Die deutsche Satirezeitschrift Titanic sorgte mit der Titelseite ihrer Juli-Ausgabe für internationales Aufsehen. Eine Fotomontage über Papst Benedikt XVI. sorgte für Empörung. Der Heilige Stuhl erwirkte umgehend eine einstweilige Verfügung wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Die Zeitschrift legte nun in der August-Ausgabe nach, deutlich subtiler, deutlich ambivalent. Das Satirezeitblatt gibt sich begeistert über das große Interesse, das der Skandal für das Blatt auslöste. Der Chefredakteur Leo Fischer freut sich über eine angebliche Verkaufssteigerung von 70 Prozent und erhofft sich ironisch vom Papst weiteren „Segen“, wie ihn die Süddeutsche Zeitung zitiert.
Bei aller Empörung fehlt es nicht an Stimmen, die den vom Vatikan eingeschlagenen Rechtsweg für ungeeignet halten. Man solle „so etwas“ ignorieren. Man würde „erst recht“ für Aufmerksamkeit sorgen. Es „helfe“ ja nur den Verkaufsstrategen der Zeitschrift, die von Provokationen lebt. Diese Meinungen geben sich durchaus wohlmeinend und haben sogar etwas Plausibles an sich. Treffen sie aber den Kern des Problems? Von den katholischen „Verstehern“ blasphemischer Angriffe egal in welcher Form und von welcher Seite, ganz zu schweigen.
Die Titanic-Titelbilder sind nur die Spitze eines Eisberges. Das Christentum und die katholische Kirche werden laufend auf vielfältigste und übelste Weise herabgesetzt. Das gab es in verschiedenen Jahrhunderten. Der Unterschied liegt jedoch darin, daß man sich heute nicht mehr dagegen wehrt. Die Titanic-Fotomontagen erregen Aufsehen, vielleicht weil sie Extrembeispiele sind, vielleicht auch nur, weil der Heilige Stuhl es sich nicht mehr gefallen hat lassen. Tatsächlich ist die Reaktion des Vatikans etwas Neues. „Extrem“ sind sie, weil sich die Menschen, weil die Christen längst zuviel ertragen und sich gar nicht mehr empören über die „alltäglichen“ Verunglimpfungen ihrer Religion.
Haben sich die Christen nicht zu sehr von der Entsakralisierung in ihrer Umwelt anstecken lassen? Das Heilige ist auch vielen Christen nicht mehr wirklich heilig. Religion gilt als „Privatsache“, weshalb sich selbst Katholiken den vermeintlich normprägenden Verhaltensweisen und vorherrschenden Reaktionsmustern angepaßt haben und sich unberührt bis distanziert abgeklärt geben. Selbst dort, wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wie im Falle der Titanic-Fotomontage von Juli. Der Fall Titanic betrifft die Menschenwürde und die Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Dagegen kann sich der Betroffene zumindest teilweise zur Wehr setzen, wie dies Papst Benedikt XVI. mit gutem Grund getan hat.
Neben der Unverletzlichkeit der Menschenwürde gibt es aber noch die Dimension des Sakralen. Wer verteidigt diese? Wer tritt auf gegen die Verhöhnung Gottes, die Verunglimpfung von Jesus Christus, die Verspottung des Heiligen Geistes, der heiligsten Handlungen, der Heiligen? Treibt die Herabwürdigung Gottes die Christen auf die Barrikaden? Manche entschuldigen sich mit dem abschreckenden Beispiel fanatischer Moslems. Kann der Verweis auf ein fremdes Extrem jedoch die eigene Gleichgültigkeit oder zumindest Untätigkeit entschuldigen?
Das Titanic-Coverbild mit dem Papst wäre in Deutschland nie möglich geworden, wenn die Christen, die Bischöfe, die Ordinariate, Verbände und Pfarreien letztlich auch der einzelne Gläubige die Entheiligung des Heiligen nicht weitgehend widerspruchslos hinnehmen würden. Die Entweihung des Heiligen verlangt für Provokateure, wie es die Berufssatiriker des Münchner Blattes sind, immer extremere Formen, um den gewünschten Aufschrei zu provozieren.
