(Vatikan) Nach den Theologen haben auch die Kardinäle und Bischöfe der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse ihre Zustimmung zur Seligsprechung von Papst Paul VI. erteilt, jenem Papst, der das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende führte und dessen Umsetzung veranlaßte, angefangen von der 1970 in Kraft gesetzten Liturgiereform. Mit keinem anderen Namen ist die sogenannte „Nachkonzilszeit“ mehr verbunden, als mit seinem.
Die Sitzung der Kongregation, die den Weg für die Seligsprechung frei machte, fand am 10. Dezember statt. Der Beschluß wurde einstimmig getroffen, wie der Vatikanist Andrea Tornielli berichtet. Alle Anwesenden stimmten für die Positio und sprachen sich damit für die Zuerkennung des „heroischen Tugendgrades“ aus. Giovanni Battista Montini war 1963 zum Papst gewählt worden und nahm den Namen Paul VI. an. Sein Pontifikat reichte bis 1978. Bereits die dieser Sitzung vorangegangene Theologenversammlung hatte einstimmig für die Seligsprechung gestimmt.
Kongregation stimmte Seligsprechung einstimmig zu
Zwei Schritte fehlen jedoch noch zur Seligsprechung. Das Dekret über die Zuerkennung des „heroischen Tugendgrades“ kann nur der Papst erlassen. Dies wird, so Tornielli, für den kommenden 20. Dezember erwartet. An diesem Tag wird Kardinal Angelo Amato, der Präfekt der Selig- und Heiligsprechungskongregation von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen. Dabei werden laufende Verfahren besprochen und dem Papst entsprechende Dekrete unterbreitet. Die Zustimmung Benedikts XVI. zur Seligsprechung des Montini-Papstes, so Tornielli, sei nach den einstimmigen Voten der Theologen und der Kongregation “so gut wie sicher“. Da es, so Tornielli, im Gegensatz zu Papst Pius XII. und Papst. Pius IX. keine historischen Konfliktmomente gebe, scheint auch diesbezüglich nichts im Wege zu stehen. Bei Papst Pius XII. nahm sich Papst Benedikt XVI. nach öffentlicher Kritik „mehr Zeit“, um die Gestalt und das Pontifikat genauer zu prüfen. Sollte Benedikt XVI. am 20. Dezember das Dekret unterzeichnen, wird Paul VI. der Titel eines Ehrwürdigen Dieners Gottes zuerkannt.
Der zweite Punkt ist die Anerkennung eines Wunders, das auf die Fürsprache Pauls VI. zurückzuführen ist. Pater Antonio Marrazzo, der Postulator des Verfahrens hat aus den verschiedenen Hinweisen eine „nicht erklärbaren“ Heilung, die vor 16 Jahren in Kalifornien erfolgt sein soll, ausgewählt. An einem noch ungeborenen Kind hatten die Ärzte schwere Mißbildungen festgestellt und eine schwere geistige Behinderung diagnostiziert, sollte das Kind zur Welt kommen. Die Ärzte drängten die Mutter als einzigen Ausweg auf die Abtreibung ihres Kindes. Die Frau lehnte die Tötung ihres Kindes jedoch ab und entschloß sich, die Schwangerschaft zu Ende zu führen. Dafür vertraute sie sich im Gebet Papst Paul VI. an, der 1968 die Enzyklika Humanae vitae verfaßt hatte, und bat ihn um seine Fürsprache bei Gott. Das Kind kam ohne Schwierigkeiten zur Welt und ist völlig gesund. Fünfzehn Jahre wurde zugewartet, um sicher zu gehen, daß keine Spätfolgen auftreten würden, bis die „wunderbare Heilung“ kirchlich in die Akten genommen wurde.
„Große Bedenken“ von traditionsverbundener Seite
Wie Tornielli weiter berichtet, denke man im Vatikan daran, Papst Paul VI. am Ende des Jahrs des Glaubens seligzusprechen. 2013 jährt sich zum 50. Mal seine Wahl zum Kirchenoberhaupt und zum 35. Mal sein Todestag.
Traditionsverbundene Kreise äußern „sehr große Bedenken“ gegen eine Seligsprechung und sprechen von einem „unangebrachten“ Schritt, so Messa in Latino. Bedenken werden gegen den „heroischen Tugendgrad“ erhoben, da Paul VI. „durch etwas mehr heroisches Verhalten und Mut“ schwerwiegende „Fehler“ für die Kirche vermeiden hätte können. Der Papst habe, „trotz seines guten Willens culpae in vigilando“.
Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides
Was haben Benedikt XV., Pius XI. und Pius XII. bloß falsch gemacht? Was haben sie verbrochen, muss man schon fragen. Warum werden sie nicht seliggesprochen?
Das ist ja wohl nicht zu fassen: Wir haben einen fast beispiellosen Niedergang in der Kirche. Und die Art, in der die Päpste ihr Lehramt ausüben – oder nicht ausüben – hat damit gar nichts zu tun? Die Bischöfe, die von den Konzils- und Nachkonzilspäpsten ernannt wurden, die seelenruhig die Weitergabe des Glaubens halbagnostischen bis agnostischen Theologen überlassen, haben ihre Vorliebe für die Zeitgeisttheologie erst nach ihrer Ernennung entdeckt, oder sie haben die Päpste alle vorher getäuscht?
Seligsprechung als Politik. So kann man die neue Messe absichern. Und das Konzil zum Superdogma erheben. Hoffentlich wird der Heilige Vater nicht von jenen Kräften im Vatikan unter Druck gesetzt, die hinter dem räuberischen Kammerdiener stehen. Denn an dessen Einzeltäterschaft glaubt kein papsttreuer katholischer Journalist.
Fortsetzung:
Verschwörungstheorie? Schön wäre es…
Und wenn kein Zusammenhang besteht, dass es in Rom Machtkämpfe gibt zwischen Progressiven und Traditionstreuen, daran ist wohl nicht zu zweifeln.
Dass Progressisten für ihre Machtspiele auch eine Seligsprechung missbrauchen, davon kann man ausgehen.
Aber zurück zur Ausgangsfrage: Welche Fehler haben die Vorkonzilspäpste begangen? Was hebt die Konzilspäpste über sie hinaus?
Von den Punkten, die cuppa schon angesprochen hat, abgesehen, scheint mir eine Seligsprechung Paul VI. auch aus folgendem Grund nicht klug zu sein:
Es entstünde der Eindruck eines Automatismus.
So, als hätten die Päpste geradezu einen Anspruch darauf, selig gesprochen zu werden.
Ich glaube nicht, dass sich die katholische Kirche damit einen Gefallen tun würde.
Auch mir treibt die „Seligsprechungspolitik“ des Vatikan langsam die Sorgenfalten auf die Stirn. Es könnte für viele so aussehen, als ob mit den Protagonisten des Konzils auch gleich selbiges selig gesprochen und endgültig jeglicher Kritik enthoben werden soll. Wo ist die allgemeine Verehrung, wo ist der heroische Tugendgrad, wo der beispielhafte Glaubensmut, wo sind die untrüglichen Wunder- und Heilszeichen, die einen solch zutiefst spirituellen Akt wie den einer Seligsprechung auslösen sollten? Die Seligsprechung von Paul VI. – und nicht nur diese – scheint mir ziemlich übereilt und konstruiert, eben zweckgebunden zu sein, und da steht die Kirche letztlich in der Gefahr, ihren sensibelsten Bereich, die Spiritualität, der Fragwürdigkeit preiszugeben.
Ein uneingeschränktes „Ja“ zu Ihren Ausführungen!
Neben den „Sorgenfalten“, die es Ihnen auf die Stirn treibt, habe ich auch ein ganz ungutes „Bauchgefühl“ dabei.
Was auch immer die gutgemeinte Absicht dieser Ernennung sein mag, ist sie deshalb schon klug?
Für die Kanonisierung geht es ausschließlich um die Frage des heiligmäßigen Lebens und der damit verbundenen Vollendung des Lebens im Herrn.
Die geschichtliche Bedeutung eines Papstes kann nur die Geschichte selbst beantworten. Eine Ausnahme bildet hier Johannes Paul II, dem wir den Zusammenbruch des Kommunismus und die Wiedervereinigung Deutschlandes wesentlich mitverdanken.
Das Konzil ist ausschließlich nach seinen Dokumenten zu beurteilen. Die Ausführungsbestimmungen stammen nicht von den Konzilsvätern. Hier haben sicher EÃnflüsse der 68er eine Rolle gespielt.
Auch Dorothy Day wurde der Titel eines Ehrwürdigen Dieners Gottes zugesprochen, und bei ihr handelte es sich um eine zwielichte Lenin-Mao-Befürworterin.