(Rom) Papst Franziskus stattete dem emeritierten Papst Benedikt XVI. in den vergangenen Tagen einen Besuch ab, um ihm Frohe Ostern zu wünschen.
Wie die italienischen Presseagentur ANSA berichtete, fand der Besuch bereits am Beginn der Karwoche statt. Papst Franziskus wollte seinem Amtsvorgänger persönlich die Glückwünsche überbringen und begab sich dafür in das Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten.
Benedikt XVI., von 2005 bis 2013 katholisches Kirchenoberhaupt, zelebrierte im Kloster, in das er sich nach seinem unerwarteten Amtsverzicht zurückzog, die Liturgien des Triduum Sacrum.
„Unmut und Bedauern“ aus der Entourage von Benedikt XVI.
In einem vergangene Woche veröffentlichten Interview mit dem Magazin BenEssere hatte Erzbischof Gänswein gesagt: „Benedikt XVI. wird im April 89 Jahre alt. Er ist wie eine Kerze, die langsam und in Ruhe erlischt, wie es bei vielen von uns geschieht.“
Dazu schrieb nun Vatican Insider, die Vatikanistenseite, die Papst Franziskus besonders nahesteht: „Aus der Entourage des emeritierten Papstes sind auch Unmut und Bedauern durchgesickert, wegen der Interpretation, die einige den Worten seines Sekretärs Msgr. Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses, in einem jüngsten Interview gaben, in dem er von einem Ratzinger gesprochen hatte, ‚der langsam wie eine Kerze erlischt‘. Diese Worte wurden – laut Benedikt XVI. nahestehenden Personen – mißverstanden. Sie wollten nur die Umstände eines alten Menschen an der Schwelle zum 90. Lebensjahr beschreiben, der auf gelassene Weise den normalen physischen Rückgang durchlebt, der mit seinem Alter verbunden ist, und haben sich nicht auf einen besonderen Gesundheitszustand bezogen.“
Oft treffen die der regierende und der emeritierte Papst nicht zusammen. Die Weihnachts- und Osterglückwünsche sind Fixtermine. Zuletzt besuchte Franziskus seinen Nachfolger auch im Juni 2015, vor dessen Abreise nach Castel Gandolfo, wo Benedikt XVI. die Sommermonate verbrachte. Die Begegnungen sind meist sehr kurz. Das Zusammentreffen im Juni 2015 dauerte, einschließlich der gemeinsamen Fahrt zum Hubschrauberlandeplatz, nur eine halbe Stunde.
Hinzu kommen einige öffentliche Termine im Rahmen liturgischer Feierlichkeiten, zu denen der amtierende Papst seinen Vorgänger einlädt. Im vergangenen Jahr war das beim außerordentlichen Kardinalskonsistorium im Februar der Fall, als Franziskus 20 neue Kardinäle kreierte. Ebenso nahm Benedikt XVI. auf päpstlichen Wunsch hin am 7. Dezember an der feierlichen Eröffnung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit und der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom teil. Die öffentlichen Termine bieten jedoch keine Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider (Screenshot)