(München/Wien) Während des Vatileaks-Skandals um den Dokumentenklau des päpstlichen Kammerdienser Paolo Gabrieli konnten auch katholische Medien kaum der Versuchung widerstehen, ein bißchen Dan Brown zu spielen und die Angelegenheit durch viele dunkle Anspielungen und umso weniger Beweise aufzublasen.
Apropos Dan Brown. Beim Eurovision Song Contest 2013 will das deutsch-österreichische Priestertrio Die Priester für Deutschland ins Rennen gehen. In die deutsche Vorauswahl haben sie es bereits geschafft. Am 14. Februar entscheidet sich in Hannover, wer von den 12 übriggebliebenen Bewerbern für Deutschland nach Malmö reisen darf. Die drei katholischen Priester treten dort mit dem Titel Ave Maris Stella als Die Priester feat. Mojca Erdmann an, einer jungen Opernsängerin.
Über den Musikgeschmack läßt sich bekanntlich und dies sogar trefflich streiten, doch Die Priester haben Erfolg. Der Benediktinerabt Rhabanus Petri aus der niederbayerischen Abtei Schweiklberg, der Benediktinerpater Vianney Meister aus der oberbayerischen Abtei Sankt Ottilien und der Wiener Diözesanpriester, Verantwortlicher für die Berufungspastoral der Erzdiözese und Programmdirektor des katholischen Senders Radio Maria Österreich, Pfarrer Andreas Schätzle konnten von ihrer ersten CD Spiritus Dei mehr als 100.000 Exemplare verkaufen. Die zweite CD Rex Gloriae scheint dem nicht nachzustehen. Der Erlös kommt kirchlichen Hilfsprojekten zugute. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen. Der Erlös für die Künstler ist lächerlich gering. Er liegt durchschnittlich bei vier Prozent des Verkaufspreises.
Ob Kirchenmusik „den Pophimmel erklimmen“ kann, wie sich das Trio auf ihrer Internetseite fragt, wird sich am 14. Februar zeigen. Was aber hat das Airforce1.TV Music-Management des Trios geritten, im Video zum Lied als Franziskaner (also keine Mönche) verkleidete Komparsen wie Mönche auftreten zu lassen und das im Stil, als wären sie einem Dan-Brown-Roman entsprungen? Die Kapuzengestalten, die sich ständig durch das Bild bewegen, wirken lichtscheu, zum Teil sogar skurril bedrohlich, als trügen sie einen Dolch unter dem Gewande. Ein Tribut an die musikalische Pop- und literarische Fantasykultur? Was für einen Eindruck sollen nicht katholisch sozialisierte Jugendliche und Erwachsene vom katholischen Ordenswesen, besonders vom Mönchtum gewinnen?
Wir wollen hoffen, daß die zweifelsohne gute Absicht der drei Sänger erreicht wird. Und vielleicht können sie ja beim nächsten Video ein kompetentes Wort mitreden.
Text: Giuseppe Nari
Bild: Die Priester
Ich frage mich, ob die Priester in priesterlicher Kleidung auftreten dürfen, denn die Heilsarmee, die in der Schweiz den nationalen Vorentscheid gewonnen hat, darf nicht in Uniform auftreten.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hatte zuvor erklärt, die Heilsarmee dürfe nur ohne ihre Uniform und unter anderem Namen auftreten. Begründet wurden die Auflagen mit dem Reglement des Wettbewerbs; Lieder mit politischer oder kommerzieller Botschaft seien nicht gestattet.
An der dämonischen Kostümierung der finnischen Hard-Rock-Gruppe Lordi, die 2006 den Wettbewerb gewann, hat die Rundfunkunion keinen Anstoß genommen.
Das Video war ein noch größerer Schock, als das Lied selbst. – „Dan Brown“ trifft leider hundertprozentig zu. …und obendrein ist es eine grausame Pop-Verhunzung eines der schönsten unter den gregorianischen Hymnen, der nur ganz zu Beginn kurz anklingt!
Persönlich nehme ich es den drei Herren Patres auch übel, dass sie das bisher touristisch noch relativ „unschuldige“, wunderschöne Nationalheiligtum meiner Heimat Portugal, die Klosterkirche von Batalha und Grablege der Dynastie von Avis für diesen Schund zweckentfremdet haben. Soweit ist es mit der Kirche gekommen! – Wenn der Schund den Song-Contest gewinnen sollte, kann sich vielleicht das regionale Tourismusamt freuen, aber nicht die Katholiken.