Verlangt aber die Beleidigung Gottes, etwa im Allerheiligsten Altarsakrament nicht objektiv einen Aufschrei? Fordert sie nicht eine Form der Sühneleistung? Bereits 1988 sprach Joseph Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation von der Notwendigkeit, die Dimension des Heiligen „zurückzuerobern“. Er fand darin zwar Gehör, aber kaum auf jener institutionellen Ebene, die als Erste in der öffentlichen, notfalls auch gerichtlichen Verteidigung des Heiligen gefordert ist. Wie sonst hätte es sein können, daß – um nur ein Beispiel zu nennen – im Oktober 2011 in Paris die Piusbruderschaft gegen das blasphemische Theaterstück On the Concept of the Face of God von Romeo Castellucci zum Gebetsprotest mobilisierte, die französische Bischofskonferenz sich aber nicht vom Stück distanzierte, sondern von den jungen Betern vor dem Theater, und betonte, am „Dialog zwischen Kultur und Glauben“ festzuhalten?
Die Titanic hat vor allem den Verlust des Sakralen im Volk und in der Gesellschaft offenkundig gemacht. Gegen diesen Verlust haben der Schriftsteller Martin Mosebach und der Philosoph Robert Spaemann bereits in der Vergangenheit die Wiedereinführung der „Blasphemie“ als Straftatbestand empfohlen. Eine Empfehlung, die von allen Christen aufgegriffen und zur Forderung erhoben werden sollte.
Das ist nur ein Aspekt bei der schrittweisen „Rückeroberung“ der Dimension des Heiligen, aber ein nicht unwesentlicher, der nicht weiter vernachlässigt werden darf.
Bild: Wikicommons
Wenn die Liturgie, die hl.Messe, entsakralisiert wird, der Mensch, die menschliche Gemeinschaft im Mittelpunkt steht, muss man sich über nichts mehr wundern.
Wir haben die „anthropologische Wende“ in der Liturgie, in der Theologie bekommen. Und die Ergebnisse.
Gloria tv wendet sich seit über einem Jahr wegen eines schweren liturgischen Missbrauchs an den Vatikan. Es gibt keine Antwort. Niemand ist zuständig.
Kardinal Koch und Erzbischof Müller geben sich nicht die geringste Mühe, zu verbergen, wie gern sie die Piusbruderschaft endgültig aus der Kirche rauswerfen möchten. Denn sie erheben das II.Vatikanum zum Superdogma und fordern die vollständige Anerkennung jedes Satzes. Und damit die Selbstaufgabe, die Trennung vom Gründer.
Erzbischof Lefebvre war das Messopfer heilig. Seinen „geistlichen Söhnen“ ist es heilig. Die „geistliche Dimension“ muss hier nicht zurückerobert werden.
Der deutsch-katholischen Kirche scheint vor allem das Geld heilig. Siehe die Schande WELTBILD-VERLAG!
Die Sache ist ambivalent: ignorieren oder einschreiten und damit aufbauschen? Die liberale Neue Zürcher Zeitung, die nicht gerade als Kurienblatt bekannt ist, brachte es auf den Punkt: In diesem Fall musste der Vatikan einschreiten, denn es Bestand kein inhaltlicher Zusammenhang zwischen dem eingenässten Kleid und dem Thema, über das sich das Blatt lustig machen wollte; Satire hingegen verlange nach dem Zusammenhang.
Katholisch 1933 und 2012, da liegen Welten dazwischen.
Während 1933 nur die Kommunisten und die Katholiken keine Stimmen verloren haben, wählen heute „Katholiken“ Grüne und SPD, obwohl diese alles andere als Katholisches im Sinn haben.
Wenn ich im September aus dem Raum Augsburg nach Berlin fahre, um am „Marsch für das Leben“ teilzunehmen, damit auch heuer wieder wenigstens 2200 Teilnehmer zusammenkommen, um sich vom rotfachistischen Pöbel beschimpfen zu lassen.
Vor allem junge und jüngere Frauen.