Liebe Brüder und Schwestern!
In der heutigen Katechese möchte ich mich der Frage widmen, wie wir heute zu unseren Mitmenschen von Gott sprechen können. Wir können davon ausgehen, daß es bei den meisten Zeitgenossen irgendwie ein Wissen um Gott gibt. Aber es besteht doch ein Dilemma zwischen diesem stillen Anspruch der göttlichen Wahrheit, der in uns da ist, und den vielfältigen Stimmen, die unsere Gesellschaft und unser tägliches Leben prägen. Von Gott sprechen heißt zunächst sich darüber im klaren sein, was wir den Menschen bringen, nämlich die Antwort auf die grundsätzliche Frage, auf das Warum und auf das Wie unseres Lebens. Deswegen brauchen wir einen vertrauten Umgang mit Gott im Gebet und durch das Betrachten der Heiligen Schrift. Es braucht eine Leidenschaft für die Sache des Herrn und zugleich die Demut der kleinen Schritte. Eine Rückkehr zur Einfachheit, zum Wesentlichen der Frohen Botschaft ist notwendig; zur Tatsache, daß der Gott der Liebe uns in Jesus Christus nahe kommt, sich für uns hingibt am Kreuz und daß er uns in seiner Auferstehung Hoffnung schenkt auf ein Leben in Fülle, das kein Ende hat. Um von Gott sprechen zu können, müssen wir selbst ihm Raum geben und ihm Vertrauen schenken, daß Er da ist, daß Er wirkt, daß Er unserer Schwachheit zur Hilfe kommt. Aus dem Evangelium lernen wir, daß Christus aus dem unmittelbaren Kontakt zum Vater spricht und handelt. Und so soll, entsprechend unserer kreatürlichen Bedingung, auch unser Leben im Glauben und in der Liebe aus der Zwiesprache mit dem lebendigen Gott erwachsen, aus dem ständigen inneren Nahesein bei ihm. Nur wenn wir selbst ihm nahe sind, können wir andere ihm nahebringen. Ein solches Bei-Gott-Sein mit unserem Innersten führt zu einem Einklang zwischen unserem Inneren und unserem Tun, zwischen dem, was wir sagen, und der Art, wie wir leben, wie wir die Schöpfung achten. Schließlich ist der bevorzugte Ort für das Sprechen von Gott die Familie, wo alle Glieder sich in der Einübung gegenseitiger Hingabe einüben müssen in das Miteinander – auch das Miteinander mit Gott – und im Vertrauen ein Gespür dafür bekommen, wie Gott ist und wie Er der Welt Gutes gibt.
Ganz herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Gäste. Gott steht unserer menschlichen Existenz nicht fremd gegenüber; er ist vielmehr der Grund der Würde und der Einzigartigkeit des Menschen. Wir wollen dieser Gnade als Zeugen seiner Liebe gerne entsprechen. Der Herr begleite euch alle auf eurer Pilgerfahrt mit seinem reichen Segen.
Bild: Sergey Gabdurakhmanov/flickr.com
Hiermit hat der Papst auf die Intervention von Kardinal Meisner bei der Bischofssynode geantwortet.
Dies ist wieder eine Heranführung, die eher aus dem Glauben heraus, denn aus der Weisheit erfolgt. Aus dem Glauben heißt, es wird vom hl. Vater der Stimmungshintergrund aufgebaut, der den Glauben entstehen läßt. Das ist in etwa ein „versucht, so wie ich zu fühlen, dann seid ihr nahe dran“. Das schöne daran ist, wer so fühlt, kann sich eigenständig weiter in den Glauben vertiefen.
Aus der Weisheit würde heißen, eine klare didaktische Herleitung der Glaubensinhalte zu geben. Dazu gehört auch die Erörterung, wie nach 2000 Jahren das Wesentliche einen veränderten Zugang zum Verstehen hat und warum das so ist. Es ist ja heute der Intellekt, der die Menschen leitet und nicht mehr das Empfinden, Hineinfühlen und bildliche Vorstellen. Christus hat den Menschen Gleichnisse gegeben, weil sie sonst nicht verstanden hätten. Heute verstehen sie nicht, wenn es den Intellekt nicht überzeugt.