(Freetown) Ebola hält Westafrika in Atem. Die Augustiner-Missionare, die in Sierra Leone, einem der am stärksten von der Epidemie betroffenen Staaten tätig sind, gaben bekannt, trotz der tödlichen Gefahr des Virus im Land zu bleiben und ihre Arbeit für die Kranken fortzusetzen. Insgesamt sieben Missionare der Augustiner-Rekollekten, des Ordo Augustinianorum Recollectorum (ORA) befinden sich in Sierra Leone.
Vier Missionare stammen von den Philippinen, drei Sind Spanier. Sie betreuen zwei großflächige Pfarreien in Makeni im Norden des Landes. Drei weitere philippinische Missionare des Ordens befanden sich zum Zeitpunkt, als die Epidemie ausbrach auf Heimaturlaub. Sie möchten nach Sierra Leone zu ihren Mitbrüdern zurückkehren, was derzeit wegen des Einreiseverbots in gefährdete Staaten nicht möglich ist.
“Unsere pastorale Verantwortung verpflichtet uns zur Zusammenarbeit mit der Regierung in Sierra Leone, im Bemühen um die Aufklärung über die Gefahren des Ebola-Virus und die mögliche Vorbeugung gegen eine weitere Ausbreitung“, so die Missionare gegenüber dem Nachrichtendienst Fides der Päpstlichen Missionswerke.
„Das Gewissen drängt uns zum Bleiben“
“Sie kümmern sich um die Menschen, spenden die Sakramente und leiten das Gebet mit den Gläubigen, dies ist das, was wir als Apostolat der Präsenz bezeichnen, damit die Menschen sich nicht allein gelassen fühlen. Menschen, die vom Virus betroffen sind, fühlen sich begleitet und wissen, daß die Kirche für sie arbeitet“, so Pater Lauro Larlar, der Provinzial der philippinischen Ordensprovinz. Die Missionaren sehen sich „von ihrem Gewissen zum Bleiben gedrängt“, denn die „Nächstenliebe endet nicht, wo Schwierigkeiten beginnen“. Sie hätten die Frage besprochen und seine zum gleichen Entschluß gekommen. 1995 waren sechs katholische Ordensschwestern bei der Pflege von Ebola-Kranken gestorben (siehe eigenen Bericht Ganzhingabe: 1995 starben sechs Schwestern der Armen bei Pflege von Ebola-Kranken – Seligsprechung eingeleitet).
Bisher starben in den westafrikanischen Staaten Sierra Leone, Liberia, Guinea und Nigeria insgesamt 1.350 Menschen seit Ausbruch der Ebola-Epidemie.
Eigener Orden seit 1912, Ursprung jedoch 1588
Der Orden der Augustiner-Rekollekten geht auf das Jahr 1588 zurück. Um dem wachsenden Wunsch mehrerer Brüder nachzukommen, ein Ordensleben der strengeren Observanz führen zu können, beschloß das Kapitel der Ordensprovinz von Kastilien der Augustiner-Eremiten, die Errichtung mehrerer Klöster, in denen die Ordensregel strenger gelebt werden konnte. Daher auch der Name der neuen Bewegung innerhalb des Ordens der Augustiner-Eremiten.
Die Klöster der strengen Observanz erhielten schnell starken Zuwachs und erlangten im Laufe der Zeit eine immer größere Eigenständigkeit. 1602 wurden sie als eigene, direkt dem Generaloberen der Augustiner-Eremiten unterstellten Provinz mit dem Recht der Klosterneugründung in ganz Spanien und allen spanischen Besitzungen zusammengefaßt. 1621 wurden sie wegen ihrer raschen Ausbreiteung zu einer eigenen Kongregation innerhalb des Ordens. 1912 folgte schließlich die Anerkennung als eigenständiger Orden durch den Heiligen Stuhl.
Nach fast gänzlicher Auslöschung eine Neubeginn
In der Zeit der Aufklärung und während der Napoleonischen Herrschaft wurden die Augustiner-Rekollekten in Spanien durch staatliche Einschränkungen stark dezimiert. Eine Entwicklung, die im Antiklerikalismus revolutionärer Bewegungen mündete und 1835 in Spanien und 1861 in Kolumbien zur Aufhebung beider Provinzen führte, aus denen der Orden bestand. Nur auf den Philippinen konnte die Gemeinschaft überleben. Durch die Philippinische Revolution wurden allerdings 1897 viele Brüder zum Verlassen des Archipels gezwungen. Die philippinischen Brüder im Exil gründeten jedoch neue Klöster in Südamerika und Anfang des 20. Jahrhunderts auch wieder ein erstes Haus in Spanien und Missionsstationen in China.
Das fast völlige Verschwinden des Ordens im 19. und seine neue Blüte im 20. Jahrhundert hatten die Bindungen zum Mutterorden der Augustiner-Eremiten soweit gelöst, daß der Vatikan 1912 die Errichtung als unabhängigen Orden vornahm. Trotz des kontemplativen Charismas, war der Orden immer auch apostolisch und missionarisch tätig. Im 17.–19. Jahrhundert finden sich Missionare der Augustiner-Rekollekten in Japan (bis zur großen Christenverfolgung), in China, in Lateinamerika und auch im Nahen Osten. Heute zählt der Orden rund 1.200 Brüder, davon etwa 900 Priester in acht Provinzen und fast 200 Häusern.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons