
(Konstantinopel) Nach einem Treffen in Chambésy gab das Moskauer Patriarchat bekannt, daß das allorthodoxe Konzil im Juni 2016 auf der griechischen Insel Kreta stattfinden wird.
Ursprünglich sollte das Konzil aller kanonisch anerkannten orthodoxen Kirchen in Istanbul stattfinden. Wegen der türkisch-russischen Spannungen nach dem türkischen Abschuß eines russischen Kampfflugzeuges, das in Syrien im Einsatz war, wurde Istanbul als Austragungsort vom Moskauer Patriarchat als „unangemessen“ abgelehnt.
Patriarch Kyrill I. von Moskau gab persönlich die Entscheidung von Chambésy bekannt. Im Schweizer Kanton Genf hatte sich Kyrill mit anderen orthodoxen Vertretern getroffen, um über die Vorbereitungen zum allorthodoxen Konzil zu sprechen. „Das Konzil wird nicht in Istanbul abgehalten. Die Position der russischen Kirche wurde akzeptiert. Wir haben den Berg Athos, Rhodos und andere Orte vorgeschlagen, doch das Patriarchat von Konstantinopel hat Kreta vorgeschlagen, und wir haben akzeptiert“, so der Patriarch gegenüber Interfax.
Die griechische Insel untersteht der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. „Dort sind die nötigen Voraussetzungen gegeben. Es gibt Unterkunft für 400 Personen. Kreta ist Austragungsort zahlreicher Tagungen und Konferenzen, auch theologischer“, so Alexander Wolkow, ein Sprecher des Moskauer Patriarchats.
Das panorthodoxe Konzil wird am 19. Juni, dem orthodoxen Pfingstfest beginnen. Seit mehr als 1000 Jahren findet kein solches Konzil mehr statt. Die Vorbereitungen laufen bereits seit einem halben Jahrhundert. Der erste Anstoß dazu war am Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgt. 1961 fand die erste panorthodoxe Konferenz zur Vorbereitung eines allorthodoxen Konzils statt. 2014 konnten sich die fünfzehn kanonisch anerkannten Kirchen der Orthodoxie darauf verständigen, das Konzil für 2016 einzuberufen.
Austragungsort sollte die Hagia Irene, die Kirche des göttlichen Friedens (Irenenkirche) von Konstantinopel sein, wo bereits im Jahr 381 das Zweite Ökumenische Konzil der noch ungeteilten Kirche getagt hatte. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die moslemischen Osmanen wurde die Kirche profaniert und in ein Waffenlager verwandelt. Seit 1846 ist sie ein Museum. Die jüngsten türkisch-russischen Spannungen führten zur Verlegung auf die Insel Kreta.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews