Mit dem Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Fastenzeit, die Zeit der Buße und der Vorbereitung auf das Osterfest. Das aufrüttelnde „Memento homo, quia pulvis es et in pulverem reverteris!“ ruft dem Menschen seine Vergänglichkeit in Erinnerung. Gedenke, o Mensch, Staub bist du und zu Staub kehrst du zurück! Zum Ritus der Aschenbestreuung gehören die Antiphon Immutemur und das Responsorium Emendemus in melius. Man wird kaum Gelegenheit haben, sie zu hören. Die Orte sind rar, an denen sie gesungen werden, ausgenommen die Papstmesse in Rom.
Die Antiphon nimmt ihren Ausgang von einem Vers im Buch des Propheten Joel: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte und es reut ihn, daß er das Unheil verhängt hat“ (Joel 2,13).
Der Text der Antiphon:
Immutemur habitu, in cinere et cilicio:
jejunemus, et ploremus ante Dominum:
quia multum misericors est dimittere peccata nostra Deus noster.
Wandeln wir unser Gewand in Sack und Asche:
lasset uns Fasten halten und weinen vor dem Herrn
denn reich ist an Erbarmen unser Gott, die Sünden zu vergeben.
Der Text des Responsoriums:
Emendemus in melius
quae ignoranter peccavimus,
ne subito praeoccupati die mortis
quaeramus spatium poenitentiae
et invenire non possumus.
Attende, Domine, et miserere,
quia peccavimus tibi.
Adjuva nos, Deus salutaris noster,
et propter honorem nominis tui libera nos
Attende, Domine, et miserere,
quia peccavimus tibi.
Lasset uns gut machen,
was wir in unserer Verblendung gesündigt,
damit wir nicht von dem Tage des Todes plötzlich überrascht
für die Buße Zeit suchen und nicht finden können.
Beachte uns, o Herr, und erbarme Dich unser;
denn wir haben gesündigt vor Dir.
Hilf uns Gott, unser Heiland,
und um der Ehre deines Namens willen erlöse uns,
Beachte uns, o Herr, und erbarme Dich unser;
denn wir haben gesündigt vor Dir.
Die Vertonung stammt aus dem Jahr 1575 vom englischen Komponisten William Byrd (1543–1623). Der Zeitgenosse von William Shakespeare war, obwohl Katholik, Kapellmeister der anglikanischen Königin Elisabeth I. von England. Elisabeth I. brach endgültig mit Rom und spaltete die Kirche von England von der katholischen Kirche ab. Obwohl sie die „Papisten“ blutig verfolgen ließ, wollte sie auf das musikalische Genie des „Papisten“ Byrd nicht verzichten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cantuale Antonianum