(Neu Delhi/Jakarta/Teheran) Weihnachten naht, das Fest des Friedens, der in die Welt eintritt durch die Geburt des Gottessohnes Jesus Christus. Doch nicht überall können die Christen diesen friedvollen Moment in Frieden und Sicherheit feiern. Im südostasiatischen Indonesien stürmten Islamisten am 15. Dezember mehrere Geschäfte, weil sie Weihnachtssymbole zeigten. Der Vorfall ereignete sich in Solo im Bezirk Sukaharjo auf Zentraljava. Die Kaufleute werden beschuldigt, Symbole im Schaufenster ausgestellt zu haben, die auf das Geburtsfest Jesu Christi hinweisen und Hinweise auf christliche Gottesdienste ausgehängt zu haben. Fünf moslemische Gruppen mobilisieren auf Zentraljava gegen das Weihnachtsfest, darunter der Scharia-Rat von Surakarta (DSKS).
In den vergangenen Jahren war es in der Weihnachtszeit üblich geworden, daß auch moslemische Kaufleute Weihnachtsdekorationen anbrachten, was vor allem der Nachahmung westlicher Verkaufsstrategien geschuldet scheint. Eine Verknüpfung, über die Christen in Indonesien nicht immer glücklich sind. Dennoch erhielt das Weihnachtsfest dadurch zuvor nicht gekannte Sichtbarkeit. Dagegen rührt sich moslemischer Widerstand. In Indonesien ist seit den 90er Jahren eine Zunahme islamistischer Tendenzen festzustellen.
Nach den Überfällen erklärte ein Sprecher der Unternehmenskette Endro Sudarsono, man werde die Verkaufspolitik „überdenken“.
Warnung an Staatspräsident Widodo, an keinen Weihnachtsfeiern teilzunehmen
Die gegen Weihnachten gerichteten Aktivitäten erfolgen auch auf anderer Ebene. Vergangene Woche warnte ein Moslemführer in Jakarta Staatspräsident Joko „Jokowi“ Widodo, an Weihnachtsfeiern teilzunehmen. Gefordert wurde auch, daß Christen ihr Fest möglichst unsichtbar begehen sollten, um kein „Ärgernis“ zu erregen und die „Sensibilität der Moslems“ nicht zu stören.
Im indonesischen Banda Aceh erließ der Bürgermeister eine Verordnung, die Moslems die Teilnahme an christlichen Gottesdiensten und Zusammenkünften verbietet. In der Provinz Aceh gilt die Scharia.
Indien: Christen wegen Weihnachtslieder angegriffen
Im indischen Hyderabad (Andhra Pradesh) wurde der Pastor einer Pfingst-Gemeinde und mehrere Christen von rund 30 Hinduextremisten angegriffen. Mit Knüppeln und Stöcken wurden sie verprügelt, weil sie auf der Straße Weihnachtslieder sangen. Der Vorfall ereignete sich am 13. Dezember, wie der Global Council of Indian Christians (GCIC) bestätigte. Auch christliche Frauen und Kinder, die anwesend waren, wurden nicht verschont. Am schwersten verletzt wurde Pastor Bhim Nayak der Banjara Baptist Church. Er mußte bewußtlos in ein Krankenhaus gebracht werden.
Wie GCIC-Vorsitzender Sajan George gegenüber Asianews berichtete, war der Pastor mit fünfzehn Christen seiner Gemeinde unterwegs, um in der Singareny Colony die christlichen Familien zu besuchen. Auf dem Weg sangen sie Weihnachtslieder, was radikale Hindus als Provokation auffaßten und weshalb sie die Christen gewaltsam verjagten.
Laut Sajan George sei die Lage in der Gegend schon länger gespannt. Am Vortag hatte eine Gruppe Hindunationalisten ein Pfingstler-Treffen in Ratlam unterbrochen. Die Hindunationalisten, die mit der Polizei und den Behördenvertretern aufmarschierten, beschuldigten die Christen, unter den Ureinwohnern Zwangskonversionen durchzuführen. Die Ureinwohner gelten im hinduistischen Kastensystem als Menschen zweiter Klasse. Neben dem religiösen Aspekt sehen Hindus in der Bekehrung zum Christentum einen Angriff auf das Kasten- und damit das Herrschaftsgefüge, aus dem sich die Kastenlosen befreien würden.
Die Polizei konnte aber keine Hinweise auf Zwangskonversionen feststellen. Die Einvernahme anwesender Stammesangehöriger erbrachte keine Bestätigung der Anschuldigungen.
Iran: Freispruch für drei Christen
Eine gute Nachricht kommt hingegen aus dem Iran. Kurz vor Weihnachten wurden drei zu sechs Jahren verurteilte Christen, ein protestantischer Pastor und zwei Mitarbeiter von ihm, freigesprochen. Im Berufungsverfahren wurden das erstinstanzliche Urteil aufgehoben. Zwei der drei Christen sind bereits freigelassen worden, der dritte befindet sich weiterhin im Gefängnis wegen anderer Verurteilungen.
Die Pastoren Behnam Irani und Matthias Haghnejad sowie der Christ Silas Rabbani waren 2011 in Karaj verhaftet worden, wo sie eine christliche Untergrundgruppe gebildet hatten. Ende 2013 wurden sie wegen „Anschlags auf die nationale Sicherheit“ zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Nun hob das Berufungsgericht das Urteil auf und fällte einen Freispruch.
Pastor Haghnejad und Rabbani wurden sofort freigelassen. Pastor Irani befindet sich weiter in Haft, weil er wegen der Gründung von christlichen Gemeinschaften im Untergrund bereits früher verurteilt worden war.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews