(Rom) Am vergangenen Mittwoch sprach Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Katechesen über das Gebet in der Liturgie. In der Liturgie ist es Gott, „der uns die Worte anbietet“. „Wir müssen in das Innere der liturgischen Worte, in ihre Bedeutung eindringen, sie in uns aufnehmen, uns in Einklang mit diesen Worten bringen, so werden wir Kinder Gottes, Gott ähnlich.“ Wenn man aber von der Lehre zur Praxis übergeht, sieht es anders aus. „Es ist bekannt, daß verschiedene Priester eine ‚kreative‘ Vorstellung von der Liturgie haben, in der sie die Schauspieler, Drehbuchautoren und Choreographen sind“, wie der Vatikanist Sandro Magister schrieb.
In einer Pfarrei, der Ort spielt eigentlich keine Rolle, es gibt ihn aber er könnte irgendwo und überall zwischen Madrid und Berlin, Paris und Rom sein, gibt es einen Pfarrer, der bei Kommunionspendung sagt, was er will. „Offensichtlich weil er nicht an die Realpräsenz Jesu im konsekrierten Brot und Wein glaubt“, so Magister. Davon hörte auch der Philosoph und Religionssoziologe Pietro De Marco aus Florenz und griff zur Feder:
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In memoriam Christi
von Pietro De Marco*
Man erzählt mir, nicht ohne ironische Besorgnis, daß ein wegen seiner Exzentrik bekannter Pfarrer einer toskanischen Diözese, die heilige Eucharistie den Kommunizierenden mit den Worten „Im Gedenken an Christus“ spendet, statt mit der verbindlichen und grundlegenden Formel: „Der Leib Christi“.
Da es dieser Pfarrer liebt, sich als kirchlichen ‚Profi‘ zu bezeichnen, ist sicher, daß er als Profi seine Formel bewußt gebraucht: Um damit ohne Ehrfurcht seine Leugnung der Realpräsenz Christi in den eucharistischen Gestalten zur Schau zu stellen und zu verbreiten.
Über das reale Ereignis in der Konsekration gibt es keinen Zweifel in der „lex orandi“, das heißt in den Ausführungen des liturgischen Kanons. Nicht von ungefähr, verehrt der Priester sofort nach der Konsekration die Hostie. Gleiches sollten auch die Gläubigen tun, statt des derzeitigen Durcheinanders im Verhalten und ganz besonders statt des Stehens, das von manchen Liturgikern empfohlen wird.
Die Glaubenslehre in der Frage ist ebenso eindeutig und konstant. Zur Erinnerung sollten wir das nie abgeschaffte „Decretum de SS. Eucharistia“ des Konzils von Trient lesen (Denzinger-Hünermann Nr. 1651–1656) und im Katechismus der Katholischen Kirche, der genau vor 20 Jahren erlassen wurde (Nr. 1373 ff). Im Katechismus findet sich das, was als dogmatisch betrachtet wird am Corpus der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Die verbreitete theologische Kultur hingegen schwankte und schwankt in diesem Punkt auf schädliche Weise, und ist verantwortlich für diese Folgen, vor allem im Klerus. Der genannte unbesonnene Pfarrer ist sicher Frucht dieser Ausbildung, die in den Seminaren verbreitet wird oder auf manchen theologischen Fakultäten, oder durch die spätere Lektüre der „Meister“ der internationalen theologischen Literatur.
Man las nicht gestern, sondern vor Jahren, daß der Großteil des holländischen Klerus der letzten Generationen nicht an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie glaubt. Weswegen wohl, wenn nicht aufgrund einer abweichenden, verirrten dogmatischen und liturgischen Ausbildung?
Wer auch immer dafür verantwortlich ist, der Gebrauch der Formel „Im Gedenken an Christus“ statt „der Leib Christi“ ist nicht nur unvorsichtig und unangemessen. Er ist viel mehr. Er setzt die Überzeugung voraus, die, selbst wenn man es noch so zurückhaltend formulieren wollte, den Beigeschmack einer Häresie hat.
Gegen den konkreten Fall wird der zuständige Bischof nach entsprechenden Ermittlungen vorzugehen haben. Es muß aber noch einmal an den kontinuierlichen Skandal erinnert werden, auch in weniger schwerwiegenden Punkten, der durch die Unkenntnis der Glaubenslehre, gekoppelt mit Ignoranz und theologischer Korruptheit von Priestern erfolgt. Priester wie diese haben willkürlich in sich selbst und wahrscheinlich auch in ihren Laienmitarbeitern und zum Teil auch in den ihnen anvertrauten Gläubigen die sakramentale Wahrheit zerstört, indem sie das Grundlegende der Existenz und des Fundaments der Kirche angreifen: den rechten Glauben des Gottesvolkes.
Die Kirche steht dieser Sünde und diesem crimen alleine gegenüber. Sie findet weder jene Unterstützung noch konkurrierende Anregung durch die weltliche Gerichtsbarkeit wie im Kampf gegen Fälle von Pädophilie. Die kontrollierende und korrigierende Aufgabe steht ihr zur und sie ist angehalten sie auch auszuüben. Es handelt sich um eine notwendige und mutige Aufgabe, denn der diese Vorfälle erzeugende Kontext ist sehr umfangreich. Es wäre nicht schwierig in einer beachtlichen Zahl von theologischen Büchern, die von katholischen Verlagen in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, Seiten zu finden (die nie einer kritischen Überprüfung unterzogen wurden, obwohl dies so sein sollte), die hinter zweideutigen Worten versteckt, ganz konkret zur Entwertung, Metamorphisierung und vagen Spiritualisierung der Transsubstantiation anstiften.
Die Möglichkeit, daß die im kleinen toskanischen Fall offenkundig gewordene Haltung mehr oder weniger verborgen auch in anderen Priestern vorhanden ist, läßt im Sinne des Nikodemus erschaudern. Die Aufgabe der bevorstehenden Bischofssynode mit ihrem Heer an klugen Sachverständigen wäre meines Erachtens nicht, ein halbes Jahrhundert moderner Aufforderungen zur christlichen Verkündigung zu bekräftigen, sondern energisch im Klerus und unter den Laien jene gemeinsame Glaubenslehre wiederzuerrichten, ohne die jede Äußerung der Kirche nicht von jenen des postmodernen Nihilismus unterscheidbar bleiben wird.
Wenn die Bischöfe der ganzen Welt, von pastoraler und politischer Vorsicht und zuweilen von Unsicherheit in der Glaubenslehre gebremst, nicht die Kraft haben sollten, dafür Sorge zu tragen, müßten die einfachen Gläubigen es tun – jene die es dank einer guten christlichen Formung noch tun können – und in Unterscheidung der Geister zu verbreiteten aber offensichtlich irrigen Meinungen und Verhaltensweisen, den Katechismus zur Hand, „Nein“ sagen.
*Pietro De Marco, ao. Professor für Religionssoziologie an der Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Florenz und am Institut für Religionswissenschaften, zuvor Lehrbeauftragter für Vergleichende Religionssysteme an der Politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Florenz.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Crossed the Tiber
Es scheint mir nicht die Zeit zu sein, um bei liturgischen und ähnlichen Verfehlungen munter zur Tat zu schreiten.
Liturgische Verfehlungen sind leider an der Tagesordnung. Es gibt dazu ein Beispiel, das vielleicht endlich in Bezug auf die Handkommunion erschüttern sollte:
An Karfreitag des Jahres 2009 geschah das Unvorstellbare: An diesem Tag ließ der Mainzer Generalvikar (ich wiederhole an DIESEM Tag!) den Leib des Herrn bei der Spendung der Kommunion auf den Boden fallen! Der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann war direkt nebenan bei der Austeilung der Kommunion. Es wäre die einzige richtige Konsequenz gewesen, den Generalvikar von der Spendung sofort zu suspendieren, aber es geschah nichts. Ein ernster Blick und es ging weiter. Der liturgische Mißbrauch fängt bei der Zulassung von ungeeigneten Spendern an. Und da ist die DBK und die Gottesdienstkongregation in bezug auf den NOM verantwortlich. Das sind die Früchte jener falsch verstandenen participatio actuosa, die auch bei einem Generalvikar negative Folgen haben. Und was geschieht in Rom mit dem NOM, weiter nichts…Sta in Fide FSSPX!