(Rom) Die Mehrheit der italienischen Bischöfe will die geltende Praxis beibehalten, daß der Papst als Bischof von Rom und Primas von Italien automatisch auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz ist und an seiner Stelle einen Vertreter ernennt. Die italienischen Bischöfe wollen ihren Vorsitzenden nicht selbst wählen. Dies hatte ihnen Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl angeboten. Er forderte die Bischöfe auf, Stellung zu nehmen, ob die Statuten der Bischofskonferenz zu diesem Punkt beibehalten oder geändert werden sollten.
Bischofskonferenz will Vorsitzenden nicht selbst wählen
Seit Errichtung der Bischofskonferenz ernennt der Papst sowohl den Vorsitzenden als auch den Sekretär derselben. Die Konferenz unterbreitet ihm eine Liste von Namen, doch in seiner Entscheidung ist der Papst nicht daran gebunden. Trotz der Aufforderung zur Stellungnahme hatte Papst Franziskus erst vor kurzem einen neuen Sekretär ernannt (siehe Beitrag Papst Franziskus wie eine „Dampfwalze und entscheidet alles selbst“ – Kuriose Bitte um „Verzeihung“) und einen der stellvertretenden Vorsitzenden, Msgr. Gualtiero Bassetti unerwartet zum Kardinal ernannt. Ein Indiz, das dahingehend gewertet wird, daß er den Erzbischof von Perugia, als nächsten Vorsitzenden ernennen möchte.
Das Ergebnis einer Umfrage liegt vor und ist für die Beibehaltung des Status quo ausgefallen. Am Montag begann der Ständige Rat der Konferenz zu tagen, der sich mit der Frage befassen wird.
Dennoch soll nicht alles bleiben wie es ist. Die Mehrheit der Bischöfe scheint entschlossen das eigene Mitspracherecht zu stärken. In den Statuten soll verankert werden, daß die Bischöfe konsultiert werden müssen für den Dreiervorschlag an den Papst. Bisher fanden die vorbereitenden Beratungen nur informell und meist außerhalb der Gremien statt, auch wenn der Papst sich nicht immer an die Vorschläge hielt.
Zuletzt das Tauziehen zwischen den Kardinälen Ruini und Bagnasco
Berühmt ist der Vorfall Ende 2005, als der damalige Apostolische Nuntius in Italien Msgr. Paolo Romeo im Namen der „höheren Autorität“ die Bischöfe aufforderte, den Nachfolger von Camillo Kardinal Ruini als Vorsitzenden der Bischofskonferenz zu benennen. Benedikt XVI. kündigte dann im Februar 2006 an, daß Kardinal Ruini an seinem Platz bleibt. Die Entscheidung über die Nachfolge erfolgte erst 2007. Das Tauziehen zwischen Kardinal Ruini und dem neuen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone endete schließlich mit der Ernennung von Angelo Kardinal Bagnasco zum neuen Vorsitzenden. Bagnasco wurde als Kompromißkandidat von beiden akzeptiert wurde, nachdem zuvor beide Seiten auf den ersten Kandidaten ihrer Wahl verzichtet hatten. Kardinal Ruini wollte Angelo Kardinal Scola, den damaligen Patriarchen von Venedig und heutigen Erzbischof von Mailand zu seinem Nachfolger machen, während Kardinalstaatssekretär Bertone Erzbischof Benigno Papa von Taranto in diesem Amt sehen wollte.
Nuntius Romeo und die Vorhersage vom „Tod“ Benedikts XVI.
Der damalige Nuntius Msgr. Romeo ist heute Kardinal und Erzbischof von Palermo. Auf ihn geht die bis heutige höchst mysteriöse Vorhersage zurück, daß Papst Benedikt XVI. innerhalb eines Jahres sterben werde. Der Papst ist zwar nicht gestorben, aber zurückgetreten (siehe eigenen Beitrag „Prophezeiungen“ zweier Kardinäle: Der „Tod“ Benedikts XVI. und die Wahl von Franziskus).
Ändern soll sich auch die Namhaftmachung des Sekretärs der Bischofskonferenz. Der Ständige Rat wird die entsprechenden Vorschläge sammeln und im Mai der Frühjahrsvollversammlung unterbreiten. Die italienische Sonderregelung mit dem Papst als Vorsitzendem der Bischofskonferenz wird demnach beibehalten bleiben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diözese Pistoia