(Rom) Das Leiden, an dem die Kirche krankt, rührt von weit her. Seinen Ausdruck findet es darin, daß sich der Glauben von der transzendenten Wahrheit löst und zur „Erfahrung“ wird. Der bekannte Historiker Roberto de Mattei befaßt sich in seinem jüngsten Aufsatz mit der Kritik an den Aufsätzen des Rechtsphilosophen Mario Palmaro und des Journalisten Alessandro Gnocchi, in denen sie Bedenken zu Aussagen und Gesten von Papst Franziskus äußern. De Mattei kommt dabei zum Schluß, daß Joseph Ratzinger den Kampf um die Überwindung des „virtuellen“ Konzils verloren hat. Eine Niederlage, die auch daher rühre, daß er als Papst Benedikt XVI. die Frage der Interpretation des Konzils und damit die Diskussion über Fehlentwicklungen der Nachkonzilszeit nicht mit päpstlicher Autorität entschied. Mehr noch, daß er mit einer bloßen Frage der Hermeneutik der von ihm erkannten Fehlentwicklung nicht wirklich etwas entgegengesetzt hat, das Abhilfe schaffen hätte könnnen. Durch diese Niederlage breite sich nun die neue „Pastoralität“ von Franziskus aus. Für de Mattei ist Franziskus der erste Papst, der wirklich das „Produkt“ des Zweiten Vatikanischen Konzils auf dem Stuhl Petri ist. Die für einen Papst erstaunlichen wie unzumutbaren theologischen Ungenauigkeiten, durch die Papst Franziskus auffällt, wären demnach kein Zufall, sondern das Ergebnis des Vorrangs, der der Glaubenspraxis vor der Glaubenslehre eingeräumt wird. Ungenauigkeiten bis hin zu Widersprüchlichkeiten seien gewollt, da sich Papst Franziskus als postmoderner Papst verstehe, der die theologische Diskussion überhaupt überwinden wolle. Die Theologie habe sich der situationsbedingten pastoralen Praxis zu unterwerfen.
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Die sich verflüssigende Kirche – Das Leiden der Kirche kommt von weit her
Von Roberto de Mattei
Der Großteil derer, die sich von den Artikeln von Alessandro Gnocchi und Mario Palmaro in der Tageszeitung Il Foglio distanziert haben, beschränkte sich auf eine grundsätzliche Verurteilung und mied eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den von den beiden katholischen Autoren berührten Argumenten. Doch die von Gnocchi und Palmaro aufgeworfenen Probleme drücken nicht nur das Unbehagen vieler aus, sondern werfen eine Reihe von Problemen auf, die über die Person von Papst Franziskus hinausgehen und insgesamt die vergangenen 50 Jahre im Leben der Kirche betreffen. Gnocchi und Palmaro haben diese Probleme bereits in einem Buch ans Tageslicht gebracht, das nicht die Aufmerksamkeit fand, die es verdient hätte: (Dornröschen. Warum die Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in eine Krise geraten ist. Warum sie sich wieder erholen wird. [1]La Bella addormentata. Perché dopo il Vaticano II la Chiesa ਠentrata in crisi. Perché si risveglierà , Fede & Cultura, Verona 2012 Die „schlafende Schöne“ ist die Braut Christi, die in ihrer göttlichen Erscheinung ihre Schönheit unverändert bewahrt, aber in einen tiefen Winterschlaf gefallen scheint. In ihrer menschlichen Erscheinung aber hat sie ein entstelltes Gesicht von einer Plage, die tödlich schiene, wenn wir nicht wüßten, daß ihr Unsterblichkeit verheißen ist.
Das Übel, das mit Zweitem Vatikanum zum Ausbruch gelangte
Das Übel, an dem die Kirche leidet, kommt aus der Ferne und kam mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Ausbruch, dessen 50jähriges Gedenken man feiert. Das Zweite Vatikanum, eröffnet am 11. Oktober 1963, war ein Pastoralkonzil, dem – laut eigener ausdrücklicher Erklärung – die voluntas definiendi fehlte, das heißt die Absicht, in formaler Weise dogmatische Wahrheiten zu definieren. Diese Pastoralität hatte einen anormalen Charakter, wie ein empfehlenswertes, soeben erschienenes Buch des Philosophen Paolo Pasqualucci herausstreicht (Katholiken erhebet die Herzen! Kämpfen wir furchtlos für das Wiedererstarken der Kirche). [2]Cattolici in alto i cuori! Battiamoci senza paura per la rinascita della Chiesa, Fede & Cultura, Verona 2013 Das Vatikanum II beschränkte sich eben nicht darauf, auf neue Weise (nove) die überlieferte Lehre auszudrücken, sondern wollte zu einigen Punkten auch „neue Dinge“ (nova) lehren. Keine dieser Neuheiten wurde mit dem Siegel einer dogmatischen Definition ausgestattet, aber in ihrer Gesamtheit stellten sie ein regelrechtes Lehramt dar, das als Alternative zum traditionellen präsentiert wurde. Im Namen des Vatikanum II erhoben die Neuerer den Anspruch, ab imis die gesamte Kirche zu reformieren. Um dieses Ziel zu erreichen, gingen sie vor allem auf der Ebene der Praxis beziehungsweise einer Pastoralität vor, die durch Anwendung selbst zur Doktrin wurde. Nicht zufällig sehen Giuseppe Alberigo und seine Schüler der „Schule von Bologna“ in der Pastoralität die konstituierende Dimension des Zweiten Vatikanums. Im Namen des „Konzilsgeistes“, der aus der Pastoralität des Konzils ausströmt, widersetzten sich die „Bologneser“ der „Erneuerung in der Kontinuität“, die von Benedikt XVI. vertreten wurde und begrüßen heute mit Begeisterung das Pontifikat von Papst Franziskus.
Benedikt XVI. legte seine Grundthese zum Konzil in zwei Reden am Anfang und Ende seines Pontifikats dar
Benedikt XVI. hat seine Grundthese in zwei Reden dargelegt, die sein Pontifikat einleiteten und beendeten und einen Leitfaden bieten: jener an die Römische Kurie vom 22. Dezember 2005 und jene an den römischen Klerus vom 14. Februar 2013, drei Tage nach der Rücktrittsankündigung. Diese letzte, ausführliche und artikulierte Rede hielt er frei, ex abundantia cordis und stellt gewissermaßen ein doktrinelles Testament Benedikts XVI. dar. Der Papst gibt eine Kirchenkrise zu, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zusammenhängt, aber er schreibt die Verantwortung dafür einem „virtuellen“ Konzil zu, das das wirkliche Konzil überlagert habe. Das virtuelle Konzil ist jenes, das von den Medien und von bestimmten theologischen Kreisen durchgesetzt wurde, die im Namen eines falschverstandenen „Geistes“ des Zweiten Vatikanums, die Absichten der Konzilsväter verzerrt hätten. Eine mißbräuchliche nachkonziliare Praxis habe die Wahrheit des Konzils, die in seinen theologischen Dokumenten ausgedrückt ist, verraten und man müsse zu diesen Texten zurückkehren, um die Echtheit wiederzufinden. Das Problem des Konzils ist für Papst Benedikt nicht an erster Stelle ein historisches oder theologisches, sondern zunächst vor allem ein hermeneutisches: das Problem einer falschen Hermeneutik, die sich der authentischen Interpretation widersetzt, und zwar nicht nur der Texte, sondern des Konzilsereignisses selbst.
These Benedikts XVI. entspricht dem „Schisma“ zwischen den Zeitschriften Concilium und Communio
Die These von Papst Benedikt XVI. ist nicht neu. Es ist der Grundgedanke jener Theologen, die 1972, nachdem sie gemeinsam mit Karl Rahner, Hans Küng und Edward Schillebeeckx an der Gründung der Zeitschrift Concilium mitgewirkt hatten, diese verließen, um die Zeitschrift Communio zu gründen. Pater Henri de Lubac prägte in einem berühmten Interview, das er dem damaligen Msgr. Angelo Scola gab (Reise durch das Nachkonzil) [3]Viaggio nel postconcilio, Edit, Mailand 1985, S. 32–47 den Ausdruck „Para-Konzil“, um jene organisierte Bewegung zu benennen, die die Lehre des Konzils durch eine tendenziöse Interpretation dieses Ereignisses deformiert habe. Andere Theologen gebrauchten den Ausdruck „Meta-Konzil“ und Kardinal Joseph Ratzinger, nahm in seinem berühmten Gesprächsbuch Zur Lage des Glaubens von 1985 die These vom virtuellen Konzil vorweg, die er dann während seines Pontifikats mehrfach formulierte.
Eingeständnis eines Scheiterns – Warum aber konnte sich Benedikt XVI. nicht durchsetzen?
Die Rede des Jahrs 2013 ist jedoch vor allem das betrübte Eingeständnis einer Krise der Hermeneutik der „Erneuerung in der Kontinuität“. Das Bewußtsein dieses Scheiterns hatte sicher maßgebliches Gewicht für seine Verzichtserklärung vom 11. Februar. Warum aber ist es der „benediktinischen“ Interpretationslinie nicht gelungen, sich durchzusetzen und warum wurde sie von den Thesen der „Schule von Bologna“ besiegt, die sich unaufhaltsam an den Universitäten und den katholischen Seminaren ausbreiten?
Der Hauptgrund liegt darin, daß die Geschichte weder von der theologischen Debatte gemacht wird und noch weniger von der hermeneutischen. Die hermeneutische Diskussion legt den Akzent mehr auf die Interpretation eines Ereignisses, als auf das Ereignis selbst. Aber in dem Moment, in dem verschiedene Hermeneutiken einander gegenübergestellt werden, entfernt man sich von der Objektivität des Faktums, indem diesem die subjektiven Interpretationen des Ereignisses übergestülpt werden, die zu bloßen Meinungen reduziert werden. Angesichts einer solchen Pluralität der Meinungen, könnte das entscheidende Wort von einer höchsten Autorität gesprochen werden, die ohne jeden Schatten eines Zweifels die zu glaubende Wahrheit definiert. Doch in seinen Reden wollte Benedikt XVI., wie auch die Päpste vor ihm, seiner Interpretationsthese keinen lehramtlichen Charakter verleihen. In der stattfindenden Hermeneutikdebatte bleibt das Letzturteil daher die Objektivität der Fakten. Und wenn es ein virtuelles Konzil gab, dann ist es eine unleugbare Tatsache, daß dieses nicht weniger real war, als jenes, das in den Dokumenten festgehalten ist. Die Texte des Zweiten Vatikanums wurden in eine Schublade gelegt, während das, was mit Präpotenz in die Geschichte einging, sein „Geist“ war. Ein wenig heiliger und sehr menschlicher Geist, durch den lobbyistisches Wirken, politischer Druck und mediale Einflußnahme zum Ausdruck kamen, die den Ablauf der Ereignisse lenkten. Und da die Sprache der Texte gewollt zweideutig und undefiniert war, bot das virtuelle Konzil die authentische Lesart der Schlußdokumente. Das Konzil der Texte kann nicht von jenem der Geschichte getrennt werden, weshalb die „Schule von Bologna“ nicht ganz Unrecht hat, wenn sie die revolutionäre Neuheit des Ereignisses betont. Sie liegt allerdings falsch, wenn sie daraus einen „theologischen“ Anspruch als höchstes Kriterium zur Beurteilung der Geschichte ableiten will.
Hermeneutik Benedikts XVI. gelang es nicht, historische Entwicklung seit 1965 zu begründen
Der Hermeneutik von Benedikt XVI. ist es nicht gelungen, die Geschichte zu begründen, das, was seit 1965 bis in unsere Tage geschehen ist. Die Konzilstexte wurden von der nachkonziliaren Praxis erdrückt, einer Realität die keine Widerrede erlaubt, wenn man ihr nur eine Hermeneutik entgegensetzen will. Zudem, wenn man das Zweite Vatikanum nicht kritisieren, sondern nur auf andere Weise interpretieren darf, worin besteht dann der Unterschied zwischen den Theoretikern der Diskontinuität und jenen der Erneuerung in der Kontinuität? Für beide ist das Konzil letztlich ein irreversibles und jeder Beurteilung entzogenes Ereignis, das selbst letztes Kriterium für Lehre und Verhalten ist. Jeder, der die Möglichkeit leugnet, eine Debatte über das Zweite Vatikanum zu beginnen, und dies im Namen des Heiligen Geistes tut, der dessen Garant sei, macht daraus ein unfehlbares Ereignis und ein Superdogma, das de facto geschichtsimmanent ist.
Die Geschichte ist für den Christen aber das Ergebnis einer Verwicklung von Ideen und Ereignissen, die ihre letzte Wurzel im Gewirr menschlicher Leidenschaften und im Wirken übernatürlicher und außernatürlicher Kräfte haben, die in ewigem Konflikt miteinander stehen. Die Theologie muß sich zur Geschichtstheologie machen, um die menschlichen Angelegenheiten zu verstehen und zu beherrschen, andernfalls wird sie von der Geschichte vereinnahmt, die zum höchsten Beurteilungsmaßstab der Dinge dieser Welt wird. Der Immanentismus ist nichts anderes als der Verlust eines transzendenten Prinzips, das über die Geschichte urteilt und nicht von ihr beurteilt wird. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet sind die Absichten der Konzilsväter und die Texte, die sie produziert haben, nichts anderes als ein Teil der Realität. Das Zweite Vatikanum ist wie die französische oder die protestantische Revolution ein Ereignis, das auf verschiedenen Ebenen analysiert werden kann, aber ein Unikum mit einer besonderen Eigentümlichkeit darstellt, und als solches stellt es zweifellos einen Moment und in gewisser Weise sogar apokalyptischer historischer Diskontinuität dar.
Papst Franziskus will als postmoderner Papst theologische Diskussion überwinden
Der Sieg der „Schule von Bologna“ wurde durch die Wahl von Papst Franziskus besiegelt, der kaum über das Konzil spricht, weil er nicht an der theologischen Diskussion interessiert ist, sondern an der Realität der Fakten. Es ist die Praxis, in der er beweisen will, der wirkliche Umsetzer des Zweiten Vatikanums zu sein. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man sagen, verkörpert er die Essenz des Zweiten Vatikanums, die zur Doktrin wird, indem es seine pastorale Dimension verwirklicht. Die theologische Diskussion gehört zur Moderne und Papst Franziskus präsentiert sich wie ein post-hermeneutischer und damit postmoderner Papst. Der Kampf der Ideen gehört einer Phase der Kirchengeschichte an, die er überwinden will. Franziskus wird ein Konservativer oder ein Progressiver sein, je nach den historischen und politischen Notwendigkeiten des Augenblicks. Die „pastorale Revolution“ ist für Alberto Melloni von der „Schule von Bologna“ das wichtigste Wesensmerkmal des Pontifikats von Franziskus I.
Melloni schrieb bereits zwei Wochen nach der Papstwahl: „‘Pastoral‘ ist ein Schlüsselbegriff, um das Pontifikat von Papst Franziskus zu verstehen. Nicht weil er Pastoraltheologie gelehrt hätte, sondern weil Franziskus, wenn er sie interpretiert, mit erstaunlicher Natürlichkeit jenes pulsierende Herz des Evangeliums in der Zeit und der Annahme (oder Ablehnung) des Zweiten Vatikanums wachruft. ‚Pastoral‘ stammt aus der Sprache von Papst Johannes: so wollte er ‚sein‘ Konzil, als ‚pastorales‘ Konzil – und so war das Zweite Vatikanum“. [4]Alberto Melloni: L’estasi pastorale di papa Francesco disseminata di riferimenti teologici (Die von theologischen Bezügen durchdrungene pastorale Extase von Papst Franziskus), in: Corriere della … Continue reading
Papst Franziskus und das erste wirklich authentische Konzilspontifikat
Melloni biegt wie immer die Realität, aber er hat im Grunde nicht ganz Unrecht. Das Pontifikat von Papst Franziskus ist wohl am authentischsten ein konziliares Pontifikat, jenes, in dem sich die Praxis in Lehre verwandelt mit dem Versuch, Erscheinungsbild und Realität der Kirche zu ändern. Die Hermeneutik von Benedikt XVI. ist heute zu den Akten gelegt und von der Pastoral des neuen Papstes dürfen wir uns noch einige Überraschungen erwarten. Der Chefredakteur der Tageszeitung Il Foglio hat dies durch die Veröffentlichung der Artikel von Gnocchi und Palmaro mit journalistischem und in diesem Fall auch theologischem Spürsinn intuitiv erfaßt.
Es stellt sich aber eine letzte Frage. Warum kommen die verbissensten Verteidiger des Zweiten Vatikanums und auch strengsten Kritiker von Gnocchi und Palmaro heute unter anderem aus dem Bereich der Gemeinschaft Comunione e Liberazione (CL)? Die Antwort fällt nicht schwer, wenn man an die Wurzeln von CL und die Wurzeln des Denkens ihres Gründers, Don Luigi Giussani denkt. Der Horizont von CL war und blieb jener der progressiven Nouvelle theologie. In einem berühmten, 1946 erschienenen Artikel mit dem Titel La nouvelle théologie o๠va-t-elle bezeichnete der Domenikaner Reginald Garrigou-Lagrange, einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts als Wesensmerkmal der Nouvelle théologie, die Reduzierung der Wahrheit auf die „religiöse Erfahrung“. „Die Wahrheit ist nicht mehr die Übereinstimmung des Urteils mit der extramentalen (objektiven) Realität und ihren unveränderlichen Gesetzen, sondern die Übereinstimmung des Urteils mit den Notwendigkeiten des Handelns und des menschlichen Lebens, das sich ständig wandelt. Die Philosophie des Seins oder der Ontologie wird ersetzt durch die Philosophie des Handelns, die die Wahrheit nicht mehr in Funktion des Seins, sondern des Handelns definiert“, so Garrigou-Lagrange, der Doktorvater von Karol Wojtyla war.
Die Nouvelle theologie verhindert unvoreingenommenen Blick auf die Kirchenkrise und ihre Überwindung
Wir finden dieses von Garrigou-Lagrange beschriebene Wesensmerkmal in der Sprache und der Praxis vieler Vertreter von CL. Es genügt an die ständige Betonung des Glaubens als „Begegnung“ und „Erfahrung“ zu erinnern und der damit zusammenhängenden Reduzierung der Grundsätze auf bloße Instrumente. Wahr ist, daß es kein Christentum gibt, wenn es nicht gelebt ist. Wahr ist aber auch, daß man einen Glauben, den man nicht kennt, auch nicht leben kann. Außer man ist der Meinung, wie der Modernismus und die Nouvelle theologie, daß der Glauben aus der Lebenserfahrung des Subjekts hervorgeht. Eine „Erfahrung“, die in allen Religionen möglich sei und die das Christentum zu einem Pseudo-Mystizismus oder zu einer reinen Moralpraktik reduziert.
Die Historikerin Cristina Siccardi analysiert im empfehlenswerten neuen Buch Der Winter der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil [5]L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II. I mutamenti e le cause, Sugarco, Mailand 2013 detailliert die Folgen dieser Pastoral der „Erfahrung“ und erinnert an die Worte eines anderen großen dominikanischen Theologen des 20. Jahrhunderts, Pater Roger-Thomas Calmel: „Lehren, Riten, geistliches Leben sind einem so radikalen und so perfektionierten Prozeß der Verflüssigung unterworfen, daß sie nicht mehr die Unterscheidung zwischen Katholiken und Nicht-Katholiken erlauben. Da das Ja und das Nein, das Definierte und das Definitive als überholt gelten, fragt man sich, was die nicht-christlichen Religionen eigentlich daran hindert, nicht auch Teil der neuen Weltkirche zu werden, die durch die ökumenischen Interpretationen ständig ‚aggiornata‘ wird“. [6]Roger-Thomas Calmel: Breve apologia della Chiesa di sempre (Kleine Apologetik der ewigen Kirche), Ichtys, Albano Laziale 2007, S. 10–11
Beweist der Gläubige durch seine „religiöse Erfahrung“ die Wahrheit seines Glaubens?
So wie Karl Marx sagte, daß der Philosoph in der Praxis die Wahrheit seiner Lehre beweist, können wir in der nachkonziliaren Theologie den Grundsatz erkennen, laut dem es die „religiöse Erfahrung“ ist, mit der der Glaubende die Wahrheit seines Glaubens beweist. Im Kern geht es um den Vorrang der Praxis in der modernen säkularisierten Philosophie. Diese Philosophie der religiösen Praxis wurde von den radikalsten Sekten des 16. und 17. Jahrhunderts wie den Wiedertäufern und Sozinianern theoretisiert. Für sie wird der Glauben durch seine Intensität gemessen: was zählt, ist nicht die Reinheit und Integrität der Wahrheit, an die man glaubt, sondern die Intensität des Aktes, mit dem man glaubt. Der Glauben hat also seinen Maßstab nicht in der geglaubten Lehre, sondern im „Leben“ und dem Handeln des Gläubigen. Der Glauben wird zur religiösen Erfahrung, losgelöst von jeder objektiven regula fidei. Wir finden diese Tendenzen auch in der progressiven Theologie, die das Zweite Vatikanische Konzil vorbereitete, lenkte und zum Teil auch umsetzte.
Die progressive Nouvelle théologie hatte ihre Hauptvertreter im Dominikaner Marie-Dominique Chenu und im Jesuiten Henri de Lubac. Nicht von ungefähr war Chenu der Lehrer von Giuseppe Alberigo und de Lubac der Bezugspunkt der Schüler von Don Giussani. Und nicht zufällig findet sich unter den ersten offiziellen Texten von Comunione e Liberazione Anfang der 70er Jahre die Arbeit des Theologen Giuseppe Ruggieri mit dem Titel Zur Frage von Christentum und Revolution. Ruggieri war damals für die theologische Schriftenreihe des Verlags Jaca Book zuständig und leitet heute die von Giuseppe Alberigo gegründete Vierteljahresschrift Cristianesimo nella Storia (Christentum in der Geschichte). Gemeinsam mit Alberto Melloni ist er heute der führende Vertreter der „Schule von Bologna“. In Ruggieris intellektuellem Werdegang, wie Melloni selbst im Buch Alles ist Gnade [7]Tutto ਠgrazia, Jaca Book, Mailand 2010 darlegt, läßt sich keine Inkohärenz feststellen. Gemeinsam ist der Theologie von CL und jener der „Schule von Bologna“ die „Theorie des Ereignisses“, der Primat der Praxis vor der Lehre, der Erfahrung vor der Wahrheit, die CL in der Begegnung mit der Person Christi ansiedelt und die „Schule von Bologna“ in der Begegnung mit der Geschichte.
Giuseppe Ruggieri war der Theologe von Comunione e Liberazione und er ist heute der Theologe der „Schule von Bologna“. Und heute dämonisieren die Vertreter von CL und der „Schule von Bologna“ gemeinsam in Gnocchi und Palmaro nicht die Kritiker von Papst Franziskus oder des Zweiten Vatikanischen Konzils, sondern die „moralistischen“ Katholiken, die den Primat der Wahrheit und des Gesetzes einfordern. Dabei sagt Jesus: „Wer mich liebt, befolgt meine Gebote“ (Joh 14,15–21). Es gibt keine Liebe zu Gott ohne Befolgung des Naturrechts und des Gottesgesetzes. Die Befolgung dieser Wahrheit und dieses Gesetzes ist der Maßstab für die christliche Liebe.
Einleitung/Übersetzung:Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino/Corrispondenza Romana
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↑1 | La Bella addormentata. Perché dopo il Vaticano II la Chiesa ਠentrata in crisi. Perché si risveglierà , Fede & Cultura, Verona 2012 |
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↑2 | Cattolici in alto i cuori! Battiamoci senza paura per la rinascita della Chiesa, Fede & Cultura, Verona 2013 |
↑3 | Viaggio nel postconcilio, Edit, Mailand 1985, S. 32–47 |
↑4 | Alberto Melloni: L’estasi pastorale di papa Francesco disseminata di riferimenti teologici (Die von theologischen Bezügen durchdrungene pastorale Extase von Papst Franziskus), in: Corriere della Sera vom 29. März 2013 |
↑5 | L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II. I mutamenti e le cause, Sugarco, Mailand 2013 |
↑6 | Roger-Thomas Calmel: Breve apologia della Chiesa di sempre (Kleine Apologetik der ewigen Kirche), Ichtys, Albano Laziale 2007, S. 10–11 |
↑7 | Tutto ਠgrazia, Jaca Book, Mailand 2010 |
Papst Benedikt erlitt diese Niederlage weil er sein Amt weggeschmissen hat, nachdem man ihm für dasselbe Jahr den Tod voraussagte, und für Christus sterben, naja das wird nicht so seine Sache sein.
So schätze ich diesen von Herzen demütigen Papst nicht ein! Wir können uns sein jetztiges Leid kaum vorstellen! Ich glaube, dass Franziskus‘ Wahl schon lange geplant war. Dieser Rücktritt war meiner Meinung nach nicht freiwillig
Dann hätte er ihn ja nicht vornehmen müssen, selbst wenn er erpresst worden wäre, hätte er ja sagen können das habe ich schon gebeichtet! Und dann hätte er sagen können was er so gerne sagte : “ Basta“
Sie tun ihm Unrecht – da sind Dinge im Spiel gewesen, die wir nicht wissen können. Aber fahrlässig und eigensüchtig ist benedikt wohl kaum zu nennen.
Er – ein basta-Sager? Sie verwechseln ihn wohl mit Gerhard Schröder!
Benedikt kann konsequent sein. Dafür habe ich ihn stets bis zur Sekunde hoch geschätzt!
In der postmodernen Geringschätzung für die Hermeneutik sehe ich schon Ansätze von Fideismus.
Irgendwie bemerkt ihr die Saat von Benedikt nicht.. Als ob die Proteste in Paris nicht existiert hätten. Also ob Latein nicht wichtiger wird. Als ob der „alte Ritus“ nicht langsam erwächst.
Wo bleibt das Gottvertrauen? Wo bleibt das Bewusstsein für den Sieg in der Niederlage? Für die Stärke Gottes?
Passt auf dass ihr nicht zu einem Religionsverein werdet – und zwar unter anderen Vorzeichen. Jammern und Schimpfen dass der Papst nicht die Hand in dem korrekten Winkel hält wie im Kanon 23413241234b aus dem Jahre 1450 vorgeschrieben.. Langweilig. Gott lässt sich nicht einsperren.
Merkt ihr nich das Benedikt das eine, Franziskus das andere macht? Die Hausaufgaben hat Benedikt schon gemacht – die Lehre vertieft, aktualisiert und verstärkt. Dies wirkt bereits und rumort. Franziskus nimmt verstümmelte und Kranke in die Hand – und es wird photographiert. BEIDES ist wichtig.
Hört auf zu Jammern und dankt Gott für Benedikt und bittet ihn Euch den Geist für Franziskus zu öffnen.
Johann
„De Mattei kommt dabei zum Schluß, daß Joseph Ratzinger den Kampf um die Überwindung des „virtuellen“ Konzils verloren hat“
Hat denn Joseph Ratzinger das „virtuelle“ Konzil wirklich überwinden wollen? Eine gewisse Verliebtheit in eben dieses Konzil stand ihm bei aller Vernunft und Klarsicht bzgl. der Fehlentwicklungen wohl im Weg? Er hätte über seinen Schatten springen müssen. Das sagt sich leichter als es ist. Aber es wäre m.E. die einzige Möglichkeit gewesen, das Problem, das das VII in die Kirche hereingebracht hat, zu bearbeiten und zu überwinden.
Außerdem lebt Papst Benedikt noch. Er kann immernoch seinen Beitrag zur Überwindung des Konzils leisten. Der Kampf ist noch lange nicht verloren.
In meinen Augen hat seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI, nicht nur als Papst sondern bereits als „Präfekt“ der Kongregation für die Glaubenslehre, den Kampf für Gott dem Herrn und seiner Kirche aufgegeben. Ja er hat geniale Wörter die dazu geeignet gewesen wären, die Kirche von innen heraus zu heilen und zu heiligen, aber es war im völlig egal ob diese seine Worte in die Tat umgesetzt wurden. Denn mir kann keiner Einreden dass er als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre nicht am besten über den Glaubens-Gottesabfall (am besten zu erkennen an den liturgischen Missbrauchsfällen und den immer stärker werdenden antikatholischen- häretisch- schismatischen Vereinen wie WSK, KFB, ZdK, POA, Laien- Pfarrerinitiative usw.
Und als Papst hat er Ungehorsam voller Lauheit hingenommen, daher „Wer schweigt duldet“, siehe actus formalis, summorum Pontificum, „FÜR VIELE“, usw.
Beten wir daher zu Gott den Herrn, das uns dieser endlich einen wahren katholischen Papst sendet, einen der nicht nur theoretisch sondern auch praktisch wirkt und der nicht vor den Wölfen flieht. Denn nicht an ihren Wörtern werden wir sie erkennen, sondern an ihren Früchten.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen.
Keine Theologie, keine Inhalte, keine Kultur, alles viel zu kompliziert! Nur noch die kuschelige „Es-ist-alles-gut-wir-haben-uns-alle-lieb-es-kommt-sowieso-jeder-in ‑den-Himmel“-Stimmung die uns alle so schön einlullt, während im Hintergrund der Papst(darsteller) ganz lieb lächelt und in die Kamera winkt und ab und zu was von der „Zärtlichkeit“ und der „Liebkosung“ Gottes erzählt (dreht mir jedesmal den Magen um!), so soll er von nun an sein, der katholische Glaube. So werden ihn alle gut finden, diesen Pseudo-Katholizismus, diese leere Hülle, die Medien, die Linken, die Atheisten, die Freimaurer, wer auch immer, und damit ist schon alles gesagt. Es scheint, die Feinde Gottes haben nach 2000-jährigem Kampf endgültig gesiegt, indem sie die alte Taktik des „If you can´t beat them, join them“, auf deutsch etwa „Wenn du sie nicht schlagen kannst, trete ihnen bei“ erfolgreich angewendet haben, und die katholische Kirche von innen heraus schlicht und einfach erledigt und ausgehöhlt haben, wie ein Holzwurm es mit einem Stück Holz tut. Einfach niederschmetternd traurig und kaum zu glauben, aber so ist die Wirklichkeit im Jahr 2013.
Das ist so treffend dargestellt. Die Hoffnung bleibt uns unerbittlichen Optimisten aber doch. Die Erlösung durch den Herrn.
@sumsum:
auch mir drehte es schon lange den Magen um bei den von Ihnen zitierten Begriffen-dachte nur,es geht nur mir so!
Denn diese Begriffe tauchen meines Wissens nach weder in der Bibel noch sonstwo in heiligen Schriften etc.auf!
Auch sonst kann ich mich Ihrem posting voll anschließen,Danke!
Ja, so geht es mir auch – wobei Kriterium nicht ist, ob diese Begriffe „biblisch“ sind. Es wurde mancher Begriff entwickelt, der nicht „biblisch“ ist, zum Beispiel das Wort „Trinität“.
Was mich so stört, ist die Plattheit und die Verkürzung der Lehre, die hier sichtbar wird. Die Kirche spricht von Anfang an von der „Liebe“ Gottes und das umschließt alles, was Liebe ist, u.a. auch Zärtlichkeit. Aber nota bene: Sexualität wurde in der Kirche niemals als Ausdruck von Liebe gewertet. Es ist Fortpflanzungsfunktion und kann ins ungeordnete Begehren abkippen. Bis zum Konzil war das der klare Kurs der Kirche. Danach wurde alles schwammiger und unklarer mit dem Ergebnis, dass der Durchschnittskatholik nicht mehr weiß, warum ide Ehe ein Sakrament und unauflösbar ist.
Doch zurück zur Liebe Gottes: sie ist höher als alles, was wir unter Liebe vorstellen können. Nun können wir uns aber schon sehr Hohes vorstellen, etwa in der „platonischen Liebe“, in einer gewissen Philanthropie, in der Eltern-Kind-Liebe, in der Gatten-Liebe (die nicht eine Funktion der Sexualität ist!). „Hohe“ Liebe erhebt uns weit über uns hinaus. Ahnungen davon kannte die „hohe Minne“ des Mittelalters hier ebenso wie die Mystik jeder Religion.
Aber nicht einmal diese menschliche Fähigkeit erreicht die Rede F.s, es ist wirklich niederschmetternd. „Zärtlichkeit“! Zärtlich ist man schwerpunktmäßig zu allen, die noch nicht oder gerade nicht befähigt sind zu einer einer geistigeren Liebe, zu Kindern, zu Tieren, zu Liebesobjekten, die nicht antworten, auch zu Schwerkranken oder Dementen. In aller Regel entledigen sich sowohl Ehepartner als auch Kinder über kurz oder lang einer allzu ausgeprägten Zärtlichkeit, weil sie ernst genommen werden wollen. Wenn dann ein etwas höheres Liebesniveau erreicht ist, kann man auch gelegentliche Zärtlichkeit hie und da annehmen und mögen. Aber es muss so herum funktionieren. Nichts ist erdrückender als eine Beziehung der Zärtlichkeit. Zärtlichkeit ist so allein gesetzt eine Form der Übergriffigkeit und Infantilisierung des Gegenübers.
Der Hl. Paulus spricht dagegen vom „Erwachsenwerden“ im Glauben. Nicht Zärtlichkeit, sondern Liebe. Nicht Schmusebacke und Nuckelfläschchen, sondern Selbstständigkeit. Nicht alles Vorkauen, sondern in Hingabe mit Willen und Bewusstsein ergreifen!
So wächst man über sich hinaus.
Mit der Überwindung der Theologie hin zu Verständnis für Alle und Alles ist das Pontifikat als Resümee des 2. Vatikanums gut skizziert. Wer zieht hinter Franziskus die Fäden (außerhalb der Kirche) ? Oder ist es vielleicht banal doch so, dass Franziskus kein guter Theologe und ein schlechter Formulierer ist ? Fragestellungen über Fragestellungen. Jede dieser Fragestellung ist zu viel. Jedenfalls gilt es, die zu unterstützen, die für die Kontinuität der Kirche eintreten, denn es gibnt keinen Glauben ohne Kirche und es gibt keine Kirche ohne unverrückbare Grundsätze.
Das Problem liegt einfach darin, daß Papst Benedikt XVI seine „Hermeneutik der Kontinuität“ nicht ausreichend begründet hat, ja sogar im Widerspruch zu sich selbst geraten ist, wie etwa in der Frage nach der Funktionalität des Lehramtes des II. Vatikanischen Konzils. S. E. Tissier de Mallerais hat ihm dieses in seiner überragenden Untersuchung „La Foi au imperil par raison“ (Ed. Sel. de la Terre, 70 Paris 2 2009,) nachgewiesen. Das inkonsistente Lehramt des II. Vatikanischen Konzils konnte und kann nicht bestehen in der Selbstrelativierung der Kirche wie es in LG 8.2 durch das „quasi societas“ und das „subsistit in“ geschehen ist. Ab diesem Zeitpunkt (Roberto de Mattei ist Historiker, er sollte auch die Geschichte en detail berücksichtigen!) hatte die Katholische Kirche in völligem Widerspruch zu „Quanta Cura“ sich selbst das Verfassungsrecht abgesprochen und somit jede Letztautorität über das Lehramt, sei es durch den Papst, sei es durch das Bischofskollegium des Konzils, aufgegeben. Lehramt konnte nur durch die Diktatur der NBE zu LG 21 geschehen. Ab diesem Zeitpunkt war das Konzil eigentlich sinnlos (21.11.1964!).
So gesehen ist gerade das Dokument, das die innersten Fragen von Tradition und Lehramt, Schrift und Tradition, Lehramt und Schrift, also jener Dreierbeziehung, die von Johannes Duns Scotus als die „Analogia docendi.“ bezeichnet wurdeeben „Dei Verbum“ überflüssig, ja sogar schädlich. Nur auf dem Boden der Super-Häresie von „Lumen gentium“ konnten die anderen häreitischen Texte wie „Dignitatis Humanae“, „Nostra Aetate“ und „Gaudium et Spes“ gedeihen. Als „Super-Häresie“ ist „Lumen Gentium“ deshalb zu verstehen, da es der zentrale und von höchster Lehrautorität seiende Text des Konzils ist und daher in allen Hermeneutiken von Rahner bis Müller an vorderster und prominentester Stelle genannt wird und dementsprechend auch im Catechismus Catholicae Ecclesiae von 1993 die häufigsten Quotierungen hat. Joseph Ratzinger irrte als er „Gaudium et Spes“ 1982 in seiner „Theologischen Prinzipienlehre“ als den „Antisyllabus“ bezeichnete, dieser Text war „Lumen Gentium“.
Nein, Papst Franziskus füllt nur einen Bruchteil des Konzils aus, er reduziert das Konzil auf eine einzige Botschaft: „Option für die Armen“. Er wird so zum Häretiker wider das „Konzil“, zum Widerspruch im Widerspruch. Wenn er nicht erkennt, daß es SEINE UREIGENSTE Aufgabe ist, die „Reform der Reform“ nicht nur im Liturgischen Bereich sondern auch in der Konzilsdogmatik fortzuführen und auf das machtvolle Lehramt der Päpste von Pius V bis Pius XII zu setzen, wird auch die „Option für die Armen“ verlieren. Gerade die Armen brauchen Gott, sonst verkümmern sie moralisch und theologisch, sie brauchen ein starkes Lehramt der Kirche, das die Kirche als „societas perfecta“ darstellt, den Staaten ihre Aufgaben zuweist und ihre Dienerschaft der Königsherrschaft Jesu Christi darstellt, damit gerechte Gesellschaften entstehen.
ROMA; ROMA, CONVERTERE AD DOMINUM DEUM TUUM!
Es stimmt alles, was Sie schreiben – aber was folgt daraus? Uns ist doch allen klar, dass die Zukunft nicht in einer bloßen Rückkehr zur Vergangenheit liegt, oder? Das einzig Gute an dieser furchtbaren Lage entdecke ich für mich darin, mich auf Gott selbst zurückgeworfen zu sehen. „Verflucht ist der Mensch, der auf Menschen vertraut“, sagt der hl. Prophet Jeremia (17,5). Mein größter Trost ist die Heilige Schrift. Jeden Tag lese ich mehrere Kapitel darin, und von Tag zu Tag mehr liebe ich das Wort Gottes.
Entschuldigung, es muss heißen: mein großer Trost ist die Heilige Schrift.
N o c h gibt es die Heilige Messe mit der heiligen Eucharistie!
Geehrter Christoph Rein, vergessen Sie die „gerechten Gesellschaften“! Wir leben in der Endzeit, genauer: der Letztzeit, in den Jahren unmittelbar vor der Schreckensherrschaft des Antichrist. Der Einzige, der Gerechtigkeit schaffen kann und schaffen wird, ist Unser Herr, Heiland und wahrer Gott Jesus Christus, wenn Er wiederkommt in Macht und Herrlichkeit.
Die Verarmung durch diese Dauerbetonung der „Armut“ von Franziskus wird hier zu Recht als zentraler Punkt gesehen. So ist es. Wer einen teil aus dem Ganzen absolutiert, widerspricht dem Ganzen.
Hw Professor May hat diese Thematik in einem Interview mit der „Kirchlichen Umschau“ trefflich analysiert:
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„Was immer man für oder gegen das Konzil sagen mag:
Mit dem Konzil begann das Ende jeder Sicherheit in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre sowie der kirchlichen Ordnung.
Die nachkonziliare Bewegung ist nicht nur über das Konzil hinausgeschritten, sondern hat sich in gewichtigen Punkten gegen das Konzil gestellt.“
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„Was in dieser Zeit vor sich gegangen ist, das ist die – versuchte – Selbstzerstörung.“
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„Die Zerstörung der kirchlichen Lehre geht von den Theologen aus.“
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„Lieber Dutzende von Professoren und vielleicht ganze Fakultäten verlieren als diese Einfallstore der Häresie weiter offen halten.“
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„Das Schlimmste, was der Kirche in der gegenwärtigen Krise passieren könnte, wäre die Nachgiebigkeit gegenüber den Forderungen des Progressismus und des Zeitgeistes – was beides oft zusammenfällt.“
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„Es ist offenkundig, daß die Krise der Kirche eine Krise der Bischöfe ist.“
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Ja, defendor, und die Personifizierung all dessen sitzt jetzt auf dem Stuhl Petri.
Keine Frage, dieser Artikel ist wieder eine brillante Analyse und der Redanktion ist einmal mehr zu danken, dass sie diese Diskussion italienischer Intellektueller dem deutschen Sprachraum bekannt macht. Aber in einem Punkt verstehe ich de Mattei nicht ganz: „Jeder, der die Möglichkeit leugnet, eine Debatte über das Zweite Vatikanum zu beginnen, und dies im Namen des Heiligen Geistes tut, der dessen Garant sei, macht daraus ein unfehlbares Ereignis und ein Superdogma, das de facto geschichtsimmanent ist.“ Aber hallo!? Ist dies nicht eine der ekklesiologischen Grundüberzeugungen, dass Konzile vom Heiligen Geist geleitet werden? Würde hier eine Debatte über das II. Vaticanum nicht an den Fundamenten der Kirche selbst rütteln, indem es die Sebstgewissheit der Kirche, vom Heiligen Geist geleitet zu sein, ruiniert? Hat Benedikt XVI. vielleicht aus diesem Grund auf die Hermeneutik gesetzt, um nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten? Wenn der Papst die Debatte über das Konzil im Sinne de Matteis angestoßen hätte, wäre er nicht noch mehr auf verlorenem Posten gestanden? Hätte nicht die Übermacht der Bruchhermeneuten sofort damit begonnen die eigene Deutungshoheit zu sichern, indem man das päpstliche Lehramt gegen das Lehramt des Konzils, also aller Bischöfe (wie demokratisch!) ausgespielt hätte? Ich glaube, de Mattei verlangt hier zu viel von Papst Benedikt und verkennt seine historische Situation, die vergleichbar ist mit der Gorbatschows. Die vom Papst sehr klug eingefädelte, das Machbare präzise berechnende benediktinischen Reform ist nicht zuletzt vor allem deshalb gescheitert, weil im entscheidenden Moment die zwar davidisch schwachen traditionellen Reformkräfte, auf die der Papst setzte, den Kampf mit Goliath scheuten, ohne gottvertrauen und daher zu zögerlich, zu misstrauisch und ängstlich waren, um den Papst zu Hilfe zu eilen, als er die Hand nach ihnen ausstreckte! Das muss man auch ganz klar sehen und reumütig bekennen, wenn man an wahrhaftiger Aufarbeitung interessiert ist.
„Ist dies nicht eine der ekklesiologischen Grundüberzeugungen, dass Konzile vom Heiligen Geist geleitet werden?“
Wo steht das so absolut? Nur was auf einem allgemeinen undrechtmäßig einberufenem Konzil als zu glauben verkündet wird, besitzt diese Unfehlbarkeit.
Das aber genau hat das Konzil ja vermieden. Darauf zeigt de Mattei. Dieses Merkmal passt nicht zu dem verbohrten Klammerreflex, den gewisse Herren an den Tag legen, wenn es um das Konzil geht. Obwohl dieses Konzil keinen Unfehlbarkeitsanspruch erhoben hat, wird es so behandelt, als hätte es ihn erhoben.
Weiterhin ist es für mich sehr fragwürdig, wie viel Recht dieses Konzil eigentlich überhaupt hat. Nicht nur de Mattei hat beschrieben, wie die Themenstellung und der Verlauf des Konzils von Anfang an unterlaufen wurde durch gut abgesprochene progressistische und modernistsiche Kreise. Es sind diverse Rechtsbrüche geschehen.
Im übrigen ist es heilsam, mal wieder in die Geschichte der Konzilien zu schauen. Beispiel: Konstanzer Konzil 1415. Das Gewurstel mit den drei Päpsten vorher will ich gar nicht aufrollen, eine Kirche, der der rechtmäßig gewählte Papst schließlich weggestorben war und man nun nicht mehr wusste, wer von den Anwärtern ein Recht hat. Dann das Dekret „Haec sancta synodus“, das dem Konzil das Recht zusprach, Päpste ab- und einzusetzen – die Kardinäle folgten ja ihren „Obödenzien“. Furchtbare Zustände. Und warum das alles? Um die Ketzer besser zu bekämpfen…
Es kann sehr gut sein, dass der Rücktritt Benedikts und das, was wirklich hinter ihm steht, die Rechtmäßigkeit F.s doch eines Tages vehement in Frage stellen wird, zumal F. ganz offensichtlich das Amt nicht ergreift. Er schwafelt herum wie ein unbedarfter Dorfpriester. Und dass sich darauf viele einigen können, weil sie selbst nicht besonders anspruchsvoll sind, mag ja sein. Es ist aber irrelevant.
Das Pastoralgedudel ist nichts weiter als schlechte Theologie, Verrat am Glauben und eine Riesenshow. Ein Papst soll aber die Lämmer weiden, die Brüder stärken und klare Worte reden, wenn es sein muss ex cathedra.…
Stelle mir vor, wie F.s „Überraschungen“ darauf hinausaufen, dass er die Ämter völlig konterkarieren wird. Bischöfe werden nur noch Moderatoren antagonistischer Tendenzen sein, die sich dann entweder in einer zwangsläufig vorläufigen und immer mediokren Mitte binden lassen müssen oder als Trachtenclub geduldet werden („Indult“ für die wahre Tradition). Aber wehe, einer dieser Trachtler beansprucht die ganze Wahrheit…dann verpasst F. ihm eine Jeans statt Lederhose und zwingt ihn, die Haferlschuh mit Turnschlappen auszutauschen – aus pastoralen Gründen, um der „Einheit“ willen. Die Haferln und die Lederhosen darf er dann nur noch auf Antrag anziehen (s. FI)
Benedikt wollte wohl das Konzil stillschweigend hinter uns lassen, es mehr oder weniger ignorieren und substanziell neu anfangen oder anknüpfen an das, was vor dem Konzil galt. Es wäre ein Chance gewesen – für alle!
Alle aber – wollten nicht. (Mt. 23,37)
Dass man die Konzilstexte nicht schon deshalb verwirft, weil sie so furchtbar interpretationsbedürftig zu sein scheinen, ist ein bleibendes Geheimnis.
Gleiches könnte man übrigens auch von den Texten der Bibel, ja generell von jedem Text sagen. Selbst Dogmen sind interpretierbar, sonst gäbe es keine Dogmatik und überhaupt keine Theologie. Selbst Gesetzestexte bedürfen der Auslegung. Ungeachtet dessen, verstehe ich, was Sie meinen.
Hat man jemals soviel Vorrang der Hermeneutiker vor den Verfassern eines lehramtlichen Textes gesehen? Gab es schon mal so viel Diskussion darüber, was die Kirche denn nun eigentlich sagen will? Ein Problem ist hier ja schon die schiere Länge der zweitvatikanischen Texte. Ein Katholik glaubt an Glaubenssätze nicht an Glaubenstexte.
Die lehramtlichen Aussagen waren aus diesem Grunde immer sehr um Eindeutigkeit bemüht. Es geht darum, dass der Deutungsspielraum möglichst minimiert wird.
Wenn man jedoch ein hermeneutisches Verfahren behauptet, das alle möglichen historischen oder andere „außenliegenden“ Kriterien herbeiziehen darf, um den Text zu deuten, und zwar so, dass am Ende die Kriterien von außen wichtiger als die objektive Textaussage sind, dann haben wir ein Problem.
Solange betsimmte hermeneutische Verfahren nicht ausgeschlossen werden, wird das Chaos nicht enden.
Das Unverständlichste aber daran ist, wie die Umkehrung des „societas“- Begriffs durch das Konzil stattfinden konnte. Die Verschlüsselung der Kirchlichen Lehre durch Metaphern („Quasi-Theologie“ genannt) und das „Mit-ins-Grab-Nehmen“ des Schlüssels durch die Päpste von Johannes XXIII bis Johannes Paul II, die Verweigerung der Schlüsselherausgabe durch Benedikt XVI haben eben jene Verwirrung gebracht, die mit Begriffen wie „Para-Konzil“, „Meta-Konzil“ und „virtuelles Konzil“ bezeichnet wurden. Wenn nun jemand mit seinem eigenen Verständnishorizont ohne die Ewige Lehre der Katholischen Kirche an das Konzil geht wie fast alle Theologen, die Bischöfe und auch die Päpste selbst, dann passiert beim Öffnen der „Konzilsdatei“ folgendes: Es entsteht „scrambled data“, unbrauchbare Fragmente, scheinbar Entschlüsseltes aber niemals der Ganze Text und Sinn.
So ist es schon während des Konzils geschehen, da das Konzil ja nichts definieren wollte und ALLES im Unklaren lassen wollte von der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift bis zur Offenbarung von Fatima, von der Realpräsenz Jesu Christi im Altarsakrament bis zum Sozialen Königtum Jesu Christi und der Notwendigkeit Katholische Staaten. Das einzige was klar herausgestellt wurde war die Unklarheit der Freiheiten „Religionsfreiheit, Gewissensfreiheit, Erziehungsfreiheit“. Das Ganze wurde dann dem fortwährenden Interpretament des Bischofskollegiums und des Papstes unterworfen. Im ersteren Falle usurpierten dieses Recht a priori die Bischofskonferenzen („Würzburger Synode“,Conference of Baltimore, etc.) im zweiten Fall das nicht-definierende Magisterium der Päpste.
Daß gerade ein Papst am Konzil scheitern würde, war abzusehen. Um so unverständlicher ist es, daß gerade Benedikt XVI gescheitert ist: Gerade er hatte sich mit Augustinus intensivst beschäftigt, er ist DER Kenner der Augustinischen Theologie schlechthin auf dem Konzil gewesen. Warum gerade er mit LG 8.2 keine Probleme hatte, bleibt ein sehr dunkles Rätsel. Er hätte den fatalen Widerspruch zur Augustinischen Kirchenlehre doch erkennen müssen, daß eben die Katholische Kirche die „Civitas Dei“ IST. So hat es Augustinus gelehrt, so Johannes Chrysostomos, sogar Boethius, Beda Venerabilis, Alkuin, bis hin zu Thomas von Aquin et ultra. Warum also diese Abkehr?
Daraus läßt sich nur eine Konsequenz ableiten: Das Konzil ist einberufen und durchgeführt worden, um die Katholische Kirche von Grund auf zu erschüttern oder gar zu zerstören. Die historischen Umstände (Ich möchte Roberto de Mattei an sein eigenes Buch erinnern!) sprechen eher für letzeres Ziel. Daher ist das GANZE KONZIL IN TOTO unannehmbar, es muß widerrufen werden, sonst ist die Kirche im Zustand des Sedisvakantismus, da das Konzil dem Vorgängerkonzil diametral widerspricht und somit das Papsttum zur Ungültigkeit gebracht wird.
ROMA, ROMA, CONVERTERE AD DOMINUM DEUM TUUM!
Joseph Ratzinger war auf dem Konzil ein Jungspund und entsprechend unreif und waghalsig.
Aber Sie haben schon Recht – es sind derart viele Untiefen entstanden, ein Abgrund an Wortunschärfen, seltsamen Formulierungen und plötzlich eingeschlichenen Begriffen, die nie einer erklärt hat und die auch nicht katholisch sind (wie „Menschheitsfamilie“, „pilgerndes Gottesvolk“ etc.), dass man das Gefühl bekommt: schmeiß doch den ganzen Ballast weg und fang bei Zeitpunkt X. noch mal an…
… nur wird das nicht gelingen. Das wissen wir ganz genau…
Richtig. Wenn ein Computer spinnt, setzt man ihn an einen früheren Systempunkt zurück. Warum setzt man die Kirche nicht einfach an den Systempunkt 1958 zurück. Ich kann nicht sehen, dass dieser vielversprechende Schritt irgendwelche Schwierigkeiten bereiten könnte. Man müsste lediglich alle späteren Texte für irrelevant erklären.
Ja, ja, aber bitte vergessen wir nicht Petrus war Fischer bevor er erwählt wurde.
Wen Jesus, durch den Heiligen Geist beruft, der ist jdann sein Stellvertreter.
Die Berufung unterliegt nicht weltlichen Beurteilungs- und Auswahlverfahren.
Wollen wir uns anmaßen das Handeln Jesus zu ommentieren und zu bewerten?Übrigens ist und bleibt auch ein Papst Sünder.
Ein hervorragender Beitrag. Roberto de Mattei bringt die Kirchen- und Glaubenskrise auf den Punkt.
@Zeitschnur
Mit Verlaub, Joseph Ratzinger war zwar jung, aber alles andere als ein „Jungspund.“ Er war ein einflussreicher Peritus, er war Kardinal Frings zugeordnet. Der allerdings noch mehr auf Karl Rahner hörte.
Mit keiner Hermeneutik kann man widersprüchlichen Texten beikommen. Für Romane, Lyrik, Literatur allgemein, die keinen absoluten Wahrheitsanspruch erhebt, ist Hermeneutik bedeutsam. Für die Kirche Jesu Christi, die sich auf die göttliche Offenbarung gründet, ist Hermeneutik für offizielle Lehräußerungen eine tödliche Gefahr. Papst Benedikt war integer, hochintelligent, der Tradition zugeneigt. An seinem guten Willen ist nicht zu zweifeln, sein lebenslanges Wirken für die Kirche verdient großen Respekt. Doch dass die „Hermeneutik der Reform in der Kontinuität“ gescheitert ist, ist ein Segen.
Franziskus ist der „authentische Sohn des II. Vatikanischen Konzils.“ Das Leiden der Kirche Jesu Christi geht nicht nur weiter, es nimmt dramatische Formen an.
@ zeitlos
Ich dachte an-jung-ratzimngersche Meinungen wie z.B. dieses Schreiben, das die Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Hl. Kommunion forderte, das Joseph Ratzinger damals mit anderen deutschen Theologen unterschrieben hat, und auf das er auch noch vor kurzem mit einer eigenartigen Scheu noch mal Bezug genommen hatte (leider finde ich die Texte auf die Schnelle nicht), fast bedauernd und schamerfüllt.
Benedikt hat erst als Greis begriffen, was er selbst teilweise mit angerichtet hat, das geht für mich aus allem hervor.
Dass er aber integer, hochintelligent und von großer persönlicher Frömmigkeit ist – das habe ich nie bezweifelt. Sie wissen, dass ich diesen Papst sehr verhere und leibe – aber nicht hirnlos, sondern möglichst wahrhhaftig. Man muss also auch das nennen, was nicht recht war. Er hat es sicher schon bereut, insofern will ich es ihm nicht vorwerfen, aber man muss sich bei solch öffentlich getätigten Akten eben mit den schlimmen Folgen auseinandersetzen…
Papst Benedikt, war ein wirklicher Stellvertreter Christi.
