht-christlicher Religionen anbelangt, unterscheidet sich die Stadt des Papstes und italienischen Hauptstadt nicht von anderen westlichen Großstädten.
In Rom steht größte Moschee und größter Buddha-Tempel Europas
Vor zwei Jahrzehnten wurde am Tiber die größte Moschee Europas errichtet. Nun kam auch der größte buddhistische Tempel Europas hinzu. Erbaut wurde er von chinesischen Buddhisten. Zur Eröffnung, die zufällig oder ausgerechnet am Ostersonntag stattfand, waren sechzehn buddhistische Mönche aus Taiwan angereist. Entstanden ist der Tempel am Stadtrand in der Gegend von Prenestino, einer Zone großer Lagerhallen, in denen täglichen lastwagenweise Waren „Made in China“ angeliefert werden. In Rom leben nach offiziellen Angaben rund 12.000 Chinesen, die fast ausnahmslos aus der südostchinesischen Provinz Zhejiang stammen. Wieviele von ihnen Buddhisten sind, ist nicht bekannt
An der Reinigungs- und Eröffnungsfeier des Tempels Hua Yi Si, die von den angereisten Mönchen durchgeführt wurde, nahmen rund eintausend Chinesen teil sowie Roms Bürgermeister Gianni Alemanno. Der ehemalige Neofaschist und heutiger Rechtsdemokrat bezeichnete die Existenz von Kultorten anderer Religionen als „Zeichen eines toleranten Geistes“, der die Stadt Rom kennzeichne. Der neue Tempel sei „ein Primat der Toleranz unserer Stadt. Wir haben bereits die größte Moschee Europas und nun haben wir auch den größten buddhistischen Tempel Europas“, zeigte sich das Stadtoberhaupt begeistert. „Im christlichen Rom und am Ostertag bekräftigen wir, daß die religiösen Werte für die ganze Menschheit gelten und dabei helfen, daß die menschlichen Wert wachsen. Deshalb bringen wir allen gegenüber große Nähe zum Ausdruck, die mit Anstand Religion praktizieren“, so Alemanno.
Am 11. Dezember 2012 hatte Italien, ausgenommen die Israelistische Kultusgemeinde, die seit der Römerzeit in der Stadt präsent ist, mit den Buddhisten und Hinduisten erstmals nicht-christliche Religionsgemeinschaften staatlich anerkannt. Die Stadt Rom hat den Tempelbau finanziell unterstützt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Roma Cattolica News
Steht umgekehrt in Peking auch die größte katholische Kirche Ostasiens?
Wohl eher nicht!
In China sind die Katholiken gezwungen, in den Untergrund zu gehen.