
(Brüssel/Rom) Wenige Tage nach dem Vorschlag von Israels Ex-Staatspräsident Peres die UNO durch eine UNO der Religionen zu ersetzen und den Papst zum „Generalsekretär“ zu machen, richtete Papst Franziskus eine Videobotschaft an das vom 7.–9. September in Antwerpen stattfindende 28. Interreligiöse Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio: „Die Zeit ist gekommen, im Geist von Assisi einen Beitrag zum Frieden zu leisten“.
350 Vertreter aus Religion und Politik aus aller Welt treffen sich in diesen Tagen in der belgischen Stadt Antwerpen, um unter dem Motto „Peace is the Future – Religionen und Kulturen im Dialog“ miteinander zu sprechen. Erst vor wenigen Tagen schlug der ehemalige israelische Staatspräsident Shimon Peres Papst Franziskus die Ersetzung der Vereinten Nationen durch die Vereinten Religionen vor, deren Vorsitz der Papst übernehmen solle.
Marco Impagliazzo, der Vorsitzende der Gemeinschaft Sant’Egidio griff den Peres-Vorschlag bei der Pressekonferenz vor dem Friedenstreffen positiv auf und sprach von der „Aufgabe und Verantwortung der Religionen“ zur „Förderung des friedlichen Zusammenlebens in der Welt von heute“. Das Treffen steht 2014 im Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren.
Papst Franziskus: „Wallfahrt verschiedener religiöser Traditionen im Geist von Assisi“

In seiner Videobotschaft sagte Papst Franziskus: „Ich danke der Diözese Antwerpen und der Gemeinschaft Sant’Egidio, daß sie dieses Treffen organisiert haben, das Menschen verschiedener religiöser Traditionen für eine Wallfahrt von Gebet und Dialog zusammengeführt hat, inspiriert vom Geist von Assisi“.
Der „Geist von Assisi“ meint die bisher drei umstrittenen „Assisi-Treffen“ der Gemeinschaft Sant’Egidio mit päpstlicher Beteiligung. Das erste und zweite Treffen fand 1986 und 2000 mit Papst Johannes Paul II. statt, das dritte 2011 mit Benedikt XVI. Alle Treffen wurden von der Gemeinschaft Sant’Egidio ausgerichtet, die zu den sogenannten Neuen Gemeinschaften der Katholischen Kirche gehört. Die drei Assisi-Treffen reihen sich in jährlich von Sant’Egidio durchgeführten Interreligiösen Friedenstreffen ein.
Der vom Papst gelobte Bischof von Antwerpen, Johan Jozef Bonny, war erst in den vergangenen Tagen dadurch aufgefallen, daß er sich in Sachen Ehe und Familie öffentlich gegen das kirchliche Lehramt geäußert hatte.
Papst Franziskus führte aus, daß Krieg „nie ein zufriedenstellendes Mittel“ sei, „um Ungerechtigkeiten zu beseitigen“. Der Krieg „zieht Menschen in eine Spirale der Gewalt, die schwer zu kontrollieren ist: er zerstört, wofür Generationen gearbeitet und was sie aufgebaut haben“ und ist der Weg „für noch schlimmere Ungerechtigkeiten und Konflikte“.
„Die Zeit ist gekommen im Geist von Assisi einen Beitrag zum Frieden zu leisten“

Der Papst forderte die versammelten Vertreter auf, daß „unsere verschiedenen religiösen Traditionen im Geist von Assisi einen Beitrag zum Frieden“ leisten sollen. „Ich hoffe, daß diese Tage des Gebets und des Dialogs dazu dienen, daran zu erinnern, daß das Streben nach Frieden und Verständigung durch das Gebet dauerhafte Beziehungen der Einheit schaffen und über die Kriegsleidenschaft obsiegen können.“
Papst Franziskus weiter: „Die Zeit ist gekommen, in der die Hauptreligionen effizient zusammenarbeiten, um die Wunden zu heilen, Konflikte zu lösen und Frieden zu suchen. Der Frieden ist das sicherste Zeichen für den Einsatz für die Sache Gottes.“
Laut Papst Franziskus sind „die Religionsführer gerufen, Männer und Frauen des Friedens zu sein. (…) Wir müssen Frieden stiften und unsere Gemeinden müssen Schulen des Respekts und des Dialogs mit anderen ethnischen und religiösen Gruppen sein“.
Teilnehmer am Interreligiösen Friedenstreffen in Antwerpen sind unter anderen der EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und der ägyptische Großmufti Shawki Ibrahim Abdel-Karim Allam.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Sant’Egidio