Jesus lehrt uns: mein Reich ist nicht von dieser Welt und seine „Waffen“ und Mittel zu Durchsetzung.
So ist das Schwert „Das Wort“ und die Lehre. „Das Feuer“ die Liebe das die Welt in Brand stecken soll usw.
Jesus hat gegen niemanden gekämpft, er hat niemanden verworfen selbst Judas nicht.
Jesus sagt nicht nur, liebe Deinen Nächsten, sondern auch liebet Eure Feinde – segnet die Euch fluchen…
Folglich hat Papst Benedikt als wahrer Stellvertreter Christi gehandelt. Ohne „Basta“ zu sagen?
Warum messen und beurteilen wir immer alles mit weltlichen Maßstäben.
Das Schisma ist eingetreten, für jeden erkennbar. Handeln wir wie Christus es uns gelehrt hat, folgen wir Ihm, verbreiten wir das Evangelium und beten wir für aller Seelen, damit sie nicht in die Irre geführt werden und beten wir auch für die Feinde damit sie umkehren. Vergessen wir nicht, auch Benedikt betet.
Mt. 26, 24 f:
„Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi?, Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.“
Was ist eine Verwerfung, wenn nicht der Satz: „Wäre ein solcher nie geboren! Es wäre für ihn besser!“?
Dieser Papst verachtet doch alle und nicht zuletzt seine Vorgänger. Er ist im grunde nur hoffärtig und schwätzt zu viel. Theologisch ist von ihm kaumn etwas zu holen. Wer auf ihn hört, wird geistig wirklich arm.
Es ist so, daß ich mir langsam Gedanken mache um den psychiatrischen Zustand des jetzigen Papstes. da sind multiple phobienhafte Züge, die auf eine psychiatrische Störung hinauslaufen.
Richtig ist, daß Joseph Kardinal Frings tatsächlich auf seinen Peritus Ratzinger verlassen konnte, der ja Schüler von Gottlieb Söhngen war und damit einem der ultramodernistischen Lehrer. Keiner hatte den radikalen Vertreter des Neo-Modernismus auf dem Spielfeld gesehen, Söhngen war kein Peritus des Konzils, aber er war präsent auf dem Konzil, durch Ratzinger. Ein anderer Schüler war da nämlich der spätere Dogmatik-Professor Schneider und auch andere, etwa Hanna Laurien, die für die Katholischen Schulen etwa in Rheinland-Pfalz zur Totengräberin geworden war.
Nein Frings hat NUR auf Ratzinger gehört, nie auf Rahner, das haben andere getan, etwa Volk, dann Döpfner, Stimpfle, Kempff etc…
Und aus diesen ist die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen Frankfurt hervorgegangen. Reicht das nicht. Nein, Papst Franziskus ist das Ergebnis eines traumatisierenden Konzils, das fast ALLE Bischöfe und Theologen als traumatisierte Gestalten zurückgelassen hat. Und diese haben das Trauma weitergegeben. Das Trauma heißt: „II. Vatikanisches Konzil“. Das Konzil ist das Trauma selbst.
ROMA; ROMA, CONVERTERE AD DOMINUM DEUM TUUM!
Das ist eine wirklich bedenkenswerte Idee, Herr Rhein,dass das Konzil ein TRAUMA der Kirche ist!
Ein TRAUMA!
Ja, das ist es!
Es bringt schizophrene Gläubige und noch schizophrenere Theologen und Kleriker hervor.
Wir leiden daran schrecklich – die einen sehenden Auges, die anderen blind und dumpf. Erstere widerstehen dem Ungeist offen, letztere halten unter Hosanna-Rufen den Fangzähnen des Wolfs bereitwillig ihre Glieder hin und stören sich dran, dass erstere es nicht tun…
Ich persönlich sehne mich nach der Freiheit, katholisch zu sein und habe in der Tat eine klare Vorstellung davon, was das ist.
Dieses krampfhaft-verklemmte Nicht-Katholisch-sein-wollen der Kirche seit dem Konzil erstickt fast jede Flamme des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Aber nur FAST jede.
Was Sie zu Ratzinger sagen – ja, allerdings mit dem Zusatz, dass er stets dennoch in der Liebe zur Tradition lebte, also auch in einem merkwürdig schizophrenen Zustand. Die „Hermeneutik der Kontinuität“ könnte man als einen schizophrenen theologischen Versuch ansehen.
Allerdings waren ja die Päpste nach em Konzil – bis möglicherweise auf F. – rechtmäßig. Und nicht alles, was sie lehrten, war falsch. Nicht alle Neuerungen waren schlecht.
Ein unglaublicher Filz ist entstanden.
Ein absolut hoher Geist wird das auseinanderlegen und entwirren müssen. Eine einfache Verwerfung der Vorgänge seit J23 wird nicht gehen – zumal ja Johannes 23 selbst schizophren handelte. Noch 1962 unterzeichnete er das apostolische Schreiben „Veterum sapientiae“ http://www.vatican.va/holy_father/john_xxiii/apost_constitutions/documents/hf_j-xxiii_apc_19620222_veterum-sapientia_lt.html, das feierlich veröffentlicht wurde. Darin wird die unbedingte Latinität der gesamten Kirche eingefordert und die zwingende Notwendigkeit, dass jeder Kleriker Lateiner sein muss, festgeschrieben und als Aufgabe an die Bischöfe weitergegeben. Weiter wird eingefordert, dass die alten Lehrpläne der Priesterseminare wieder eingesetzt würden etc.
Das alles passt nicht zu „Pacem in terris“, zur Verallgemeinerung des Christlichen in die „Menschheitsfamilie guten Willens“ und das restliche vielzüngige Gedudel.
Schon oft habe ich mich gefragt, ob denn dieser Mann verrückt war – wie kann man im Herzen und vor Gott so gespalten sein, vorausgesetzt, man ist gesund! F. ist ein von Anfang an krank erzogener Mann. Es ist ein Kreuz! Und er hat nicht die Begabung oder Intelligenz, das selbst leidvoll zu erkennen und IHN um einen geraden Weg zu bitten. Hier ist Ratzinger ganz anders: er weiß aufgrund seiner Begabung, dass das so nicht stimmt und versuhte, einen geraden Weg zu gehen. Die Hermeneutik der Kontinuität war ein Versuch, der gescheitert ist. Aber das bloße Ansinnen offenbart, dass er um die tiefe Problematik wusste und daran litt und leidet.
Mir erscheint es so, als könne nur noch ER selbst das ordnene – unsere Intelligenz scheitert daran, auch wenn wir noch so gebildet und kreativ sind…
Sicher hat Ratzinger auch (!) die Tradition geliebt, aber nicht ausschließlich. Er hat klar erkannt, daß man sie nicht leugnen kann. Aber mir kam es manchmal so vor, als ob er ihr einen Platz gab so wie man dem Foto eines lieben Vorfahrens an der Wand einen Platz einräumt, aus Anhänglichkeit, aus Pflichtgefühl. Heimatgefühl.
Daneben hat er bis zuletzt das Neue, das Konzil, verteidigt, in der Abschlußrede sagt er sogar, es sei ein Gewinn, daß man heute die Landessprache in der Messe verwendet. Ich glaubte, nicht richtig zu hören. Zum einen wurden früher die Lesungen und das Evangelium immer auch übersetzt, die Predigt ohnehin auf Deutsch, so daß keiner in der Unwissenheit verharren mußte. Zum anderen kam gerade durch die Abkehr vom Latein das ganze Durcheinander sprachlich und inhaltlich in die Kirche hinein. Wenn Ratzinger heute immer noch das Konzil verteidigt, dann scheint mir irgendetwas nicht zu stimmen.
Ein hervorragender, lesenswerter Beitrag für den ich mich sehr bedanke.