Die Leser von Katholisches sind durchaus vertraut mit Weihbischof Athanasius Schneider von Astana (Kasachstan). Jüngst veröffentlichte ein Priester aus England seine Eindrücke von Bischof Schneider, die wir im Folgenden in deutscher Übersetzung wiedergeben. Der Autor des Artikels ist Father Ray Blake von St. Mary Magdalen in Brighton. In jener Pfarrei wird neben dem neuen Ritus sonntags und freitags auch die überlieferte Liturgie zelebriert. Der nun folgende Beitrag erschien am letzten Donnerstag auf dem Blog von Father Ray.
Ich riskiere, ein Bischof Schneider-Groupie zu werden. Zum ersten Mal habe ich ihn in Downside Abbey getroffen, allerdings haben wir nicht miteinander gesprochen. Er kniete vor dem allerheiligsten Sakrament in der Kirche, als ich ankam, um meine Betrachtung zu verrichten, mein Brevier zu beten, meine Messe zu lesen, meine Danksagung zu machen; er kniete immer noch, gütig lächelnd, als ich fertig war; tatsächlich war er immer noch da, als ich einen weiteren Teil meines Breviers nach dem Frühstück betete. Da sein Brevier zugeklappt war, nehme ich an, dass er bereits lange vor mir [in die Kirche] gekommen war – und er war immer noch dort, als ich schließlich ging. Ich mag Bischöfe, die beten!
Ich mag Bischöfe mit Feuer im Leib, und vielleicht weil er aus Kasachstan stammt, in einer Zeit der Verfolgung aufwuchs und wohl von vielen Leuten umgeben war, die für den Glauben litten, sagt er Dinge, die aus dem Mund eines seiner mehr verwestlichten Brüder schockierend klingen mögen. Offen gesagt ist er ein Hauch frischer Luft. Er mag sogar als empörend angesehen werden: Er fordert das Ende der Handkommunion, er schlägt vor, daß einzelne Bischöfe oder gar Priester einen eigenen „Syllabus Errorum“ entwerfen, er fordert uns auf, zu leben und zu praktizieren, was wir glauben, und zwar nicht nur in der Feier der Eucharistie. Wie Papst Benedikt verurteilt er den Relativismus. Er geht sogar so weit, zu suggerieren, daßdie Bewegung zum äußeren Rand, in Richtung eines sozialen Evangeliums, das Ökologie umfaßt und Wirtschaft – all jene Dinge, über die wir in letzter Zeit so viel hören –, in Wirklichkeit eine Flucht vor Christus ist, oder zumindest ein Weg, auf dem Christus selbst nicht im Zentrum seiner Kirche ist.
[Bischof Schneider] sprach am Mittwoch [21. Mai 2014] in London vor der „Confraternity of Catholic Clergy“. Ich denke, er könnte mich für etwas grob gehalten haben, als ich ihm gegenüber vor dem Essen andeutete, daß viele von uns von anderen Klerikern und sogar von Bischöfen bereits für etwas verrückt gehalten werden, da wir der vorherrschenden Agenda von Organisationen wir „A Call To Action“ entgegentreten. Ich sagte, daß ich nicht wüßte, was deren Reaktion wäre, wenn wir all das umsetzen würden, was er vorgeschlagen habe. Er lächelte nur und ging, um sich mit jemand anderem zu unterhalten. Tatsache ist, daß ich denke, er hat Recht, und unterstütze, was er sagt. Gleiches gilt, denke ich, für den Großteil des Klerus, der bei dem Treffen zugegen war.
Ich stimme auch mit dem überein, was er sagte, als er am Sonntag in West Grinstead von einigen Laien zu der Möglichkeit befragt wurde, daß die Bischofssynode die Lehre der Kirche ändert hinsichtlich des Empfangs der heiligen Kommunion von geschiedenen Wiederverheirateten. Er sagte: „Das ist unmöglich.“ Eine Dame setzte ihm zu und fragte: „Aber was, wenn die Synode und der Papst tatsächlich die Position der Kirche ändern würden?“ Wenn ich mich recht erinnere, sagte er, daß dies ein Abweichen von der Lehre des Herrn wäre, und sie [Synode und Papst] falsch lägen. Eine Synode sei nicht unfehlbar, und kein Papst könne etwas lehren, das eindeutig dem Herrn widerspreche. Wenn er es doch täte, wäre er in dieser Sache im Irrtum und wir könnten ihm in dieser Sache nicht folgen. Mit all den Albernheiten, die derzeit umherschwirren, halte ich es für angemessen, daß dieser Bischof den Namen Athanasius trägt. Gott segne ihn!
Text: Father Ray/ Übersetzung: M. Benedikt Buerger
Bild: Marko Tervaportti