
(Vatikan) Der Präsident der Vatikanbank IOR, Ernst von Freyberg, werde in der nächsten Woche zurücktreten, wie vatikanische Quellen besagen. Der Rücktritt erfolge im Rahmen der Umstrukturierung des Finanzinstituts, die Papst Franziskus im vergangenen Jahr eingeleitet hat. Unklar ist, ob der Rücktritt freiwillig erfolgt. Laut vatikanischen Quellen verlasse der Finanzexperte seine Stellung auf eigenen Wunsch hin.
In der kommenden Woche wird der Jahresbericht des Bankinstituts veröffentlicht. Im Zusammenhang mit dieser Veröffentlichung wird die Bekanntgabe des Rücktritts erwartet. Ernst von Freyberg, seit 26. Februar 2013 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vatikanbank, soll entschlossen sein, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren.
Die Vatikanbank war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder im Mittelpunkt tatsächlicher und mehr noch angeblicher Skandale, die vor allem Romanschriftsteller anregten.
Vor wenigen Monaten wurde von Papst Franziskus der gesamte Wirtschafts‑, Finanz- und Verwaltungsbereich des Vatikan neu gestaltet. Die Reform ist noch nicht vollständig umgesetzt. Vor drei Monaten wurde in diesem Zusammenhang Kardinal George Pell zum ersten Sekretär des neugeschaffenen Wirtschaftssekretariats ernannt. In diesem „Superministerium“ des Heiligen Stuhls sind alle Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten zusammengefaßt worden.
Ernst von Freyberg war von Papst Benedikt XVI. in den letzten Tagen seines Pontifikats, am 15. Februar und damit wenige Tage nach Bekanntgabe seines spektakulären Amtsverzichts, ernannt worden. In der zweiten Hälfte des Jahres 2013 übte er geschäftsführend auch das Amt des IOR-Generalsekretärs aus. Sein Vorgänger Ettore Gotti-Tedeschi, wurde 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats ernannt. Im Mai 2012 trat Gotti-Tedeschi nach einem Mißtrauensvotum des IOR-Vorstandes zurück. Gegen ihn ermittelte damals die italienische Staatsanwaltschaft. Die Verfahren erwiesen sich als haltlos und wurden zwischenzeitlich eingestellt. Gotti-Tedeschi spricht von einer „Intrige“, die ihn zu Fall gebracht habe.
Ein Sprecher der Vatikanbank lehnte eine Stellungnahme zu den Rücktrittsspekulationen ab. Ernst von Freyberg würde sich nicht zu Fragen, die seine eigene Zukunft betreffen, äußern, hieß es. Im Umfeld Freybergs heißt es, er habe die zentralen Aufgaben erfüllt, vor allem die Umsetzung von Transparenzbestimmungen und Null-Toleranz gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Infovaticana