Ruhmreicher heiliger Joseph!
Du wurdest von Gott erwählt zum Nährvater Jesu, zum reinsten Bräutigam der stets unversehrten Jungfrau Maria, zum Haupt der Heiligen Familie.
Vom Stellvertreter Christi wurdest du bestellt zum himmlischen Patron und Schutzherrn der von Christus gestifteten Kirche.
Mit größtem Vertrauen bitte ich dich heute um deinen wirksamen Schutz für die ganze streitende Kirche.
In deiner wahrhaft väterlichen Liebe schirme in besonderer Weise den Heiligen Vater und alle Bischöfe und Priester, die mit dem heiligen Stuhle Petri in Verbindung stehen.
Nimm dich aller an, die inmitten der Leiden und Trübsale dieser Zeit am Heil der Seelen arbeiten!
Gib, daß alle Völker der Erde willig sich der Kirche fügen!
Denn sie ist für alle zum Heil unumgänglich notwendig.
Leo XIII.
Dieses Gebet zeigt überdeutlich: Papst Leo XIII. war nicht nur der Papst einer anderen Zeit, sondern auch einer anderen Kirche.
Warum?
„Mit größtem Vertrauen bitte ich dich heute um deinen wirksamen Schutz für die ganze streitende Kirche.“
Das II. Vatikanische Konzil hat den Ausdruck STREITENDE KIRCHE ausdrücklich verworfen und durch PILGERNDE KIRCHE ersetzt. Der Antrag eines (oder mehrer) Konzilsvaters, streitende Kirche als Beifügung anfügen zu dürfen, wurde definitiv abgelehnt.
Man kann es dogmatisch ausdrücken: Die Kirche hat sich bis zum Konzil als Hüterin und Lehrerin des Glaubens verstanden. Hüterin, d. h. den Glauben zu verteidigen, ihn vor Irrlehren zu schützen, war nicht zu trennen von der Lehrerin, den Glauben zu lehren, darzulegen, ihn zu erklären.
Mit Johannes XXIII. begann die „Wende.“ Man weiß aber nicht, wie weit er gegangen wäre, weil er während des Konzils starb. Im übrigen war er ein Verehrer des hl. Joseph, er hat ihn zum Canon Missae, zum Gedächtnis der Heiligen, hinzugefügt. Ein gelungenes Beispiel, wie man organisch eine liturgische Änderung vornimmt, ohne die Struktur und den Sinn zu beschädigen, sondern zu bereichern.
Die streitende Kirche wurde seit Paul VI. durch die Kirche des Dialogs, des Konsens, des allgemeinen Erbarmens, der Brüderlichkeit der gesamten Menschheit gegenüber, weitgehend vertauscht. Dass noch Reste bestehen, spricht nicht dagegen. Nach allen Zeichen, die Franziskus bisher gesetzt hat, werden diese Reste weiter eingeebnet.
Ich frage mich täglich: Was hätte Erzbischof Lefebvre dazu gesagt?
In diesem herausragenden Buch „Das Opfer unserer Altäre“ hat die Piusbruderschaft, die seine Ausführungen und Zitate zusammengestellt hat, ein klares Zeugnis abgelegt: Im ersten Teil geht es um die geistliche Tiefe, den Sinn, die Bedeutung des hl Messopfers. Im zweiten Teil geht es um die leidenschaftliche Kritik, die theologisch argumentatv scharfe Verurteilung der Messe Paul VI.
Das ist ein Beispiel sage ich ausdrücklich.
Fortsetzung:
Ein Beispiel, das zeigt: Die Lehre und die Abwehr von Irrtümern, durch die die Lehre zerstört wird, gehören untrennbar zusammen.
Trotz Krisen, Verfolgungen, Sittenverfall weltweit scheinen die Männer der Kirche fast unheilbar dem Konsens, dem Ausgleich, dem Dialog geradezu verfallen zu sein.
Die Bitte Leo XIII., an den hl. Joseph gerichtet, um Schutz für die streitende Kirche, wirkt heute wie eine Leerformel. Weil die dialogisierende Kirche die streitende Kirche weitgehend ersetzt hat.
Was hätte Erzbischof Lefebvre dau gesagt? Ein Mann der streitenden Kirche, ihr großartiger Verteidiger…
„Gib, daß alle Völker der Erde willig sich der Kirche fügen!
Denn sie ist für alle zum Heil unumgänglich notwendig.“
Wunderbar, einfach katholisch!