Der Fragebogen zu Ehe und Familie – das „verratene Dokument“


Ehe und Familie. Fundament der Gesellschaft und der göttlichen Ordnung(Rom) Zum media­len Selbst­läu­fer wur­de der Fra­ge­bo­gen, den der Vati­kan allen Bischö­fen zukom­men ließ, um eine welt­wei­te Bestands­auf­nah­me zur Situa­ti­on der Fami­lie durch­zu­füh­ren. „Die pasto­ra­len Her­aus­for­de­run­gen der Fami­lie im Kon­text der Evan­ge­li­sie­rung“, so der Titel des Vor­be­rei­tungs­do­ku­ments für die außer­or­dent­li­che Bischofs­syn­ode, die vom 5. bis 19. Okto­ber 2014 im Vati­kan statt­fin­den wird. Die deut­sche Fas­sung des Doku­ments mit dem Fra­ge­bo­gen wur­de gestern vom Hei­li­gen Stuhl gemein­sam mit ande­ren Spra­chen ver­öf­fent­licht. Die ita­lie­ni­sche Fas­sung gelang­te bereits eini­ge Tage frü­her an die Öffent­lich­keit. Die Bericht­erstat­tung der Mas­sen­me­di­en löste eini­ge Unru­he und Unver­ständ­nis aus. Der Rechts­so­zio­lo­ge Mas­si­mo Intro­vi­gne spricht daher von einem „ver­ra­te­nen Doku­ment“. Bestand unter Papst Bene­dikt XVI. für bestimm­te Medi­en ein Druck, jede Initia­ti­ve mög­lichst nega­tiv dar­zu­stel­len, besteht unter Papst Fran­zis­kus der umge­kehr­te Druck, mög­lichst aus jeder Initia­ti­ve eine posi­ti­ve „Revo­lu­ti­on“ zu machen. Eine Eigen­dy­na­mik, zu der der neue Papst wesent­lich selbst bei­getra­gen hat. Die Fra­ge ist, wer seit­her wen antreibt.

Fragebogen nichts Ungewöhnliches – Klima der Verunsicherung sorgt für Unruhe

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Die gro­ßen Medi­en redu­zier­ten die Bericht­erstat­tung über das Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment fast aus­schließ­lich auf des­sen Schluß­teil, einen Fra­ge­bo­gen, der von den Bischö­fen eine Bestands­auf­nah­me der Situa­ti­on in ihrem Land und vor allem ihrer Diö­ze­se erfra­gen will. Der Fra­ge­bo­gen, in neun Tei­le unter­glie­dert, spricht eine gan­ze Rei­he von The­men an, dar­un­ter auch die Fra­ge, ob im betref­fen­den Gebiet homo­se­xu­el­le Part­ner­schaf­ten recht­lich aner­kannt sind und ob Homo­se­xu­el­le Kin­der adop­tie­ren kön­nen. Die Fra­gen die­nen einer glo­ba­len Erfas­sung des Ist-Zustan­des im Bereich Ehe und Fami­lie. Kei­ne ande­re Insti­tu­ti­on wäre imstan­de, eine so syste­ma­ti­sche und glo­ba­le Bestands­auf­nah­me durch­zu­füh­ren. Die Form ist nicht neu, son­dern wur­de zu ande­ren Anläs­sen seit dem 19. Jahr­hun­dert mehr­fach von Päp­sten genützt.

Der Fra­ge­bo­gen ist also an sich nichts Unge­wöhn­li­ches. Durch eine selt­sa­me Wech­sel­wir­kung zwi­schen Papst Fran­zis­kus und den Mas­sen­me­di­en ist aller­dings ein gewis­ses Kli­ma der Unsi­cher­heit und des Miß­trau­ens ent­stan­den. Einer­seits besteht der welt­li­che Druck auf die Kir­che, ihre Leh­re zu ändern und „anzu­pas­sen“. Ande­rer­seits gibt es auch inner­halb der Kir­che eine Strö­mung, die die­se Anpas­sung an die Welt for­dert und för­dert. Das nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus mit des­sen Zutun ent­stan­de­ne Kli­ma hat die Sicher­heit genom­men, daß die Kir­che kei­ne „Expe­ri­men­te“  ein­ge­hen wer­de. Histo­risch Bewan­der­ten kam in Erin­ne­rung, daß Papst Johan­nes XXIII. in Vor­be­rei­tung des Kon­zils eben­falls einen Fra­ge­bo­gen an alle Bischö­fe ver­schick­te, um zu hören, wel­che The­men beson­ders vor­dring­lich erschei­nen. Die Ant­wor­ten aus aller Welt sind inzwi­schen aus­ge­wer­tet und zeich­nen ein ganz ande­res Bild, teil­wei­se das genaue Gegen­teil des­sen, was dann beim Kon­zil und in des­sen Gefol­ge vonstattenging.

Und damit zurück zur in einem Jahr bevor­ste­hen­den Bischofs­syn­ode zum heik­len The­ma Ehe und Fami­lie. Man­che Medi­en stell­ten den Fra­ge­bo­gen, der eine Moment­auf­nah­me erfas­sen will, als Auf­takt zu einer „revo­lu­tio­nä­ren“ Ver­än­de­rung der kirch­li­chen Leh­re dar. Die­se Dau­er­auf­ge­regt­heit nicht nur unter Jour­na­li­sten ist ein Pro­dukt des neu­en Pon­ti­fi­kats, das sich mehr bela­stend denn hilf­reich über jede Fra­ge und jede Initia­ti­ve legt.

Lehramtlicher Teil des Vorbereitungsdokuments meist unterschlagen

Durch die zumeist völ­li­ge Unter­schla­gung des Vor­be­rei­tungs­do­ku­men­tes, von dem der Fra­ge­bo­gen nur den abschlie­ßen­den Teil bil­det, wur­de der Ein­druck erweckt, als stün­den die Fra­gen los­ge­löst von der kirch­li­chen Leh­re im luft­lee­ren Raum. Viel­mehr noch wur­de der fal­sche Ein­druck erweckt, die Fra­gen sei­en gewis­ser­ma­ßen rhe­to­ri­scher Art und wür­den somit bereits eine Beant­wor­tung im Sin­ne eines revo­lu­tio­nä­ren Umbruchs impli­zie­ren. Die Ant­wort, so wur­de sug­ge­riert, wer­de „natür­lich“ im Sin­ne eines „moder­nen, plu­ra­li­sti­schen“ Den­kens aus­fal­len. Das eigent­li­che Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment, das dem Fra­ge­bo­gen vor­an­geht, läßt jedoch kei­ne Zwei­fel an der kirch­li­chen Lehre.

Über For­mu­lie­run­gen wie eine in der Ein­lei­tung unter Anfüh­rungs­zei­chen ange­führ­te Bezeich­nung der Welt als „glo­ba­les Dorf“ mag man unter­schied­li­cher Mei­nung sein. Zwei­fel­haft und etwas im Freu­den­rausch ver­ga­lop­piert scheint auch ein Satz wie der fol­gen­de, der ganz dem zu ent­spre­chen scheint, was Papst Fran­zis­kus wich­tig ist:

„Die­se Wirk­lich­keit fin­det eine ein­zig­ar­ti­ge Ent­spre­chung in der brei­ten posi­ti­ven Auf­nah­me, die in unse­ren Tagen der Leh­re über die gött­li­che Barm­her­zig­keit und Zärt­lich­keit gegen­über den ver­wun­de­ten Per­so­nen in den geo­gra­phi­schen und exi­sten­zi­el­len Rand­ge­bie­ten ent­ge­gen­ge­bracht wird: es gibt dem­entspre­chend sehr weit­rei­chen­de Erwar­tun­gen hin­sicht­lich der pasto­ra­len Ent­schei­dun­gen in Bezug auf die Familie.“

