(Berlin) In Berlin wurde ein neues traditionsverbundenes katholisches Priesterseminar eröffnet. In der deutschen Bundeshauptstadt besteht seit dem Jahr 2003 das Institut St. Philipp Neri (ISPN). Das von Pater Gerald Goesche ins Leben gerufene Institut orientiert sich an der Spiritualität der Oratorianer. Es wurde 2004 von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei als Gesellschaft des apostolischen Lebens päpstlichen Rechts anerkannt. Dem Institut, das die heilige Liturgie in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus zelebriert, steht Pater Goesche als Propst vor. Die Seminaristen des ISPN studierten bisher am Internationalen Priesterseminar der Petrusbruderschaft in Wigratzbad am Bodensee.
Die institutseigene Baronius-Akademie für Theologie und Philosophie wird von Rektor Thomas Jatzkowski geleitet und nahm den Studienbetrieb mit 5. November und zwei Seminaristen auf. Die Einrichtung bietet bis zu 25 Studenten Platz und steht auch Gasthörern offen. Das Institut St. Philipp Neri will mit der Akademie ein Angebot für jene Männer schaffen, „die beim gegenwärtigen Zustand des kirchlichen Bildungswesens bisher keinen für sie gangbaren Studiengang für den Weg zum Priestertum erkennen konnte, eine weitere Alternative im durchaus vielgestaltigen Bereich der Tradition.“
Während alte Seminare schließen, wachsen Priesterseminar der Tradition
Der promovierte Philosoph Thomas Jatzkowski (Jahrgang 1970), dessen Familie aus Ostpreußen stammt, trat Ende der 90er Jahre in die Piusbruderschaft ein und leitete zuletzt deren Hamburger Priorat. Vor zwei Jahren wechselte er in das Institut St. Philipp Neri nach Berlin.
Die Seminaristen der Erzdiözese Berlin studieren in der Regel in Erfurt. Berlin unterhält derzeit nur ein Pastoralseminar. Zudem besteht in der Bundeshauptstadt ein Priesterseminar des Neokatechumenalen Weges. Die Baronius-Akademie ist die einzige der Tradition verpflichtete Priesterausbildungsstätte in den neuen Bundesländern. Die Akademie des ISPN ist die dritte Priesterausbildungsstätte der Tradition im deutschen Sprachraum. Die beiden anderen befinden sich in Bayern: das Internationale Priesterseminar St. Petrus der Petrusbruderschaft in Wigratzbad (Diözese Augsburg) und das Internationale Priesterseminar Herz Jesu der Piusbruderschaft in Zaitzkofen (Diözese Regensburg).
Drei Ausbildungsstätten: Wigratzbad, Zaitzkofen, Berlin
Pater Goesche, Jahrgang 1960, wurde 1986 nach dem Studium der Philosophie und Theologie für die Diözese Aachen zum Priester geweiht, anschließend promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom im Fach Kunstgeschichte. Mit dem ehemaligen Jesuiten und Gründer des traditionsverbundenen Ordens Servi Jesu et Mariae, Pater Andreas Hönisch verbunden, wirkte Pater Goesche zwei Jahre in der Pfarrseelsorge in der niederösterreichischen Diözese St. Pölten. Von progressiven Gläubigen vertrieben, schloß er sich der Piusbruderschaft an, blieb jedoch der Diözese Aachen inkardiniert. Nach sechs Jahren der Seelsorge für die von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Bruderschaft in Berlin trennte er sich mit vier Priesteramtskandidaten von der Piusbruderschaft. In Berlin gründete er ein altrituelles Oratorium des hl. Philipp Neri. Im Papst Benedikt XVI. verbundenen, monatlich erscheinenden Vatican-Magazin schreibt Propst Goesche die ständige Kolumne Roma Amor.
Die traditionsverbundene Ausbildungsstätte ist nach dem Oratorianer und Kardinal Cesare Baronio (1538–1607) benannt, dem Papst Benedikt XIV. 1745 den Titel eines Ehrwürdigen Diener Gottes zuerkannte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Institut St. Philipp Neri