
(Rom) Erst fast 30 Jahre nach Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils war es in der Katholischen Kirche wieder möglich, einen Katechismus zu veröffentlichen. Die Herausgabe war mit heftiger Kritik durch progressive Kirchenkreise begleitet, die jede Definition der Glaubens- und Morallehre als einen Widerspruch gegenüber dem „mündigen“ Christen ablehnten.
In einem Interview von Camapari & de Maistre kam der französische Priester Abbé Claude Barthe, Kaplan des traditionsverbundenen Dachverbandes Coetus Internationalis Summorum Pontificum (CISP), darauf zu sprechen. Der Coetus Internationalis organisiert seit 2012 die internationale Wallfahrt der Tradition ad Petri Sedem nach Rom. Die Wallfahrt findet in diesem Jahr vom 27.–30. Oktober 2016 zum fünften Mal statt. Höhepunkt und Abschluß ist jeweils der Besuch des Petrusgrabes und eine Heilige Messe im überlieferten Ritus im Petersdom.
Abbé Barthe berichtet im Interview über ein Gespräch mit Joseph Kardinal Ratzinger, dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, bei dem auch der Weltkatechismus zur Sprache kam (Hervorhebungen im Original):
„Während eines Gesprächs, das ich 1995 mit Kardinal Ratzinger hatte, sagte er zu mir: ‚Denken Sie, daß die Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche vor 20 Jahren 1965 möglich gewesen wäre?‘ Ich antwortete ihm, daß gerade das das Problem ist: Ein Konzil, nach dem man keine Katechismen mehr veröffentlichen konnte. Und er seufzend: ‚Es ist wahr, die Kirche wurde verletzt‘. Selbst wenn man annehmen wollte, daß der Katechismus der Katholischen Kirche von 1992 alle Schwierigkeiten gelöst habe, kam er erst nach einer ‚vacatio catechismi‘ von fast 30 Jahren, die faktisch noch immer anhält. Auf alle Fälle hat seine Herausgabe jenen Eltern recht gegeben, die nicht aufgehört haben, den überlieferten Katechismus weiterzugeben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Archiv