Nach die­ser Ein­lei­tung aber fin­den sich kla­re Aus­sa­gen des kirch­li­chen Lehr­am­tes zu Ehe und Fami­lie in den Haupt­ka­pi­teln „Der Plan Got­tes, des Schöp­fers und Erlö­sers“ und „Die Leh­re der Kir­che über die Fami­lie“. Eine Leh­re, wie es heißt, die nicht erst zu erfin­den ist, son­dern direkt in Jesus Chri­stus grün­det: „Durch die Jahr­hun­der­te hin­durch und vor allem in der neue­ren Zeit bis in unse­re Tage hat die Kir­che es nicht feh­len las­sen an ihrer bestän­di­gen und immer umfas­sen­de­ren Leh­re über die Fami­lie und die sie begrün­den­de Ehe.“

Gewohn­heits­ge­mäß beginnt die Beru­fung auf kirch­li­che Doku­men­te mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Gegen­über dem Davor besteht eine kaum über­wind­ba­re Scheu in Form eines regel­rech­ten Tabus. Die Beru­fung erfolgt ent­spre­chend auf die Pasto­ral­kon­sti­tu­ti­on Gau­di­um et Spes, in der die Fami­lie als wirk­li­ches „Fun­da­ment der Gesell­schaft“ bezeich­net wird. Das Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment zitiert:

„Die Ehe­gat­ten sel­ber aber sol­len, nach dem Bild des leben­di­gen Got­tes geschaf­fen, in eine wah­re per­so­na­le Ord­nung gestellt, eines Stre­bens, glei­chen Sin­nes und in gegen­sei­ti­ger Hei­li­gung ver­eint sein, damit sie, Chri­stus, dem Ursprung des Lebens, fol­gend, in den Freu­den und Opfern ihrer Beru­fung durch ihre treue Lie­be Zeu­gen jenes Lie­bes­ge­heim­nis­ses wer­den, das der Herr durch sei­nen Tod und sei­ne Auf­er­ste­hung der Welt geof­fen­bart hat“ (GS 52).

Humanae vitae enthält „Lehren“ nicht „Meinungen“

Erwähnt wird jedoch auch die Enzy­kli­ka Hum­a­nae vitae von Papst Paul VI. (1963–1978), der die Bischö­fe des deut­schen Sprach­raums den Gehor­sam ver­wei­ger­ten und sie abwürg­ten, noch ehe sie eine Wir­kung ent­fal­ten konn­te. Im neu­en Doku­ment heißt es, daß Hum­a­nae vitae „beson­de­re Leh­ren hin­sicht­lich der Prin­zi­pi­en und der Pra­xis anbie­tet“. Der Rechts­so­zio­lo­ge Mas­si­mo Intro­vi­gne macht in die­sem Zusam­men­hang auf das Wort „Leh­ren“ auf­merk­sam, also nicht irgend­wel­che Emp­feh­lun­gen oder Mei­nun­gen unter anderen.

Die Beru­fung erfolgt auch auf das Apo­sto­li­sche Schrei­ben Fami­lia­ris Con­sor­tio von Papst Johan­nes Paul II. (1978–2005):

