(Neu Delhi) 2008 kam es im indischen Bundesstaat Odisha (bis 2011 Orissa) zu einem antichristlichen Pogrom, bei dem mehr als 500 Christen getötet, Dutzende Kirchen und Tausende Häuser der Christen zerstört und mehr als 70.000 Christen zu Flüchtlingen wurden. Fünf Jahre später wurden jedoch nicht die Täter verurteilt, sondern nach einer „Farce von einem Prozeß“, so der katholische Erzbischof Raphael Cheenath, sieben Christen und zwar zu lebenslanger Haft.
Lebenslänglich, so lautet das Urteil des Gerichts von Orissa gegen sieben Christen, die nicht Täter, sondern Opfer sind. Verurteilt wurden die Christen wegen der Ermordung des Hinduführers Laxamananda Saraswati der hindunationalistischen Vishwa Hindu Parishad (VHP). Dessen Ermordung hatte den antichristlichen Pogrom von 2008 ausgelöst. Die Christen bestritten stets jede Verantwortung für die Bluttat, während die Maoisten sich zweimal zur Ermordung des Swamis Laxamananda und seiner vier Begleiter bekannten.
Der emeritierte Erzbischof von Cuttack-Bhubaneshwar, Msgr. Raphael Cheenath, kritsierte das Urteil als „ungerecht und inakzeptabel“. Es werde „auf jeden Fall“ Berufung gegen das Urteil eingelegt. Während es gegen die Christen „keinen einzigen Beweis“ gebe, lägen solche gegen die Maoisten vor, so der Erzbischof zu Asianews. Bereits 2011 waren in einem aufgeheizten antichristlichen Klima dreizehn Christen für den Mord an Lacamanandas verurteilt worden. Das Urteil wurde noch im selben Jahr von einem Berufungsgericht aufgehoben und die Christen rehabilitiert.
Das neue Verfahren sei, so der Erzbischof, jahrelang gezielt verschleppt worden, um die „wahren Schuldigen“ zu schützen. Vor allem aber sei es in dem Verfahren darum gegangen, den antichristlichen Pogrom von 2008 unter den Tisch zu kehren. Wenn die Christen für die Ermordung Laxamanandas verantwortlich seien, seien sie auch für den Pogrom selber schuld, weshalb dieser gar nicht geahndet werden müsse. Das sei die Absicht hinter dem „Scheinprozeß“, der sich fünf Jahre hingezogen habe, „um den Christen Recht und Gerechtigkeit zu verweigern und die Opfer am Ende zu Tätern zu stempeln“, so der emeritierte Erzbischof von Cuttack-Bhubaneshwar.
Am 1. Oktober verhängte die Session Court von Phulbani das Urteil gegen die sieben Christen.
Sajan George, der Vorsitzende des Global Council of Indian Christians (GCIC), sprach davon, daß “das Urteil zum Schaden auch noch den Spott“ bringe. Man habe „uns Christen an der Nase herumgeführt. Ein trauriges Beispiel, wie das indische Justizsystem funktioniert“. Sajan George beschuldigt die Richter, „mit den hindunationalistischen Kräften gemeinsame Sache zu machen“ und das Verfahren manipuliert zu haben. „Wir sind uns alle einig darin, daß es ein Wesensmerkmal einer Demokratie ist, daß sie allen Bürgern auf der Grundlage der Gesetze den gleichen Schutz bieten muß. Im konkreten Fall wurden die sieben Christen jedoch nicht nach diesem Grundsatz behandelt“, so der GCIC-Vorsitzende.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews