(Marktl am Inn/Rom) Es ist wieder einmal soweit: Wenn Bilder lügen. Oder besser gesagt, wenn Menschen einem Bild einen ganz anderen, als den tatsächlich dargestellten Inhalt zuschreiben und damit dessen Aussage manipulieren. Die Sowjetunion war ein Meisterfälscher und die NS-Zeit eignet sich offenbar ausgezeichnet für Manipulationen, wie nicht erst seit der umstrittenen Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung von Hannes Heer und Jan Philipp Reemtsma und der großen Wanderausstellung Bilder, die lügen der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bekannt ist.
Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller sagte in einem am 1. Februar veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung Die Welt : „Gezielte Diskreditierungskampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und auch bei uns in Europa haben erreicht, dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden. Hier wächst eine künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert.“ Deutschlands Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberg, die manipulierend eine Verbindung zum Holocaust behauptete, von der bei Müller nie die Rede war, bezeichnete die Aussage als „geschmacklos“.
Wirklich geschmacklos geriet hingegen nicht zum ersten Mal Papst Benedikt XVI. ins Visier der Manipulatoren. Nur ein kleines Beispiel dessen, was Kurienerzbischof Müller gemeint haben dürfte. Dem Papst wird gerne unterstellt, in jungen Jahren Nationalsozialist gewesen zu sein. Daraus wird die Anschuldigung abgeleitet, daß der katholischen Kirche ein Nazi vorsteht, was natürlich untragbar sei. Aber der Reihe nach.
Manipulation 1: Ratzinger mit Hitler im Sportpalast
Antiklerikale Kreise haben in Italien ein Bild auf Facebook in Umlauf gebracht, das angeblich den jungen Joseph Ratzinger auf einer NS-Kundgebung direkt vor dem „Führer“ Adolf Hitler zeigen soll. Zum Bild wurde gleich die moralisierende Anklage mitgeliefert: „Seht wen wir als Papst haben als er 14 Jahre alt war schäm dich beim beten verbreitet es [das Bild] bevor sie es entfernen“. Der Text enthält im italienischen Original eine Reihe von Rechtsschreibfehlern. „Ignoranz ist ein Charakteristikum des militanten Antiklerikalismus“, kommentierte UCCR.
Die Zuschreibung des Bildes ist eine offensichtliche Manipulation. Das Foto wurde nicht 1941/1942 aufgenommen, als Jospeh Ratzinger 14 Jahre alt, sondern am 3. September 1932 bei einer Veranstaltung der NSDAP im Berliner Sportpalast. Neben Adolf Hitler ist Prinz August Wilhelm von Preußen, der vierte Sohn des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II. zu sehen, der sich 1930 der Partei Hitlers anschloß. Da Joseph Ratzinger 1927 geboren wurde, war der künftige Papst zum Zeitpunkt, als das Foto in Berlin geknipst wurde, gerade fünf Jahre alt. Wer immer also der junge Mann in SA-Uniform vorne im Bild ist, Joseph Ratzinger war es jedenfalls nicht. Selbst jenen, die nicht bis fünf zählen können, hätte die gänzlich fehlende Ähnlichkeit zwischen dem unbekannten SA-Mann und dem heutigen Papst auffallen müssen. Doch Haß macht bekanntlich blind. Eine Tatsache, für die der antikirchliche Haß seit Jahrhunderten ausstellungsfüllendes Anschauungsmaterial liefert.
Manipulation 2: Ratzinger mit Hitlergruß
Bereits vor wenigen Jahren tauchte im Internet eine plumpe Manipulation auf. Ein Foto, das Joseph Ratzinger mit seinem Bruder Georg Ratzinger als Neupriester zeigt, wie sie bei ihrer Primiz den Gläubigen den Segen spenden und segnend die Arme ausbreiten, wurde so zurechtgeschnitten, daß man den künftigen Papst nur mehr mit der ausgestreckten rechten Segenshand sah. Dann wurde behauptet, das Bild zeige den jungen Ratzinger beim Hitlergruß. Sind die Manipulatoren diesmal anonyme Internauten auf Facebook, war es 2010 ein spanischer Universitätsprofessor für Journalistik an der Universität Madrid, der in einem Buch allen Ernstes das Bild als echt veröffentlichte. Kirchenfeindlichkeit und Manipulation kennen eben keine Bildungs- und Standesschranken.
Es war die Facebook-Seite der italienischen Postpolizei, die den neuen kirchenfeindlichen Angriff aufdeckte. Nur zur Erinnerung: Joseph Ratzinger, Jahrgang 1927, kam in einem katholischen Elternhaus zur Welt, das nie dem Nationalsozialismus anhing. Der künftige Papst war nie Mitglied der NSDAP oder SA, wie der eingekreiste Mann auf dem Foto (oben). Im Alter von 14 Jahren gehörte er gemäß NS-Jugenddienstpflicht automatisch per Gesetz der Hitlerjugend an wie alle deutschen Jugendlichen. Zumindest auf dem Papier galt das auch für den jungen Ratzinger, der allerdings nie in der HJ aktiv war. Gegen Kriegsende wurde er als 17-Jähriger vom Staat als Flakhelfer einberufen.
Mark Twain schrieb, daß die Lüge es um die halbe Welt schafft, noch ehe die Wahrheit sich die Schuhe angezogen hat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: UCCR
19. Mai 2010 19:53 Papst Benedikts wahre Geschichte Joseph und die Hitlerjugend
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Bis heute hält sich in England und den USA die Geschichte von der Nazi-Vergangenheit Ratzingers – gegen alle Tatsachen. Der heutige Papst Benedikt XVI. wurde gegen seinen Willen Hitlerjunge.
Von Matthias Drobinski
Der Brief stammt vom 4. März 1939: Gendameriemeister a.D. Joseph Ratzinger bittet um die Aufnahme seines Sohnes Joseph ins Traunsteiner Studienseminar, heute ein beliebtes Internat, damals eine Anstalt für Jungen auf dem Weg zum Priesterberuf. Ordnungsgemäß hat er alle Unterlagen beisammen: Ein Schreiben von Hubert Pöhlein, Studienrat am Gymnasium Traunstein, das den Jungen als brav, fleißig, zuverlässig lobt.
„From Hitler Yoth to Papa Ratzi“: So titelte 2005 die Sun nach Ratzingers Ernennung zum Papst.
(Foto: Foto: dpa)
Dann das ärztliche Zeugnis von Dr. Paul Keller, der hervorhebt, dass sich der Ernährungs- und Kräftezustand des Buben gebessert habe; bei mäßigem Untergewicht sei der Knabe bei guter Gesundheit. Die Aufnahmeprüfung besteht der Junge mit Bravour. Mit Beginn des dritten Gymnasialjahrs – heute wäre es das 7. Schuljahr – am 16. April 1939 tritt Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI., ins Traunsteiner Studienseminar Sankt Michael ein.
Ein wichtiger Abschnitt in Ratzingers Leben: Im Studienseminar reift seine Entscheidung, Priester zu werden. Und ein umstrittener Abschnitt im Leben des künftigen Papstes: Am 16. April 1941, seinem 14. Geburtstag, wird er Mitglied der Hitlerjugend. „From Hitler Youth to Papa Ratzi“ heißt 2005 die Headline des britischen Boulevard-Blattes Sun. Vor allem in den britischen und US-amerikanischen Medien hält sich die These: Über dem Pontifikat Benedikts liegt Adolf Hitlers langer Schatten.