(Rom) Auf den Philippinen scheint es einen Versuch zu geben, den Orden der Franziskaner der Immakulata in neuem Gewand, aber mit seinem alten Charisma neu zu gründen. Das scheint auch die zornige Reaktion des Apostolischen Kommissars Pater Fidenzio Volpi mit der Suspendierung mehrerer Patres zu erklären.
Die Nachricht der Suspendierung a divinis von sechs Priestern der Franziskanern der Immakulata durch einen wenig „barmherzigen“ Kommissarsbefehl, sorgte international für Aufsehen. Die Reaktionen zwangen die kommissarische Leitung des Ordens zu einer Stellungnahme, die in ihrem spöttischen Ton über „ultra-traditionalistische“ Kreise die Kritiker der Strafaktionen gegen den Orden in ihrer Meinung nur bestätigen kann. Jene Kritiker, die Pater Alfonso Bruno, vom Kommissar als Generalsekretär und Sprecher des Ordens eingesetzt, als „Herr Niemand“ verspottet. Die Anschuldigungen gegen die sechs Priester bleiben in der Schilderung von Pater Alfonso Bruno vage. Im Vergleich zu den dürftigen Vorwürfen erscheinen die Strafen überzogen. Der Zorn Brunos richtete sich dabei in erster Linie gegen die amerikanische Internetseite Rorate Caeli, die es gewagt hatte, auf diese Unverhältnismäßigkeit hinzuweisen.
Unverhältnismäßiges Vorgehen
Gegen den Gründen der Franziskaner der Immakulata, Pater Manelli findet bereits seit August 2013 eine öffentliche Verleumdungskampagne statt, einschließlich gefälschter Facebook-Profile. Tatsache ist, daß es weder ein Verfahren noch eine Anklage gegen ihn gibt und noch nicht einmal irgendeinen konkreten Beweis für eine Verfehlung. Angesichts der erschreckenden Verleumdung, die unter Pseudonymen gegen ihn verbreitet wird, scheint das ein ziemliches Armutszeugnis für den Apostolischen Kommissar und seine Adlaten im Orden, und noch mehr für die Ordenskongregation, die mit päpstlicher Billigung das unverhältnismäßige Vorgehen anordnete.
Mehr noch: Es drängt sich die Frage auf, wie kann Pater Alfonso Bruno auf so unverschämte Weise gegen den mit Schweigepflicht belegten Ordensgründer auf allen Plätzen das Wort erheben? Wie kann es sein, daß ein Apostolischer Kommissar ein solch arrogantes Verhalten toleriert? Und damit drängt sich noch eine andere Frage auf: Was genau macht eigentlich der Apostolische Kommissar für den Orden, außer unverhältnismäßige Sanktionen, Verbote und Strafen zu verhängen und, wie es scheint, dabei auch gegen das Kirchenrecht zu verstoßen?
Neugründungsversuch?
Genau an dieser Stelle haken die Kritiker der Strafmaßnahmen gegen den Orden ein und sprechen von „ideologisch“ motiviertem Vorgehen, weil der Orden die Tradition in Lehre und Liturgie für sich entdeckte und annahm. Am Beginn der Strafmaßnahmen konnte man, als nach konkreten Anschuldigungen und Beweisen gefragt wurde, noch geheimnisvoll von „Verfehlungen“ gemunkelt werden, derer sich die abgesetzte Ordensleitung schuldig gemacht habe. Doch fünfzehn Monate später kann kryptisches Gerede niemanden mehr überzeugen.
Interessanter erscheint, daß am 28. Juni 2014 in der Erzdiözese Lipa auf den Philippinen eine öffentliche Vereinigung von Gläubigen anerkannt wurde, wie die französische Seite Riposte Catholique berichtet. Das könnte die Vorstufe zu einer Neugründung des geschundenen Ordens der Franziskaner der Immakulata sein. Erzbischof Ramon Cabrera Argüelles von Lipa erteilte den fünf suspendierten philippinischen Franziskanern der Immakulata das Celebret. Offenbar sieht man auch im Umfeld des Kommissars eine Neugründung am Horizont heraufziehen und reagierte deshalb so scharf. Vielleicht wird der Orden von Pater Stefano Maria Manelli bald in seinem Geist neu erstehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique