(Rom) Gemeinsam mit dem Dekret für die Seligsprechung von Erzbischof Oscar Romero von San Salvador unterzeichnete Papst Franziskus auch die Dekrete für drei weitere Seligsprechungen. Sie stehen im Schatten des bekannten salvadorianischen Erzbischofs, sollten aber keineswegs unbeachtet bleiben.
Die drei weiteren neuen Seligen der katholischen Kirche werden drei Missionare sein, die von der Kommunistischen Partei Perus auf dem Leuchtenden Pfad José Carlos Mariáteguis ermordet wurden. Die kommunistische Terrororganisation maoistischer Prägung ist besser bekannt in der Kurzfassung Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad). Die Seligsprechung erfolgt, wie jene von Erzbischof Romero, durch die Anerkennung ihres Martyriums aus odium fidei (Haß auf den Glauben).
Zwei polnische Franziskaner und ein italienischer Missionspriester
Die beiden polnischen Franziskaner Michael Tomaszek und Zbigniew Strzalkowski wurden am 9. August 1991 im Alter von 30 und 32 Jahren von den kommunistischen Terroristen in Pariacoto ermordet. Der italienische Priester Don Sandro Dordi, von der Missionsgemeinschaft Paradiso in Bergamo, wurde vom Sendero Luminoso am 25. August 1991 am Rio Santa ermordet. Don Dordi war 1980 als Missionar nach Peru gekommen. In der Diözese Chimbote evangelisierte er bis zu seinem Tod. Obwohl sich das Klima zuspitzte und er Morddrohungen erhielt, wollte er seine Herde nicht verlassen.
Die Kirche in Peru, allen voran der heute emeritierte Bischof und ehemalige Vorsitzende der Peruanischen Bischofskonferenz, Luis Armando Bambaren Castelumendi, setzte sich für die Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens ein. Der Postulator des Franziskanerordens, Pater Angelo Paleri erinnert sich, daß dieses Ansinnen anfangs sehr zurückhaltend aufgenommen wurde, wie Vatican Insider berichtet. Man sah politische Implikationen, auch solche mit der Befreiungstheologie. Es wurden Befürchtungen geäußert, daß es – wie in vergleichbaren Fällen – schwer sein werde, einen sicheren Nachweis zu erbringen, daß die Brüder tatsächlich aus religiösen und nicht aus politischen Gründen ermordet wurden. „Die Kommunisten gingen so vor, daß sie in allen von ihnen kontrollierten Gebieten eine Art Parallelregierung aufbauten. Dabei versuchten sie die bestehenden lokalen Autoritäten zu integrieren. Wenn das nicht gelang, griff man als ultima ratio zum Mittel der physischen Vernichtung des Gegners“, so Pater Paleri. Wie in anderen Ländern „rechte Todesschwadronen Priester, Katecheten oder Ordensfrauen ermordeten, weil sie sie für Kommunisten hielten, die das Volk indoktrinieren, so mordete der kommunistische Sendero Luminoso“ in Peru, so der Postulator.
Für die Kommunisten war die Kirche „Opium für das Volk“
Eine Woche vor der Ermordung der beiden Franziskaner verübte der Sendero in der Diözese Chimbote einen Mordanschlag auf den spanischen Priester Miguel Company. Wie durch ein Wunder überlebte der Priester den Anschlag. Am 14. August, also zwischen der Ermordung der polnischen Ordensmänner und dem tödlichen Angriff auf Don Dordi, sollte immer im selben Gebiet die Priesterweihe eines Dominikaners stattfinden. Die kommunistischen Guerilleros verlangten die Weihe abzusagen und drohten, andernfalls jede Woche einen Missionar zu töten. Historische Fakten, die einen Eindruck von den damaligen Verhältnissen bieten.
Die diözesane Untersuchung in der Causa wurde 2003 abgeschlossen und Rom übermittelt. Die römischen Consultoren der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse verlangten jedoch die Klärung zahlreicher Aspekte. „Dabei ging es um die Klärung des Verhältnisses zwischen dem Sendero Luminoso, der katholischen Kirche und protestantischen Gruppen, die in Peru Fuß gefaßt hatten“, so Pater Paleri. Aus ideologischer Überzeugung sahen die Kommunisten in der Kirche „Opium für das Volk“, so der Postulator. Ausgehend von dieser Prämisse habe die Guerillaorganisation zum Teil aber pragmatisch gehandelt. Ehestens wurden Formen der Volksfrömmigkeit respektiert, um das Volk nicht gegen die neuen Machthaber aufzubringen.
Sogar die Caritas galt „im Dienst imperialistischer Kräfte“
„Es sind Angriffe belegt, die vom Sendero angeordnet wurden, bei denen die Missionare ausdrücklich geschont wurden“, so Paleri. Als die Kirche jedoch Gerechtigkeit, Wahrheit und Vergebung einforderte, wurde sie von den Kommunisten beschuldigt, „im Dienst des Imperialismus“ zu stehen. Als Instrument der „imperialistischen Kräfte“ wurde auch das Verteilen von Hilfsgütern und Lebensmitteln durch die Caritas bezeichnet. Die Kommunisten ertrugen gerade diesen Kontakt der Kirche zu den Armen nicht, so der Franziskaner. Umgekehrt habe es Katholiken, auch Ordensangehörige und europäische Missionare gegeben, die dem Marxismus verfielen und sich dem kommunistischen Kampf anschlossen. Beim Seligsprechungsverfahren galt es, Stück für Stück Klarheit in das Dickicht zu bringen.
Ende der 90er Jahre waren alle Anführer der Kommunistischen Partei Perus auf dem Leuchtenden Pfad in der Hand der Justiz. Der Sendero Luminoso mutierte zu einer von vielen Gruppen, die den Drogenhandel kontrollieren. Die historischen Köpfe der Maoistentruppe befinden noch heute im Gefängnis. Der Versuch eine politische Partei zu gründen, scheiterte bisher an den staatlichen Auflagen, die es Personen verbietet, die eine Führungsfunktion im Sendero hatten, bei Wahlen zu kandidieren.
Die drei Missionare, deren Seligsprechung noch 2015 erfolgen wird, werden die ersten Märtyrer Perus sein. Eines Landes, das bereits viele Selige und Heilige hervorgebracht hat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider