(Vatikan) Der Kirchenmusiker Domenico Kardinal Bartoluccci ist tot. Der 1917 in der Nähe von Florenz geborene Kardinal war von 1956 bis 1997 Leiter des Chores der Sixtinischen Kapelle. Jahrzehntelang prägte er die Kirchenmusik bei den päpstlichen Liturgien. 2009 gab er ein vielbeachtetes Interview über die Liturgie. Kardinal Bartolucci gehörte zu jenen Priestern der Katholischen Kirche, die trotz Liturgiereform von 1969/1970 weiterhin im Alten Ritus zelebrierten und daran unerschütterlich bis an ihr Lebensende festhielten. 2010 erhob ihn Papst Benedikt XVI. zum Kardinal.
Mit 14 Jahren komponierte er seine ersten Motetten, Oratorien und Kantaten, war Organist der Kirche Santa Maria del Fiore in Florenz und wurde 1939 von Elia Kardinal dalla Costa zum Priester geweiht. Nach einer Zeit als Domkapellmeister in Florenz, kirchenmusikalischen Studien in Rom und in der Seelsorge als Pfarrer von Montefoscoli in seiner Heimatdiözese erfolgte seine Berufung nach Rom. Zunächst war Bartolucci stellvertretender Chorleiter an der Patriarchalbasilika San Giovanni in Laterano, ab 1947 Chorleiter an der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore und ab 1952 stellvertretender Chorleiter der Sixtinischen Kapelle am Petersdom. 1956 ernannte ihn Papst Pius XII. schließlich zum Chorleiter des berühmten Chores, der bei den Zelebrationen des Papstes singt.
Bewahrer des kirchenmusikalischen Erbes des Westens
Der Priester, Komponist, Chorleiter und Orchesterdirektor gehört zu den bekanntesten Kirchenmusikern des 20. Jahrhunderts. Für seine persönlichen Verdienste erhob ihn Papst Benedikt XVI. am 20. November 2010 zum Kardinal. Die Auszeichnung für Domenico Bartolucci war ein präzises Signal Benedikts XVI. im Rahmen seiner Bemühungen, das Bewußtsein der Sakralität der Liturgie wiederherzustellen. Die Kirchenmusik ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil dafür. Neben der Pflege des Gregorianischen Chorals galt Bartolucci vor allem als Pfleger des kirchenmusikalischen Werks von Giovanni Pierluigi da Palestrina. Überhaupt sah er seine Aufgabe in der Bewahrung und Pflege des großen kirchenmusikalischen Erbes des Westens.
Anläßlich seines 85. Geburtstages sagte Paul Kardinal Poupard, damals Präsident des Päpstlichen Kulturrates: „Maestro Bartolucci ist es als wirklichem christlichen Künstler gelungen, mit seiner Musik und seinem Wirken als Chorleiter auf einnehmende und faszinierende Weise die Welt des Geistes, die Botschaft des christlichen Glaubens, das Evangelium des auferstandenen Christus wahrnehmbar zu machen.“
Kardinal Bartolucci zelebrierte zeitlebens nur im Alten Ritus
Seine persönliche Haltung spielte in den 90er Jahren eine Rolle und führte zu seiner Entlassung als Chorleiter der Sixtinischen Kapelle. Eine Entscheidung, die vom damaligen Präfekten der Glaubenskongregation Joseph Kardinal Ratzinger mißbilligt wurde. Als Papst sorgte er für die demonstrative Rehabilitierung Bartoluccis, 2010 sogar mit der Erhebung in den Kardinalsstand. Die Ernennung eines Priesters zum Kardinal, der persönlich die Liturgiereform abgelehnte, sorgte für einigen Mißmut in kirchlichen Kreisen, der dadurch abgeschwächt wurde, daß Msgr. Bartolucci bereits 93 Jahre alt und nicht mehr zur Wahl eines Papstes berechtigt war.
2009 gab Domenico Bartolucci, damals noch nicht Kardinal, ein Interview, das internationale Beachtung fand. Aus Anlaß seines Todes möchten wir dieses Interview in Erinnerung rufen und zur Lektüre empfehlen: „Was machen wir mit Liturgikern, die die Theologie nicht kennen?“ – Gespräch mit Msgr. Domenico Bartolucci dem em. Chormeister der Sixtinischen Kapelle.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: 30giorni
Ein sympathischer Priester.
Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Er möge ruhen in Frieden. Amen.
Ein grosses inniges Vergelts Gott sei dem hochverehrten Domenico Kardinal Bartolucci in die Ewigkeit nachgerufen.Eben habe ich besagtes Interview ‚2009 mit Begeisterung gelesen. Wie wahr sind doch die Worte eines hervorragenden Priesters, der ganz in der Feier des Gotteslobes aufging.Besonders die ekstatische Musik der Polyphonie des 15/16 Jhts hat die Kirche in jener Zeit des grossen Abfalls gerettet.Das war nicht einfach Renaissancemusik-es war zutiefst mystische Musik den Glauben und die Liebe zu Gott und den Menschen stärkend.Keine Konzertmusiksondern Gebetsmusik als intergrierender Bestandteil der heiligen Liturgie.Der einfache wie der anspruchsvolle Beter hat das verstanden und hat seine Seele sein ganzes Sein zu Gott erheben können.Das ist wirkich participatio actuosa.Anteil an der himmlischen Liturgie-ein Stück Himmel auf Erden.Wer die Sängerinnen und Sänger sowie die Gottesdienstbesucher während und nach einer solchen Feier erlebt hat-da war ein unsagbarer Frieden, eine heilige Freude, die anstecken konnte.Nur unbedarfte, trockene Leute im geistlichen Rock hatten bisweilen wenig Verständnis. Ein sehr dürftiger Schweizerbischof nannte diese erhabene musica sacra abfällig „pathetisch“ und offenbar wenig geeignet, dieser hat grosse Verwirrung in seiner Diözese verursacht ‚vom Vatikan abgesetzt-reumütig zur Ordnung gefunden-doch die Dinge hatten bereits ihren verherenden Lauf genommen.Die Zeitlosigkeit der Liturgie,die Bartolucci angemahnt,den Reichtum,der sich in den vergangenen Jahrhunderten angereichert,in den Priesterseminarien weiterzu reichen ist ein posulat der Stunde und darf nicht einfach nur den guten Lefebreleuten überlassen werden.Dort werden diese unveräusserlichen Schätze nämlich noch gepflegt.
Ich bin per PC jeden Sonntag via Kölnerradio im Hochamt im Hohen Dom und finde dort wie einst während meiner Urlaubszeit in Regensburg durch die Spatzen und deren hervorragenden Leiter Georg Ratzingen beschenkt-(seine Verdienste sind nicht abzuschätzen) unvergleichlich gestärkt und erfreut. Lieber Kardinal Domenico Bartolucci jetzt bist du mit all den erhabenen Kappellmeistern Palestrina, Orlando die Lasso,Vittoria etc in der hommlischen Liturgie vereint wie wir hoffen und beten-lege Fürbitte ein für unsere gegenwärtigen Wintertage,dass bald wieder erklinge allerorten das herrliche Lob des Eindreifaltigen Gottes in der wundervollen Polyphonie,dies ohne Ende-während die Anbeter des Tiers keine Ruhe finden weder bei Tag noch bei Nacht-weder in Zeit noch Ewigkeit,denn ihre Musik nimmt das vorweg..Du aber hast uns den Weg zum Himmel gewiesen-have pia anima!
Herzlichen Dank für Ihren wundervollen Kommentar. Jedes Wort unterschreibe ich! Erst jüngst kam mir bei der herrlichen Interpretation des Requiems von Verdi unter Barenboim, das 2012 in der Mailänder Scala aufgeführt und aufgezeichnet wurde, der erschreckende Gedanke, dass eine Liturgie„reform“, die de facto verhindert, das solche grandiosen Werke nicht mehr in den Kirchen zu den Anlässen erklingen, wofür sie eigentlich geschaffen wurden, nur vom Satan stammen kann. Denn diese Werke sind für die „alte“ Liturgie geschaffen und werden nur in ihr und durch sie ihre ganze theologisch-sakrale, ihre ihnen innewohnende göttliche Botschaft entfalten.
Es muss heissen: eine Liturgiereform, die de facto dazu führt..