
Liebe Brüder und Schwestern,
mit der Erzählung vom Pharisäer und vom Zöllner lehrt uns Jesus die rechte Haltung des Betens. Der Pharisäer protzt mit seinen Verdiensten, fühlt sich überlegen und schaut auf sich selbst, anstatt wirklich zu Gott zu beten. Im Grunde ist er weit weg von Gott, weil er das wichtigste Gebot vernachlässigt: die Gottes- und Nächstenliebe.
Der Zöllner hingegen bekennt, dass er Sünder ist und des Erbarmens Gottes bedarf. Demütig und reumütig spricht er ein kurzes Gebet. Sein Beten ist wesentlich. Er ist sich seiner Armseligkeit bewusst und steht mit leeren Händen vor Gott: Nur auf diese Weise können wir Gottes Vergebung empfangen. Jesus zeigt uns mit diesem Beispiel, dass es nicht darauf ankommt, wie viel, sondern wie wir beten, ja, wie unser Herz ist. Wir müssen den Weg zu unserem Herzen finden und den Wert der Innerlichkeit und der Stille wiedergewinnen, denn da will uns Gott begegnen und zu uns sprechen. Was zählt, ist, auf welche Weise wir mit Gott und mit den Mitmenschen in Beziehung treten. Hochmut schadet jedem guten Werk, macht das Gebet leer und entfernt von Gott und den anderen. Demut bildet die Voraussetzung, um vom Herrn erhoben zu werden und um sein Erbarmen zu erfahren.
Mit Freude heiße ich alle Brüder und Schwestern deutscher und niederländischer Sprache willkommen. Einen besonderen Gruß richte ich an die Priester aus dem Bistum Würzburg in Begleitung von Bischof Friedhelm Hofmann. Nur wer sich klein macht vor dem Herrn, kann die Größe seiner Barmherzigkeit erfahren. Bitten wir Maria, unsere Mutter, uns zu helfen, mit einem demütigen Herzen zu beten. Und vergesst nicht, für mich und für die ganze Kirche zu beten. Danke.