„Die­se Hin­ga­be ist in ihrer gan­zen Wahr­heit ein­zig und allein im „Raum“ der Ehe mög­lich, im Bund ehe­li­cher Lie­be, auf dem Boden der bewuss­ten und frei­en Ent­schei­dung, mit der Mann und Frau die inni­ge, von Gott gewoll­te Lebens- und Lie­bes­ge­mein­schaft ein­ge­hen (vgl. GS 48), die nur in die­sem Licht ihren wah­ren Sinn ent­hüllt. Die Ehe als Insti­tu­ti­on ist weder ein unge­bühr­li­ches Ein­grei­fen der Gesell­schaft oder der Auto­ri­tät noch ein von außen kom­men­des Auf­er­le­gen einer Form, son­dern eine dem ehe­li­chen Lie­bes­bund inne­woh­nen­de Not­wen­dig­keit, der sich dadurch der Öffent­lich­keit als etwas Ein­ma­li­ges und Aus­schließ­li­ches kund­tut, damit so die Treue zum Plan des Schöp­fer­got­tes voll ver­wirk­licht wird. Eine sol­che Treue beein­träch­tigt kei­nes­wegs die Frei­heit der Per­son, son­dern schützt sie viel­mehr vor jedem Sub­jek­ti­vis­mus und Rela­ti­vis­mus und lässt sie an der schöp­fe­ri­schen Weis­heit Got­tes teil­ha­ben“ (FC 11).

Unauflöslichkeit des Ehesakraments und Sechstes Gebot

Es folgt der Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che über den Bund der Ehe zwi­schen einem Mann und einer Frau (KKK 1660), das Ehe­sa­kra­ment und sei­ne Unauf­lös­lich­keit (KKK 1601–1658) und das Sech­ste Gebot (KKK 2332–2391). Dazu sagt das Vorbereitungsdokument:

„Die auf­merk­sa­me Lek­tü­re die­ser Tei­le des Kate­chis­mus ver­mit­telt ein aktua­li­sier­tes Ver­ständ­nis der Glau­bens­leh­re zur Unter­stüt­zung des kirch­li­chen Han­delns ange­sichts der heu­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen. Die Pasto­ral der Kir­che inspi­riert sich an der Wahr­heit der Ehe, die im Rah­men des gött­li­chen Plans gese­hen wird: Gott hat den Mann und die Frau erschaf­fen und in der Fül­le der Zeit hat er in Jesus auch die Fül­le der ehe­li­chen Lie­be offen­bart, die zum Sakra­ment erho­ben wur­de. Die auf den Kon­sens gegrün­de­te christ­li­che Ehe hat eige­ne Wir­kun­gen wie es die Ehe­gü­ter und die Auf­ga­ben der Ehe­leu­te sind, den­noch ist sie der Herr­schaft der Sün­de nicht ent­zo­gen (cfr. Gen 3,1–24), die tie­fe Wun­den ver­ur­sa­chen und auch die Wür­de des Sakra­ments ver­let­zen kann.“

Abschlie­ßend folgt der Fra­ge­bo­gen in neun Tei­len. Der voll­stän­di­ge Text der Vor­be­rei­tungs­do­ku­men­tes ein­schließ­lich des Fra­ge­bo­gens wur­de vom Hei­li­gen Stuhl ver­öf­fent­licht (hier):

  • Zur Ver­brei­tung der Hei­li­gen Schrift und des Lehr­am­tes der Kir­che in Bezug auf die Familie
  • Zur Ehe nach dem Naturrecht
  • Die Fami­li­en­pa­sto­ral im Kon­text der Evangelisierung
  • Zur Pasto­ral für Gläu­bi­ge in schwie­ri­gen Ehe-Situationen
  • Zu gleich­ge­schlecht­li­chen Lebensgemeinschaften
  • Zur Erzie­hung der Kin­der in irre­gu­lä­ren Ehe-Situationen
  • Zur Offen­heit der Ehe­leu­te für das Leben
  • Zur Bezie­hung zwi­schen Fami­lie und Individuum
  • Wei­te­re Her­aus­for­de­run­gen und Vorschläge

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Nuo­va Bus­so­la Quotidiana

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7 Kommentare

  1. Schon die Bezeich­nung als Fra­ge­bo­gen ist irre­füh­rend. Es han­delt sich genau­ge­nom­men um einen Erhe­bungs­bo­gen, der an die Bischö­fe gerich­tet ist. Als sol­cher ist er an und für sich nichts Unge­wöhn­li­ches. Es ist aller­dings – vor allem durch die „Kom­men­tie­rung“ sei­tens der Medi­en – der fata­le Ein­druck ent­stan­den, (1) die Inhal­te der Glau­bens­leh­re sei­en ver­än­der­bar und (2) es kön­ne über Fra­gen der Leh­re und der Sit­ten und auch über (gött­li­ches) Recht abge­stimmt wer­den. Selbst die mei­sten Katho­li­ken glau­ben mitt­ler­wei­le, die Kir­che habe demo­kra­tisch zu sein, jeder habe ein Mit­be­stim­mungs­recht, im Grun­de sei alles ver­än­der­bar und die Kir­che sol­le sich der „moder­nen Welt“ öff­nen und dem „Fort­schritt“ der Mensch­heit „anpas­sen“. Es wird ja auch mitt­ler­wei­le die „Geschicht­lich­keit des Dog­mas“ (die einen wah­ren Kern haben mag) gelehrt. Seit dem Zwei­ten Vati­ka­num hechelt die Kon­zils­kir­che dem Zeit­geist hin­ter­her in Ver­ken­nung der Tat­sa­che, dass die Moder­ne ein Irr­weg in den Abgrund ist. Doch schon Pau­lus hat gesagt: „Gleicht euch nicht die­ser Welt an, son­dern wan­delt euch und erneu­ert euer Den­ken, damit ihr prü­fen und erken­nen könnt, was der Wil­le Got­tes ist: was ihm gefällt, was gut und voll­kom­men ist.“ (Röm, 12,2 Einheitsübersetzung)

  2. Weih­bi­schof Laun über die „Funk­ti­on des neu­en Gewis­sens“; heu­te auch unter Katho­li­ken kei­ne Sel­ten­heit mehr:
    -
    Die heu­ti­gen Men­schen sind, was Reli­gi­on und Gott betrifft,
    blind über­zeug­te Anhän­ger des Pilatus.
    Denn als Jesus im Gespräch mit ihm, und poli­tisch war das auch damals schon unkor­rekt, von „Wahr­heit“ sprach, ant­wor­te­te Pila­tus, Bür­ger von Welt, der dama­li­gen „Moder­ne“ und Mode ver­pflich­tet spöt­tisch: „Was ist Wahr­heit?“ Und doch, die Kir­che hat durchgehalten!
    Sie nimmt „die Wahr­heit für sich in Anspruch“, bekräf­tig­te 1999 der dama­li­ge Kar­di­nal Ratz­in­ger auf einem Sym­po­si­on, zu dem die Sor­bon­ne ein­ge­la­den hatte. 

    Natür­lich, die reflex­ar­ti­ge, höh­ni­sche Abwehr, wenn jemand von Wahr­heit spricht, setzt nicht ein, wenn es um Tech­nik und Natur­wis­sen­schaft geht, nicht ein­mal ange­sichts bestimm­ter Umfra­ge-Ergeb­nis­sen oder sogar Wet­ter­pro­gno­sen. Eigen­ar­ti­ger­wei­se wagt es auch kaum jemand, „Wis­sen­schaft“ in Fra­ge zu stel­len, wenn sie leicht erkenn­bar nur die Mas­ke­ra­de einer Gott-feind­li­chen Ideo­lo­gie ist wie etwa die radi­ka­le Evo­lu­ti­ons-Leh­re, die sich Wis­sen­schaft nennt, obwohl sie die Haupt­kri­te­ri­en der Natur­wis­sen­schaft, Beob­ach­tung und Wie­der­hol­bar­keit, nicht vor­zu­wei­sen hat. 

    Aber wenn es um Gott geht oder um sei­ne Gebote! 

    Wehe dem, der dann noch Wahr­heit zu bean­spru­chen wagt, er wird ohne irgend­ein argu­men­ta­ti­ves Ver­fah­ren sofort gebrand­markt: aka­de­misch als ein Nobo­dy, poli­tisch als into­le­rant, radi­kal und dar­um gefähr­lich, mora­lisch als so arro­gant, dass der die Wahr­heit „gepach­tet haben will, psych­ia­trisch als verrückt!
    Denn wenn es um Gott geht, um letz­te Fra­gen nach dem Sinn und abso­lu­ten Wer­ten im Leben, wird doch kein ver­nünf­ti­ger Mensch Wahr­heit bean­spru­chen wol­len und, wenn er es doch tut, ist er eben nicht ver­nünf­tig oder über­haupt verrückt!

    Und was ist, wenn einer den Wahr­heits­an­spruch auf die Moral bezieht und behaup­tet sagen zu kön­nen, was gut und was böse ist oder jeman­den zu ken­nen, der es weiß?
    In die­sem Fall begeg­net er einer ver­wir­ren­den Lage, in deren Mit­te ein neu­es Lehr­amt für Moral­fra­gen thront. Die­ses ver­kün­det zuerst ein­mal eini­ge Dog­men, die tat­säch­lich nie­mand anzweifelt:
    Ausch­witz war böse, Kin­des­miß­brauch ist böse, Geld­un­ter­schla­gen auch! 

    Dann gibt es Sün­den unter­schied­li­cher Schwe­re, die es frü­her nicht gab: 

    Ohr­fei­gen austeilen.
    Spre­chen und schrei­ben wie frü­her alle Men­schen, Goe­the, J. Roth, K. Valen­tin und alle Deutsch­leh­rer, ohne zu „Gen­dern“.
    Den­ken, dass es Homo­se­xu­el­len erlaubt sein muss, eine Ver­än­de­rung anzu­stre­ben, und dass dies mög­lich ist!
    Hart­näckig zu zwei­feln, dass die Evo­lu­ti­ons­leh­re bewie­sen sei und die Men­schen nur eine Affen­art sei­en, obwohl jeman­den „Aff“ zu nen­nen immer noch als Belei­di­gung gilt.
    Glau­ben zu wol­len, dass Kin­der glück­li­cher sind bei ihren Müt­tern als bei „diplo­mier­ten“ Personen. 

    Alles Pfui und Sünde!
    Der gemein­sa­me Sün­den-Nen­ner die­ser Sün­den ist die Ursünde:
    Zwei­feln, an der unfehl­ba­ren Lehr- und Bestim­mungs-Auto­ri­tät des Staa­tes in allen Lebens­fra­gen, beson­ders was die sexu­el­le Früh-Auf­klä­rung der Kin­der betrifft:
    Die Staats­be­am­ten wis­sen Bescheid, sie haben das Recht, sie im Lehr­plan fest­zu­schrei­ben und die Ein­mi­schung der Eltern per Gesetz zu verhindern.
    [.…]
    Die Funk­ti­on des neu­en Gewis­sens ist es nicht mehr zu war­nen, zu urtei­len oder gar anzu­kla­gen, son­dern fast nur noch das zu erlau­ben, was in frü­he­ren Zei­ten als Sün­de galt!
    Kon­kret geht das so: 

    „Abtrei­bung?

    „Natür­lich, jede Abtrei­bung ist eine zu viel, aber das muss die Frau in ihrem Gewis­sen selbst entscheiden!“ 

    Oder:
    „Zusam­men­le­ben ohne Trauschein? 

    „Das geht nie­man­des etwas an, schon gar nicht die Kir­che, das müs­sen die Leu­te selbst entscheiden!“ 

    Oder:
    Was ist mit den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten von Homosexuellen? 

    Ant­wort:
    „Ich ver­mis­se Ihre Tole­ranz für Min­der­hei­ten und erst recht – Sie wol­len ein Christ sein? – Ihre Barm­her­zig­keit für Men­schen, die gera­de von Ihrer Kir­che dis­kri­mi­niert wer­den, der Kir­che, die sogar von Sün­de spricht!“ 

    So ver­schiebt sich das mora­li­sche Urteil über mensch­li­ches Tun und Unter­las­sen vom Ver­stand auf Herz und Gefühl! Wahr und irrig sind out!
    Das Pro­blem ist nur noch die Kir­che, die sich nicht und nicht anpas­sen will:
    „war­um ist die Kir­che so unbarmherzig? “
    -

    • SO fin­det man das aber nicht her­aus. Mei­nun­gen sind bil­lig, Beob­ach­tun­gen oft falsch (In Ver­su­chen wur­de die Zeu­gen­aus­sa­gen­qua­li­tät gete­stet und 50 % Falsch­aus­sa­gen fest­ge­stellt, bei der Grup­pe der Poli­zei­mit­glie­der waren es sogar 57 %). Ver­ant­wort­li­che Anti­zi­pa­ti­on ist durch nichts zu erset­zen. Hier wird schon rein „tech­nisch“ falsch ver­fah­ren. Ver­führt von einer demo­kra­ti­schen Illu­si­on, die glaubt, durch anony­me und haf­tungs­lo­se „Wah­len“ und Umfra­gen eine gerech­te­re Welt schaf­fen zu kön­nen. Rhe­to­ri­ker wis­sen: Wer fragt, der führt. Wer also gefragt wer­den will, der will mani­pu­liert werden.

  3. Ich fin­de es nicht schlecht, all die­se Fra­gen ein­mal an alle Bischö­fe zu stellen.
    Aller­dings habe ich nicht ganz her­aus­le­sen kön­nen, ob die Bischö­fe hier gefühl­te Ant­wor­ten geben wer­den oder geben kön­nen, oder ob sie prä­zi­se Erhe­bun­gen machen sollen.
    Da eini­ge Bischö­fe – wie Robert zum Bei­spiel – selbst offen häre­tisch sind (Stich­wort „Hand­rei­chung“), darf man auf ten­den­tiö­se Ant­wor­ten gespannt sein, die allein aus einer jahr­zehn­te­lang ver­wil­der­ten Pra­xis her­rüh­ren, die kein Bischof offen als sol­che zuge­ben wird.
    Aber auch das wäre eine Mög­lich­keit zu „orten“, wo die katho­li­schen Sumpf­ge­bie­te in den Diö­ze­sen eigent­lich liegen.
    Ich habe das Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment auf der Vati­kan-Web­site gele­sen und fin­de das so, wie gesagt, gut.

    Natür­lich ist die Fra­ge völ­lig offen, was dann mit den Ergeb­nis­sen gesche­hen wird. Was aber die Medi­en draus gemacht haben, kann ich hier nicht sehen. Arti­kel wie vor­ge­stern in der Süd­deut­schen, end­lich wür­den die Bischö­fe auch mal nach ihrer Mei­nung gefragt, sind unhalt­bar und oberflächlich.Denn es wer­den ja wohl nicht Mei­nun­gen abge­fragt, son­dern eine Bestands­auf­nah­me gemacht. Im übri­gen sind sol­che Fra­gen an Bischö­fe nichts Neu­es – Das gab es auch vor dem Kon­zil und die Ergeb­nis­se wur­den lei­der von den Moder­ni­sten miss­ach­tet und ausgebootet…

  4. Klar, die­ser Fra­ge­bo­gen soll­te unbe­dingt dem Kir­chen­volk wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Anson­sten sind die Ergeb­nis­se nicht reprä­sen­ta­tiv. Das wäre scha­de um den Auf­wand… Eng­land und Wales hat die­sen ja bereits online gestellt.

    • Reprä­sen­ta­tiv – In die­sem einen Wort steckt schon die gan­ze ideo­lo­gi­sche Ver­ach­tung des moder­nen Demo­kra­ten vor der mensch­li­chen Person.

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