
Kardinal Fernando Filoni, der während des jüngsten Konklaves als Stimmenzähler im vierten und letzten Wahlgang ausgelost wurde, verriet in einem Interview mit Il Fatto Quotidiano vom 14. Mai 2025, daß Kardinal Prevost nach seiner Erwählung zum Papst kurz davor war, den Namen „Augustinus“ als Papstnamen zu wählen, sich aber schließlich für Leo XIV. entschied. Es gibt in der Kirchengeschichte noch keinen Papst namens Augustinus.
Il Fatto Quotidiano: Waren Sie von der Wahl des Namens überrascht?
Kardinal Filoni: In gewissem Sinne ja, denn obwohl man sich fragt, welchen Namen er annehmen wird, war die Wahl von Leo für alle überraschend, aber er selbst gab eine deutliche Erklärung ab. Offensichtlich hatte er es sich überlegt, denn er sagte, daß er sich sehr von Papst Leo dem Großen inspiriert fühlte, der ein großer Pontifex des 5. Jahrhunderts war, als barbarische Invasionen die Stadt [Rom] auf eine harte Probe stellten und er daran arbeitete, Rom vor der Zerstörung zu bewahren. Später dachte er auch an Leo XIII., denn er war es, der sich in der Zeit des großen Umbruchs der Industriellen Revolution um die Arbeit und die Würde des Menschen kümmerte. Und er sagte, daß dies einer der wichtigsten Aspekte seines Pontifikats sein würde: die Achtung der Menschenwürde. Das sind also zwei Aspekte, aber er erinnerte auch daran, daß es in Carpineto Romano [dem Geburtsort von Vincenzo Gioacchino Graf Pecci, dem späteren Papst Leo XIII., 1810– 1903] ein großes Augustinerkolleg gibt und er natürlich ein wenig von dieser Gestalt Leos XIII. wußte. Ursprünglich hatte er auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, sich Augustinus nennen zu lassen, aber schließlich hielt er es für besser, sich Leo zu nennen.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons