
(Moskau) Die Russisch-Orthodoxe Kirche lehnte nun auch offiziell die Dokumente des panorthodoxen Konzils von Kreta ab. Auch das Patriarchat von Antiochien distanzierte sich und erklärte, sich nicht an die Beschlüsse gebunden zu fühlen.
Vom 19.–25. Juni fand auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta das erste pan-orthodoxe Konzil seit mehr als tausend Jahren statt. Ein Teil der orthodoxen Teilkirchen lehnte eine Teilnahme aus unterschiedlichen Gründen ab, wodurch nur ein Drittel der orthodoxen Gläubigen auf Kreta vertreten war.
Die vier abwesenden Kirchen, die den Großteil der orthodoxen Welt umfassen, nahmen inzwischen auch zu den Ergebnissen des Konzils Stellung. Das Moskauer Patriarchat, die weitaus größte orthodoxe Teilkirche, erkannte zwar an, daß Kreta ein „wichtiges Ereignis in der Geschichte des konziliaren Prozesses der orthodoxen Kirche“ war, aber nicht „panorthodox“. Eine entsprechende Erklärung gab Wladimir Legoyda vom Moskauer Patriarchat ab.
Auf Kreta nicht anwesend waren die Kirchen von Rußland, Georgien, Bulgarien und Antiochien. Laut Legoyda, der im Namen des Moskauer Patriarchats sprach, könnten „die in Kreta beschlossenen Dokumente nicht als Ausdruck eines panorthodoxen Konsenses“ gelten. Der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche sieht das „Konziliaritätsprinzip“ verletzt. Die Dokumente seien nun der Theologischen und Biblischen Synodenkommission vorzulegen, damit diese ihre Schlüsse daraus ziehe.
Die vier Kirchen, die eine Teilnahme ablehnten, hatten eine Verschiebung des Konzils gefordert, um die aufgetretenen Unstimmigkeiten zu klären. Dazu gehörten vor allem Meinungsverschiedenheiten über die Entwürfe der dem Konzil vorzulegenden Dokumente. Da das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel nicht auf diesen Wunsch einging, weigerten sich die vier Kirchen, Konzilsväter nach Kreta zu entsenden.
Auch der Heilige Synod des Patriarchats von Antiochien distanzierte sich mit einer offiziellen Erklärung. Kreta sei nur ein „Treffen zur Vorbereitung eines panorthodoxen Konzils aller autokephalen Kirchen gewesen“. Die auf Kreta beschlossenen Dokumente seien daher nur „provisorische“ Dokumente und stünden weiterhin „zur Diskussion“.
Die Dokumente von Kreta konzentrieren sich auf das Verhältnis der orthodoxen Kirche mit der übrigen christlichen Welt, dem Fasten, der Ehe, dem Missionsauftrag in der modernen Welt, der orthodoxen Diaspora und den Modalitäten zur Ausrufung der Autokephalie.
Von den vier abwesenden Teilkirchen, deren Positionen nicht in allen Punkten identisch sind, sind andere Kritiker innerhalb der Orthodoxie zu unterscheiden. Diese kritisieren vor allem die Dokumente zum Ehesakrament, zum Verhältnis mit der „Welt von heute“ und den Beziehungen zu den anderen christlichen Kirchen. Sie sprechen von einer „unzulässigen ökumenischen Öffnung“ und beharren darauf, daß Protestanten und Katholiken weiterhin als „Häretiker“ bezeichnet werden und diesen die Anerkennung als „Kirchen“ verweigert wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews