(Rom) Die Roten Brigaden planten, Papst Johannes Paul II. zu entführen. Dies enthüllt der Postulator des Seligsprechungsprozesses Msgr. Slawomir Oder im soeben erschienenen Buch Perché ਠsanto (Warum er heilig ist). Die von 1970 bis 1989 in Italien operierende kommunistische Terrororganisation BR wollte den Papst kurz vor dem Attentat des türkischen Terroristen Ali Agca am 13. Mai 1981 entführen.
Der italienische Geheimdienst informierte den Heiligen Stuhl einige Zeit vor dem Attentat über Entführungspläne der Roten Brigaden, der italienischen Roten Armee Fraktion RAF. Den Mordanschlägen der BR fielen mindestens 73 Personen zum Opfer, darunter 1978 Italiens Ministerpräsident, der Christdemokrat Aldo Moro.
Das im Rizzoli-Verlag erschienene Buch des polnischen Vize-Offizials der Diözese Rom und des Chefredakteurs des italienischen Wochenmagazins Famiglia Cristiana, Saverio Gaeta, zeichnet, gestützt auf zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente und die Aussagen von 114 Personen, das detailreiche Bild eines „großen Papstes“, dem man einen Landstreicher brachte, der sein Priestertum aufgegeben hatte. Johannes Paul II. ließ sich von diesem die Beichte abnehmen. Danach sagte er zu ihm: „Siehst du, so groß ist das Priestertum!“, worauf der Landstreicher weinend den Saal verließ.
Johannes Paul II. verbrachte ganze Nächte lang am Boden liegend mit in Kreuzform ausgestreckten Armen „im Gespräch mit Christus“ und sagte: „Ich habe nie die Gottesmutter gesehen, aber ich höre sie“. Der Papst betete im Gang des päpstlichen Palastes den Kreuzweg und benutzte einen Bußgürtel, den er stets auch nach Castel Gandolfo mitgenommen habe.
Durch das Attentat und Krankheiten schwer gezeichnet, dachte er seit 1989 über die Möglichkeit eines Rücktritts nach für den Fall, daß er handlungsunfähig werde. Nach einer gut überstandenen Krebserkrankung, was er als klaren Willen Gottes interpretierte, und nach Rücksprache mit dem damaligen Kardinal Josef Ratzinger, war ihm jedoch klar, daß es keinen „Rücktritt“ vom Petrus-Amt geben könne, so habe er sich auch in dieser Hinsicht „ganz dem Willen Gottes“ übergeben.
Nach dem Schußattentat Agcas wiederholte der Papst bereits auf dem Weg ins Krankenhaus, die Worte Jesu auf Golgatha: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Später schrieb er an seinen Attentäter Ali Agca, daß selbst eine solche Tat keinen Graben zwischen einem Menschen und einem anderen aufreißen dürfe. Persönlich sei er mehrfach der „bulgarischen Piste“ nachgegangen, um die Hintergründe des Attentats gegen ihn aufzuhellen und habe dazu Gorbatschow und Jaruzelski befragt.
„Sie versuchen mich von außen zu verstehen, ich kann aber nur von innen verstanden werden“, sagte Johannes Paul II. Padre Pio sagte 1947 einem Seminaristen, nachdem er auf den jungen Priester Karol Wojtyla verwiesen hatte: auf einen polnischen Papst, „einen großen Menschenfischer“, werde ein Papst folgen, „der umfassend die Brüder bestärken wird“. Das Buch ist eine reiche Quelle bisher unbekannter Details.
(GN)