(Vatikan) Papst Franziskus beginnt ernstzumachen mit dem Umbau der Römischen Kurie durch die Ernennung von Männern seiner Wahl. Am Samstag werden zwei wichtige personelle Umbesetzungen im Vatikan bekanntgegeben werden. Die wichtigste Veränderung betrifft die Absetzung von Mauro Kardinal Piacenza als Präfekt der Kleruskongregation.
Kardinal Piacenza war erst vor drei Jahren von Papst Benedikt XVI. in dieses wichtige Amt berufen worden. Er zeichnete sich als entschiedener Verteidiger des traditionellen Priesterbildes aus. Er sah die Lösung des Priestermangels nicht in weiteren Lockerungen, sondern den Priestermangel unter anderem auch als Folge von zu vielen Lockerungen. So schärfte Kardinal Piacenza mehr Disziplin ein und bemühte sich um eine Vertiefung des theologischen, geistlichen und praktischen Verständnisses des Priestertums.
Msgr. Piacenza Verfechter des Priesterzölibats – Die verhinderte Ernennung des Pfarrers von Ars zum Patron der Priester
Die Ernennung von Msgr. Piacenza 2007 zum Sekretär der Kleruskongregation sollte den Einfluß des damaligen Präfekten der Kongregation, des Brasilianers Claudio Kardinal Hummes „neutralisieren“. Die Ersetzung Hummes durch Piacenza als Präfekt der Kongregation im Jahr 2010 hatte auch mit der kurz zuvor gescheiterten Erhebung des Heiligen Johannes Maria Vianney zum Patron der Priester zu tun. Papst Benedikt XVI. wollte den Pfarrer von Ars den Priestern zum Vorbild geben. Gegen dieses „vorkonziliare“ Priesterbild erhob sich jedoch zu großer Widerstand an der Kirchenspitze. Kardinal Hummes war einer der Gegner.
Mitte Januar hatte Papst Benedikt XVI. der Kleruskongregation die Aufsicht über die Priesterseminare übertragen. Kardinal Piacenza hatte umgehend Visitationen der Seminare eingeleitet, besonders der zahlreichen römischen Priesterseminare. Unter seiner Amtsführung war ein neues Direktorium für die Priester erlassen worden. Im Zusammenhang mit „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“ veröffentlichte er Texte, die darauf abzielten, das Priesterbild und die Priesterausbildung von verzerrenden Interpretationen zu befreien und – wie von Papst Benedikt XVI. gewünscht – wieder stärker an eine spirituelle Sichtweise anzubinden. Damit sollte eine technisch-praktische Reduzierung des Priesters als Verwalter zurückgedrängt werden.
Kardinal Piacenza wird Großpönitentiar – Chef der Diplomatenakademie neuer Präfekt der Kleruskongregation
Auf die Ernennung von Kurienerzbischof Pietro Parolin zum neuen Staatssekretär, der mit einem Interview die Diskussion um die Abschaffung des Priesterzölibats in neuer Schärfe lostrat, folgt die Abberufung von Kardinal Piacenza, eines entschiedenen Verfechters des Priesterzölibats. Piacenza wird von Papst Franziskus auf den ehrenvollen, doch weniger einflußreichen Posten eines Kardinalgroßpönitentiars versetzt und tritt dort die Nachfolge des Portugiesen Manuel Kardinal Monteiro de Castro an.
Neuer Präfekt der Kleruskongregation wird mit Kurienerzbischof Beniamino Stella ein Vatikandiplomat. Um genau zu sein, ist der Italiener Msgr. Stella seit 2007 Präsident der Diplomatenakademie des Heiligen Stuhls und damit für die Diplomatenausbildung der Kirche zuständig.
Msgr. Eterovic neuer Nuntius für Deutschland – Erzbischof Baldisseri neuer Sekretär der Bischofssynode
Die zweite Umbesetzung betrifft den kroatischen Kurienerzbischof Nikola Eterovic. Er wird als Sekretär der Bischofssynode abgelöst. Ein Amt, das er neun Jahre bekleidete. Ersetzt wird er durch Msgr. Lorenzo Baldisseri, den Sekretär des Kardinalskollegium. Ihm hatte der Papst nach der Wahl zum Papst seinen purpurnen Pileolus aufgesetzt. Seither gilt er als Anwärter für die Kardinalswürde. Msgr. Eterovic wird neuer Apostolischer Nuntius für Deutschland.
Die Ernennungen des neuen Staatssekretärs und die Umbesetzungen an der Spitze der Kleruskongregation und der Bischofssynode erfolgen kurz vor der ersten Sitzung des vom Papst eingesetzten achtköpfigen Kardinalsrats, der ihn bei der Reform der Kurie und in der Leitung der Kirche unterstützen soll. Die genannten Personalentscheidungen sind den Überlegungen des Kardinalsrat damit entzogen.
Papst besetzt Schlüsselpositionen mit Vertrauten – Retourkutsche für Absetzung des Papstfreundes Kardinal Hummes?
Die Abberufung von Kardinal Piacenza und Msgr. Eterovic scheint damit zusammenzuhängen, daß Papst Franziskus persönliche Vertraute in zwei Schlüsselpositionen einsetzen will, die für sein weiteres Handeln von Bedeutung sind. Wegen des Alters von Kardinal Piacenza dürften bei der Abberufung auch inhaltliche Meinungsunterschiede eine Rolle spielen. Zudem könnte, wie der Vatikanist Andrea Tornielli andeutet, die Versetzung von Msgr. Piacenza eine Art Retourkutsche für die 2010 erfolgte Pensionierung von Kardinal Hummes sein, der als Freund und Wähler von Papst Franziskus gilt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider