(Brüssel/Straßburg) Wenn Neutralität zur Leere wird, taucht irgendwann auch die Frage auf: „Wo ist Weihnachten geblieben?“ Diese Frage stellte nun Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Erst vor kurzem kritisierte Kardinal Bertone die Halloween-Kürbisse, die man im Europäischen Parlament zeigte, dem gleichzeitig das Zeigen des Kreuzes verpönt ist. Nun geht es um die Weihnachtgrußkarten des Parlaments ohne jeden Bezug auf Weihnachten. Abgesehen von einem Engel findet sich auf den sechs gedruckten Versionen der Weihnachtskarte und weiteren zehn Internet-Versionen kein Hinweis oder ein Symbol, das auf das christliche Hochfest hinweist.
„Dann sollen Brüsseler Bürokraten und Abgeordnete am 25. Dezember arbeiten gehen“
„Wenn das so ist, dann sollen sich die Brüsseler Bürokraten und Abgeordneten am 25. Dezember auch arbeiten gehen“, sagte Lorenzo Fontana, der Gruppensprecher der italienischen Lega Nord im Europaparlament. „Trotz der Versuche den Namen Gottes aus der Geschichte zu streichen, erstrahlt das Licht weiterhin über der Menschheit durch Christus“, hatte Papst Benedikt XVI. zu den Vertretern der kleinen Gemeinde Pescopennataro aus dem italienischen Molise gesagt, aus der dieses Jahr der Christbaum auf dem Petersplatz kommt.
Statt der Aufschrift „Frohe Weihnachten“ nur die Jahreszahl „2013“
Schon im vergangenen Jahr hatten die Weihnachtsgrußkarten des Europäischen Parlaments Staunen unter nicht wenigen Abgeordneten ausgelöst. Vertreter verschiedener Fraktionen richteten eine Anfrage an Parlamentspräsident Jerzy Buzek, in der sie aufforderten, die Weihnachtskarten künftig wieder mit „als christlich erkennbaren“ Symbolen zu drucken. Die Forderung fand offensichtlich kein Gehör. Die Weihnachtskarten 2012 zeigen stilisierte Weihnachtsbäume vor psychedelischem Hintergrund und verfremdeten Bildern des Europäischen Parlaments. Der Abgeordnete Fontana spricht von einem „weiteren Kapitel“ im „antichristlichen Feldzug“ Straßburgs, wo eine links-liberale Mehrheit den Ton angibt. Auf den „europäischen“ Weihnachtskarten findet sich nicht einmal der Aufdruck „Frohe Weihnachten“. Auf den Karten steht nur eine Zahl: „2013“. „Ein weiterer Versuch der Entchristlichung Europas durch die Zerstörung jedes Hinweises auf die Traditionen, Grundlagen und Wurzeln des Alten Kontinents“, so Fontana.
Islamisch-linke Stadtregierung Brüssels in der Kritik – 2011 kein Christbaum, 2012 ein Ärgernis
Neben den Weihnachtskarten ohne Weihnachten stößt auch ein futuristischer Baum auf dem Grand-Place auf Ablehnung. Er soll einen Christbaum darstellen, ist aber dermaßen verfremdet, daß ihn viele Bürger als „antichristliches Ärgernis“ betrachten. 2011 hatte die linksregierte Stadt Brüssel mit der Tradition gebrochen, auf dem großen Stadtplatz einen Christbaum mit Tausenden Lichtern aufzustellen. Bürgermeister Freddy Thielemans stützt seine Regierung auf die 16 Gemeinderäte seiner Sozialistischen Partei, von denen zehn Moslems sind. Mit Online-Petitionen forderten zahlreiche Bürger die Stadtverwaltung auf, wieder einen Weihnachtsbaum aufzurichten. Das 2012 sichtbar gewordene Ergebnis fand dennoch nicht die Zustimmung der Menschen. Mit Internet-Petitionen wurde nun ausdrücklich die Aufrichtung eines traditionellen Nadelbaums gefordert.
Weihnachtsbaum aus Österreich ließ Parlamentsverwaltung verrotten
Einen solchen, dreieinhalb Meter hoch, hatte die christdemokratische Österreichische Volkspartei Ende November dem Europäischen Parlament geschenkt. Die Tanne wurde medienwirksam in Empfang genommen, dann ließ sie die Parlamentsverwaltung unbeachtet verrotten.
Europäische Institutionen „zeigen wenig Respekt für die Bürger und deren Identität“
Den Verlust jeglicher Bezüge auf das Christentum beklagt der Abgeordnete Fontana. „Es ist bezeichnend, daß das europäische Motto ‚Einheit in der Vielfalt‘ in Wirklichkeit nur leere Worte sind, wenn die Europäischen Institutionen nicht einmal bei einem so fest verankerten, stark empfundenen und über die Religionsgrenzen hinaus anerkannten Fest wie Weihnachten imstande sind, etwas Sensibilität und Rücksicht gegenüber ihren Bürgern und deren Identität zu zeigen, die in ihrer großen Mehrheit Christen sind. Es scheint so, als sollten jene als negativ ‚anders‘ dargestellt und damit ausgegrenzt werden, die mit dem Weihnachtsfest eine tiefe religiöse Bedeutung verbinden“, so Fontana.
Pünktlich zur Weihnachtszeit setzt antichristlicher „Kreuzzug“ ein
Wie in Brüssel und Straßburg hat auch in verschiedenen europäischen Hauptstädten wieder pünktlich zur Weihnachtszeit der antichristliche „Kreuzzug“ eingesetzt. Ein Feldzug gegen die Weihnachtskrippe, den Christbaum, die Weihnachtslieder und traditionelle religiöse Darstellungen. In Frankreich, wenig südlich von Paris wurde in einem Kindergarten der Weihnachtsmann im Namen eines fiktiven und kalten Respekts vor Andersdenkenden und der Neutralität des Staates als „zu christlich“ verboten. In Caorso, einer Gemeinde nahe der italienischen Stadt Piacenza wurde in einer Schule jeglicher religiöser Bezug auf Weihnachten untersagt. Begründet wurde die Maßnahmen, daß „jede Sache, die sich auf eine einzige Religion bezieht und nicht alle Religionen berücksicht“ zu unterbleiben hätte.
Benedikt XVI.: Wenn die Menschen das Licht Gottes zu verdunkeln versuchen, herrscht „schreckliche Dunkelheit“
Jedes Mal, wenn der Mensch versuchte, das durch die Geburt Jesu in die Welt gekommene Licht auszulöschen, sei das Ergebnis eine schreckliche Dunkelheit gewesen, sagte Papst Benedikt XVI., als vor wenigen Tagen der Christbaum auf dem Petersplatz neben der Krippe beleuchtet wurde. In verschiedenen Epochen habe man versucht, so der Papst, das Licht Gottes durch irreführendes und verführerisches Blendwerk zu ersetzen. Was folgte, seien meist Zeiten schlimmster Gewalt gegen Menschen gewesen, in denen selbst die edelsten Begriffe ihrer wahren Bedeutung beraubt wurden. Begriffe wie Freiheit, Gemeinwohl, Gerechtigkeit wurden ihrer Herkunft aus Gott und dessen Liebe entkleidet und zum Spielball menschlicher Interessen ohne Bezug zur Wahrheit und zur Verantwortung.
Vor 2000 Jahren in die Welt gekommenes Licht strahlt ungebrochen über der Menschheit
Doch niemand sei es gelungen, das vor mehr als 2000 Jahren in die Welt gekommene Licht, das im Stall von Bethlehem seinen Ausgang nahm, auszulöschen, so Benedikt XVI. Es habe vielmehr in diesen Jahrhunderten und Jahrtausenden nichts von seiner Strahlkraft und Anziehung verloren und „erstrahlt weiterhin über der Menschheit“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CherryX/Wikicommons
Der Vorgang zeigt nur, wie weit das Niveau unserer Poltiker bereits gesunken ist. Rinder und Schweine, Enten und Gänse, Hunde und Katzen haben bekanntlich mit Religion ebenfalls nichts im Sinn!
Die Entchristlichung unseres Kontinents ist evident. Warum die Mehrzahl der katholischen Theologen glaubt, diesem Trend durch „Anpassung an das Heute“ irgendwie entgegenwirken zu können, bleibt ihr Geheimnis.
Jesuiten-General Arrupe glaubte, während der Konzilszeit fordern zu können, die Kirche müsse in die Welt eintauchen (sinngemäß). Der Prozess, sich immer weiter in die Welt hinein aufzulösen, schreitet voran. Das Weihnachtsfest ist schon lange seiner theologischen Bedeutung entkleidet und zu einer mythologischen Idylle umgedeutet worden. Das Europäische Parlament spiegelt diese Tatsache einerseits wider, andererseits verstärkt es sie noch. Denn die mythologische Idylle ist letztlich nur ein überflüssiges Gewand für die innere Leere. Wir erleben jetzt nur sichtbar die Folgen einer Entkernung christlicher Grundwahrheiten, die schon lange begann. Christen, die für sich persönlich gegen den Konsumrausch und für die Bedeutung von Weihnachten kämpfen, sind schon lange eine Minderheit.
Das Vorhaben zur fortschreitenden Entchristlichung Europas schreitet zügig voran.
Es ist erschreckend, in welchem Maße sich die Menschen dies alles gefallen lassen, teils aus persönlicher Bequemlichkeit, aus Nichtwissen, nicht Wahrhabenwollen oder aus Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung der Kirche gegenüber.
Doch selbst Atheisten und diejenigen, die sich dem christlichen Glauben nicht sonderlich verbunden fühlen, sollten einmal darüber nachdenken, ob diese Entwicklung insgesamt und auch für sie selbst nicht zur Gefahr werden kann.
Eine Gesellschaft, die ihrer Grundlage, auf die sie gegründet ist, gezielt und bewusst beraubt wird, kann keine gute Entwicklung nehmen.
Es könnte nämlich passieren, dass auch andere Werte, die den Menschen (noch) wichtig sind, einmal Schritt für Schritt getilgt werden, weil sie dem Denken bestimmter Politiker, der Eliten und einflussreicher Gruppen zuwiderlaufen.
Und dann …?