Msgr. Guido Marinis „Botschaften“ zur Feier der Pfarrliturgien


Papst Benedikt XVI. mit seinem Zeremonienmeister Guido Marini(Vati­kan) Lit­ur­gia Cul­men et Fons ver­öf­fent­lich­te ein Inter­view mit Msgr. Gui­do Mari­ni, dem Zere­mo­nien­mei­ster von Papst Bene­dikt XVI. Das Gespräch führ­te der Prie­ster Don Enri­co Finotti.

Anzei­ge

Msgr. Mari­ni ist für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes zustän­dig, die eine Vor­bild­wir­kung für die gesam­te Kir­che haben. Der Zere­mo­nien­mei­ster nütz­te die Gele­gen­heit, um nicht nur auf die Fra­gen zu ant­wor­ten, son­dern auch kla­re Bot­schaf­ten aus­zu­sen­den, was in den lit­ur­gi­schen Fei­ern der Diö­ze­sen und der Pfar­rei­en nach dem päpst­li­chen Vor­bild umge­setzt wer­den sollte.

Kon­kret geht es um drei sol­cher „Hin­wei­se“, die Msgr. Mari­ni ele­gant in das Inter­view einfügte.

Entfernung der Kalenda aus der Christmette

1) Ent­fer­nung der Kalen­da aus der Christ­met­te. Obwohl es sich um einen wun­der­schö­nen Text han­delt, sagt Msgr. Mari­ni, kann in die Hei­li­ge Mes­se nicht ein­fach ein­ge­führt wer­den, was gefällt. Die Kalen­da oder fei­er­li­che Ankün­di­gung der Geburt des Herrn ist Teil des Stun­den­ge­bets und stammt aus dem Römi­schen Mar­ty­ro­lo­gi­um. Dort gehört sie auch hin oder mit ande­ren Wor­ten, sie ist, wie es in man­chen deut­schen Kir­chen auch der Fall ist, vom Kan­tor oder Prie­ster am Ende der Vigil zu sin­gen, die der Christ­met­te vor­aus­geht und deren Prä­lu­di­um darstellt.

Entfernung des Gloria von Lourdes aus der Heiligen Messe

2) Ent­fer­nung des Glo­ria von Lour­des und ähn­li­cher Glo­ria­ge­sän­ge aus der Hei­li­gen Mes­se. Der Gesang des Glo­ria, das zu Weih­nach­ten und zu Ostern nach den Wochen der vor­weih­nacht­li­chen (Advent) und vor­öster­li­chen Fasten­zei­ten, in denen es nicht gesun­gen wird, neu erklingt, ist ein Hym­nus, der auch in Hym­nen­form in einem Guß zu sin­gen ist. Es ist kein Respon­so­ri­um und kein Gesang mit Refrain. Aus die­sem Grund, so Msgr. Mari­ni, sind alle wie­der­ho­len­de Ant­wort­ge­sän­ge, die das Glo­ria unter­bre­chen, aus der Meß­fei­er zu ent­fer­nen, so schön sie auch erschei­nen mögen. Dazu gehört eben auch das soge­nann­te Glo­ria von Lour­des. Wört­lich sagt Msgr. Mari­ni, das Glo­ria „soll­te nie als Respon­so­ri­um gesun­gen werden“.

Keine Vermischung von heiliger Liturgie und Volksfrömmigkeit

3) Ja zur Volks­fröm­mig­keit, die jedoch klar von der Lit­ur­gie zu tren­nen ist. Nein zu emtio­nal-lit­ur­gi­schen Ver­men­gun­gen. Indem Msgr. Mari­ni dar­auf ver­weist, daß der Papst nach der Christ­met­te die Krip­pe auf dem Peters­platz besuch­te, nützt er die Gele­gen­heit, um auf das Ver­hält­nis zwi­schen Volks­fröm­mig­keit und Lit­ur­gie ein­zu­ge­hen. Es wäre abso­lut falsch, die eine abzu­wer­ten, um die ande­re in Gel­tung zu brin­gen. Die bei­den Aus­drucks­for­men des Glau­bens sind aber nicht mit­ein­an­der zu ver­mi­schen. Jede die­ser Aus­drucks­for­men der Fröm­mig­keit und des christ­li­chen Kul­tes haben ihren Platz und ihre Daseins­be­rech­ti­gung. Die Lit­ur­gie ver­kün­det und fei­ert das Myste­ri­um fidei in sei­ner geof­fen­bar­ten Voll­kom­men­heit und Voll­stän­dig­keit. Die Volks­fröm­mig­keit betrach­tet die­se Geheim­nis­se mit dem Gefühl und dem Her­zen. Die lit­ur­gi­schen Tex­te kön­nen nicht von den Ein­zel­nen aus­ge­tauscht oder ersetzt wer­den, weil sie die Objek­ti­vi­tät des Glau­bens­ak­tes aus­drücken und dies immer und über­all. Die Aus­drucks­for­men der Volks­fröm­mig­keit kön­nen sich hin­ge­gen ver­än­dern und an bestimm­te Orte und das Wesen ein­zel­ner Völ­ker anpas­sen, weil sie eine sub­jek­ti­ve Ant­wort auf die Ver­kün­di­gung sind und Aus­druck einer per­sön­li­chen Frömmigkeit.

Bei­de For­men, sowohl die Lit­ur­gie als auch die Volks­fröm­mig­keit sind in ihrem jewei­li­gen Bereich zu pfle­gen und zur Blü­te zu brin­gen, aber nicht zu ver­mi­schen, zum Bei­spiel um etwa eine grö­ße­re Teil­nah­me an der Lit­ur­gie oder eine mehr biblisch-lit­ur­gi­sche Fröm­mig­keit zu errei­chen. Letz­te­re ist meist zu ratio­nal durch­dacht, steif und kalt und kann sich kaum durchsetzen.

Das Gesag­te bedeu­te nicht, daß man nicht gegen unge­sun­de, über­trie­be­ne For­men der Volks­fröm­mig­keit ein­schrei­ten muß. Gegen sie ist eben­so vor­zu­ge­hen, wie auch jeder lit­ur­gi­sche Miß­brauch zu bekämp­fen ist.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Lit­ur­gia Cul­men et Fons

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1 Kommentar

  1. „Das Gesag­te bedeu­te nicht, daß man nicht gegen unge­sun­de, über­trie­be­ne For­men der Volks­fröm­mig­keit ein­schrei­ten muß. Gegen sie ist eben­so vor­zu­ge­hen, wie auch jeder lit­ur­gi­sche Miß­brauch zu bekämp­fen ist.“.

    Schö­ne Wor­te, aber wann end­lich wird der Vati­kan im Bezug auf den immer mehr aus­ufern­ten auch schwer­sten lit­ur­gi­schen Miss­bräu­chen aktiv? Denn wie ich lei­der aus eige­ner Erfah­rung gelernt habe, stellt sich die „Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re“ was lit­ur­gi­schen Miss­brauch betrifft, lie­ber auf Blind, Taub und Stumm. Daher bit­te kei­ne schö­nen Wör­ter mehr, son­dern setzt end­lich Taten.

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen.

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