
„Im Frühling 1570 kam es zu einem anderen Ereignis, das die Sache der Katholiken in England von Grund auf veränderte: Papst Pius V. exkommunizierte die Königin. Einer seiner weltgewandteren Vorgänger hätte vielleicht anders gehandelt oder auf einen günstigeren Zeitpunkt gewartet, aber den päpstlichen Stuhl hatte gerade damals, wie das von Zeit zu Zeit im Ablauf der Geschichte vorkommt, ein Heiliger inne, was für die Kirche ein Anlaß zum Stolz war, aber auch eine gewisse Verlegenheit bereitete.“
Evelyn Waugh: Edmund Campion. Jesuit und Blutzeuge, 2. Auflage, Kösel-Verlag, München 1954, S. 59.
Waugh, der 1930 zur katholischen Kirche konvertierte, veröffentlichte 1935 die Biographie von Edmund Campion. Die erste deutsche Ausgabe erschien 1938 im Verlag Kösel & Pustet. 1954 legte der Kösel-Verlag in einer herausragenden deutschen Neuübersetzung das Werk in zweiter und bisher letzter Ausgabe neu auf.

Campion, der 1540 in London geboren wurde, trat 1572 wegen der Katholikenverfolgung die Flucht auf das Festland an. 1573 wurde er in Rom in den Jesuitenorden aufgenommen. Nach seiner Priesterweihe 1578 in Prag kehrte er zusammen mit seinem Landsmann Robert Parsons, ebenfalls Jesuit, nach England zurück, um dort die Untergrundkatholiken seelsorglich zu betreuen. Im Juli 1581 verhaftet und im Tower eingekerkert, wurde er im Dezember 1581 auf unaussprechlich grausame Weise in Tyburn in London hingerichtet. 1970 wurde Edmund Campion von Papst Paul VI. als Märtyrer heiliggesprochen.
Waughs pointierte Formulierung bezieht sich auf die Exkommunikation von Elisabeth I., die seit dem Sturz ihrer katholischen Halbschwester Maria I. im Jahr 1558 England regierte. Die glänzende Beschreibung beleuchtet nur einen Teilaspekt, doch sie gilt für das Papsttum und innerkirchliche Befindlichkeiten der gesamten Kirchengeschichte.
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