(Rom) 2016 wurde vom Vatikan die „Ostpolitik“ reaktiviert. Als „Neue Ostpolitik“ betrifft sie vor allem die Beziehungen zur Volksrepublik China. Sie scheint noch ein anderes kommunistisch beherrschtes Land zu umfassen: Vietnam.
Gemeint ist damit die Sozialistische Republik Vietnam, die von der Kommunistischen Partei Vietnams als Einheitspartei diktatorisch regiert wird. Die Kommunisten beherrschen Nordvietnam bereits seit 1945 und das vereinigte Vietnam seit 1976.
Wie gestern das von der vietnamesischen Presseagentur VNA betriebene Nachrichtenportal VietnamPlus berichtete, wird Vietnams Staats- und Parteichef Tran Dai Quang Italien eine Staatsbesuch abstatten. Dabei „wird er am 23. November als Gast von Papst Franziskus auch den Vatikan besuchen“.
In Vietnam gibt es keine Pressefreiheit, weshalb die Nachricht amtlichen Charakter hat. Die Formulierung „als Gast von Papst Franziskus“ deutet daraufhin, daß es sich nicht um einen offiziellen Besuch handelt, sondern um eine jener Privataudienzen, die Franziskus gegenüber seinen Vorgängern bevorzugt, und die mehr als die Hälfte aller Audienzen ausmachen. Im Gegensatz zu den offiziellen Audienzen teilt der Vatikan zu Privataudienzen nichts mit.
2009 kam es zur ersten Begegnung eines kommunistischen vietnamesischen Staatspräsidenten mit einem Papst. Nguyen Minh Triet wurde von Benedikt XVI. in offizieller Audienz empfangen. Eine Begegnung, die als Zeichen für den Wunsch nach Normalisierung der Beziehungen gedeutet wurde.
Tran Dai Qaung machte seine Karriere bei Polizei und Geheimdienst, zuletzt im Rang eines Generals. Seit 1997 ist er Mitglied des Politbüros der KP Vietnam. 2006 wurde er stellvertretender Sicherheitsminister, 2011 Sicherheitsminister. 2011 erfolgte zugleich seine Wahl in das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei.
Seit dem 2. April 2016 ist Tran Dai Quang Staats-und Parteichef und Vorsitzender des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates.
Das Regime lobt die im Land herrschende Religionsfreiheit. Die meisten Christen sind jedoch anderer Meinung.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews