(Islamabad) In Pakistan wurde ein christliches Ehepaar wegen Beleidigung des Islams zum Tode verurteilt. Shafqat Emmanuel Masih und seine Frau Shagufta Kausar stammen aus Gojra im Punjab und sind Eltern von vier minderjährigen Kindern.
2013 wurden sie vom örtlichen Imam, Mohammed Hussain, angezeigt, weil ihm Shafqat Emmanuel vom Mobiltelefon seiner Frau Shagufta ein SMS gegen den „Propheten“ Mohammed geschickt haben soll.
Das Geständnis und das Todesurteil
Shafqat Emmanuel ist teilweise gelähmt. Von der Polizei am 21. Juli 2013 verhaftet, legte Shafqat Emmanuel zunächst ein Geständnis ab. Wie er später erklärte, sei er von der Polizei schwer mißhandelt worden. Als Grund für sein Geständnis nannte er diese Gewalt und die Angst, daß seiner Frau das Gleiche widerfahre, wenn man ihn nicht als Täter überführen könne. Dennoch wurde auch seine Frau wegen „Komplizenschaft“ verhaftet, da die Nachricht von ihrem Mobiltelefon verschickt worden sei.
Daß die Eheleute Analphabeten sind und damit die SMS-Nachricht gar nicht geschrieben haben können, ja zum Zeitpunkt der angeblichen Tat nicht einmal ein Mobiltelefon besaßen, störte weder Polizei noch Richter. Shafqat und Shagufta wurden aufgrund des berüchtigten Blasphemie-Gesetzes zum Tode verurteilt.
Am 5. März wird vor dem Obersten Gerichtshof in Lahore einen Eilantrag verhandelt. Wegen des angeschlagenen Gesundheitszustandes drängen die Rechtsanwälte auf eine Enthaftung Shafqats, weil im Gefängnis nicht die nötige medizinische Versorgung gewährleistet werde. Der von der christlichen Gemeinschaft gestellte Rechtsbeistand versucht damit das Verfahren offen zu halten. Gelöst wird es damit nicht.
Berüchtigstes Blasphemiegesetz
Das Ehepaar Masih, Angehörige der kleinen christlichen Minderheit, Analphabeten und mittellos, gehört zu den „leichten Opfern“ des 1986 eingeführten Blasphemiegesetzes, worauf Bürger- und Menschenrechtsorganisationen seit Jahren hinweisen. Was genau den Islam beleidigt, ist dehnbar und läßt großen Spielraum, wird aber mit lebenslanger Haft oder dem Tod bedroht. Die Anklage wegen Blasphemie eignet sich daher als besonders gefährliches Druckmittel gegen Angehörige von Minderheiten, deren Aussage vor Gericht ohnehin weniger zählt.
Die bekannteste Gefangene Pakistans wegen Beleidigung des Islams ist Asia Bibi, die fünffache katholische Mutter, die seit 2009 im Gefängnis sitzt und auf ihre Hinrichtung wartet.
Vorsitzender des Rates der Islamischen Ideologie: „Gesetzesänderung denkbar“
Bisherige Bemühungen, das Blasphemiegesetz abzuschaffen oder zumindest abzuschwächen, scheiterten am Widerstand islamischer Organisationen. Die pakistanische Regierung befürchtet innere Unruhen und sieht durch eine Änderung des Gesetzes oder die Freilassung von Asia Bibi ihre eigene Existenz gefährdet. Persönlichkeiten, die öffentliche eine Änderung gefordert hatten, bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben, darunter der katholische Minderheitenminister Shahbaz Bhatti und der moslemische Gouverneur des Punjab Salman Taseer.
Vor zwei Wochen zeigte Maulana Muhammad Khan Sherani, der Vorsitzende des Council of Islamic Ideology (CII), einem Verfassungsorgan, das Regierung und Parlament zu islamischen Fragen berät und damit eine der bedeutendsten islamischen Institutionen des Landes, eine gewisse Bereitschaft zu einer Änderung des Blasphemiegesetzes.
Der katholische Bischof von Lahore, Sebastian Shaw, sprach von einer „Hoffnung“. Bischof Shaw erinnerte daran, daß das Blasphemiegesetz „mißbraucht wird für andere Zwecke und vielen Pakistanern, Christen wie Moslems, und allen Religionen Schaden zufügt, indem es ungerechterweise das Leben vieler unschuldiger Menschen zerstört.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews