(London) Die anglikanische Kirche von England und Wales spricht sich für die Zulassung von Schwulen als Bischöfe aus. Unter der Bedingung, daß sie zölibatär leben. Die Frage der Zulassung von homosexuellen Männern zum Bischofsamt beschäftigt die englischen Anglikaner seit zehn Jahren als „heißes Eisen“. Am 20. Mai 2003 wurde Jeffrey John zum Bischof der Diözese Reading gewählt. Gegen die Wahl des erklärten und praktizierenden Homosexuellen protestierten bibeltreue Anglikaner mit solcher Vehemenz, daß John seinen Verzicht bekanntgab, um eine Spaltung der Gemeinschaft zu verhindern. Seine homosexuellen Praktiken unterzog der Fast-Bischof keiner kritischen Überprüfung. Er wechselte zwar seinen „Lebensgefährten“, hat aber weiterhin einen. Derzeit ist dies offiziell der anglikanische Pastor Grant Holmes.
Homosexuelle Pastoren und Progressive feiern „revolutionäre“ Entscheidung
Über die Frage spaltete sich die anglikanische Gemeinschaft auf allen Ebenen. Nach mehrjährigen heftigen Debatte zeichnete sich immer deutlicher eine doppelte Spaltung ab: die Anzahl der Befürworter einer Neuinterpretation der Bibel und der kirchlichen Überlieferung, um Homosexuellen alle Ämter zu öffnen, ist in der anglikanischen Hierarchie deutlich stärker vertreten als unter den anglikanischen Gläubigen.
Der Erosionsprozeß, eine zweitausendjährige Tradition der Kirche über Bord zu werfen, erfolgte scheibchenweise. Kompromisse führten nicht zur Befriedigung der progressiven Fraktion, sondern leiteten jeweils neue Forderungsrunden ein. 2005 stimmte die Kirche von England für die Zulassung von homosexuellen Pastoren zum Kirchendienst, unter der Bedingung, daß die Betreffenden zivilrechtlich in einer staatlich anerkannten eingetragenen Partnerschaft leben, ein Reuebekenntnis für ihre bisherigen homosexuellen Praktiken abgeben und ein Keuschheitsgelübde ablegen, künftig nicht mehr homosexuell aktiv zu werden.
Homosexueller Fast-Bischof Jeffrey John als Frontmann zur Erstreitung eines Präzedenzfalles
Kaum waren erklärte Homosexuelle in den Kirchendienst zugelassen, begann der Kampf der schwulen Pastoren gegen anti-homosexuelle „Vorurteile“ und dafür, daß die Zölibatsforderung aufgehoben wird und die Zulassung von Homosexuellen nicht auf Pastoren beschränkt, sondern auch auf Bischöfe ausgedehnt wird.
Jeffrey John spielte den homosexuellen Frontmann, um einen Präzedenzfall zu erstreiten. Er bewarb sich erneut um ein Bischofsamt und wurde von der progressiven Front demonstrativ unterstützt. 2010 wurde ihm die Berufung wegen der geltenden Bestimmungen jedoch erneut verweigert.
In einem aufgereizten Klima zwischen Progressiven und Konservativen setzten die Bischöfe nun einen weiteren Schritt, um die „revolutionäre“ Entscheidung im liberalen Sinn durchzusetzen. Gestern entschied nun das Church’s House of Bishops einseitig, die 2005 für die Pastoren eingeführte Regelung künftig auch für die Ernennung von Bischöfen anzuwenden. Die Zölibatsverpflichtung bleibt aufrecht und gilt auch für homosexuelle Bischöfe. Obwohl die Entscheidung bereits Mitte Dezember fiel, gaben sie die Bischöfe erst jetzt bekannt, offenbar um den Weihnachtsfrieden nicht zu stören.
Wer sich Homo-„Ehe“ widersetzt ist ein„Heuchler“ – Bibeltreue ignorieren
Homosexuelle Pastoren wie Jeffrey John und progressive Kirchenkreise feierten die Entscheidung als „revolutionären“ und „historischen“ Schritt für die von König Heinrich VIII. von Rom abgespaltene Glaubensgemeinschaft. John kritisierte im vergangenen Sommer die Kirche von England als „letzten Hort des anti-homosexuellen Vorurteils“ und beschimpfte jene, die sich der Homo-„Ehe“ widersetzen als „Heuchler“. Die Mitglieder der Generalsynode rief er damals auf, „den Forderungen der konservativen Christen kein Gehör zu schenken, da sie es nicht verdienen und einfach zu ignorieren“ seien.
Bibeltreue Anglikaner kündigen Widerstand auf Generalsynode an
Bibeltreue Anglikaner gaben umgehend bekannt, den noch nicht rechtskräftigen Beschluß auf der nächsten Generalsynode zu bekämpfen. Anglican Mainstream spricht von einer „Salami-Taktik“, mit der die Glaubenslehre „aufgelöst“ werden solle. Die Vereinigung unter dem Vorsitz von Philip Giddings äußert starke Zweifel, daß die Bedingung eines zölibatären Lebens etwas wert sei. Anglican Mainstream sieht darin nur das Sprungbrett, um in der nächsten Runde, sind Homosexuelle erst einmal als Bischöfe zugelassen, auch diese Bedingung zu kippen. Ähnlich äußerte sich auch Michael Lawson, der Vorsitzende des Church of England Evangelical Council, der in Erinnerung rief, daß Homosexualität von der Bibel eindeutig verworfen werde. Die seit Jahren versuchte Zulassung Homosexueller habe den Widerstand gegen die Homosexualität geschwächt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Church of England