Katholisches.info setzt die Veröffentlichung von Diskussionsbeiträgen zu den restriktiven Maßnahmen gegen die Franziskaner der Immakulata fort. Den Anfang machte der bekannte Historiker Roberto de Mattei mit seinem Beitrag Die „Causa“ der Franziskaner der Immakulata (siehe Beitrag). Es folgte der traditionsverbundene Blog Cordialter: Da 2+2 immer noch 4 und nicht 5 ergibt, ist das ein schwerwiegender Angriff gegen die Tradition (siehe Beitrag). Inzwischen meldete sich auch der katholische Kunst- und Kulturkritiker Francesco Colafemmina, der sowohl die Franziskaner der Immakulata kennt, als auch eine Begegnung mit dem Apostolischen Visitator hatte, mit einem persönlich gehaltenen Dank zu Wort,
Engel gekleidet in den Mantel Mariens, treibt die Dämonen aus
von Francesco Colafemmina
Ich stehe in der Schuld. In der Schuld der Franziskaner der Immakulata. Ich will diese nicht begleichen, denn dann müßte ich ja aufhören, ihnen dafür dankbar zu sein. Ich will aber Zeugnis ablegen. Ich will die Verbundenheit und die Verehrung für diesen Orden der Engel bezeugen, der unter manchem Dämon leben muß.
Florenz, Allerheiligenkirche. Es ist der ersten Tag des Jahres, vor einigen Jahren… Meine damals noch zukünftige Frau und ich betreten diese großartige Kirche für die Heilige Messe. Am Ende der Kirche, vor den letzten Kirchenbänken steht ein sanftmütiger Bruder im blauen Ordenskleid. Ich bitte ihn, mir die Beichte abzunehmen. Was für ein innerer Frieden, welche Makellosigkeit, was für eine Stärkung in dieser Beichte. Wenige Jahre später sollte ich erfahren, daß dieser sanftmütige Bruder niemand anderer als Pater Serafino Lanzetta war, der von den aufgeblasenen, oben erwähnten Dämonen wegen seiner ehrlichen Analyse und Lesart des Konzils bekämpft wird.
Florenz, Allerheiligenkirche. Ein unbestimmter Tag im Jahr 2011. Ein köstliches Gespräch mit einer farbigen Schwester, die an der Klosterpforte Wundertätige Medaillen verschenkt. Nie werde ich die Seelenruhe und die Freude vergessen, die aus ihrer Stimme zu hören waren. Und sie sagte mir, daß es wichtig ist, für unsere Priester zu beten. Heute werde ich mir bewußt, daß es auch nützlich gewesen wäre, dafür zu beten, daß mancher Dämon den Orden verläßt.
Avellino. Ein unbestimmter Tag vor einigen Jahren. Mit Freunden esse ich eine Pizza. Am Tisch mir gegenüber sitzt Msgr. Vito Angelo Todisco, der Apostolische Visitator der Franziskaner der Immakulata. Ich höre noch, wie er über die Franziskaner der Immakulata redend den Schlauen spielte: „Ja, wenn du nach Frigento gehst, dann hörst du sie schreien, von einem Zimmer zum anderen, jene die sich geißeln… ja… da muß man weggehen…“. Damals, um ehrlich zu sein, als ich diesen Priester mit Hütchen und Zivilkleidung so reden hörte, habe ich nicht verstanden, ob er sich lustig machte oder ob es sich um eine ganz besondere Form der Bewunderung handelte, einer Bewunderung für das, was „wir Menschlichen“ nie zu tun, imstande wären… Heute weiß ich, daß es nur eine Verspottung der Brüder und ihrer geistlichen Abtötung war.
Battipaglia, 2009. Einladung zu einer Messe von Kardinal Castrillon-Hoyos. Wir, Manuel Grillo, mein Verleger und Freund, und ich gingen mit der Absicht hin, dem Kardinal den Appell an den Papst zur sakralen Kunst zu übergeben, damit er ihn dem Heiligen Vater zukommen lassen würde (wie es dann auch geschehen ist). Der Altardienst bei diesem Pontifikalamt wurde von den Franziskaner der Immakulata verrichtet. Nach Abschluß der heiligen Messe drängte es mich, diese fleißigen Ameisen zu grüßen, diese wirklich demütigen Brüder, und nicht von einer einstudierten, falschen, intellektuellen Demut. Nein, sie sind demütig, weil sie still und leise ihre Arbeit verrichten, alle auf die gleich Weise, mit derselben Hingabe, für den Triumph des Unbefleckten Herzens von Maria. Plötzlich, kurz bevor sie mit dem Autobus wieder Richtung Frigento aufbrachen, drehte sich einer von ihnen, schon etwas kahlköpfig und mit dem Bart eines Kapuziners zu mir her und sagte: „Du bist Francesco Colafemmina!“ Das war Pater Paolo Siano, der Freimaurerjäger…
Und wer weiß, ob hinter dieser ganzen Angelegenheit nicht eben diese Freimaurer stecken… Aber ich möchte weder als Verschwörungstheoretiker noch als Naivling erscheinen.
Der ganze Sache liegt jedenfalls auch eine Frage des Stils zugrunde. Ich habe keine Franziskaner der Immakulata kennengelernt, die sich persönlich auf irgendeine Weise mit dem Papst ins Bild oder in Szene gesetzt hätten, die mehrfach oder vielfach auf ihren verschiedenen institutionellen Facebook-Profilen ihre Fotos mit dem Papst veröffentlicht haben – dem neuen Papst versteht sich – , vor diesem oder jenem Hintergrund, mit dem WJT-Hut, mit Jugendlichen des WJT usw. usf. Nun gut, wenn dies aber für einen von ihnen doch zutrifft, der als einer der Urheber jener dunklen Machenschaften gilt, die zum Umsturz des Ordens führten, dann frage ich ihn: Warum? Warum habt ihr das gemacht, statt den Orden im Stillen und mit Hingebung zu schützen und zu heiligen? Warum geht Ihr, während euer Gründervater aus seiner Schöpfung der Liebe und der Hingabe an Christus und die Heilige Jungfrau verdrängt wird, lachend durch die Straßen?
Geistliche Weltlichkeit. Das ist das Übel. Das Übel, von dem Papst Franziskus sprich!
„Wir meinen damit das, was sich praktisch als eine Strömung der anderen Weltlichkeit darstellt, dessen moralisches Ideal aber, gemeint ist das geistliche, statt der Verherrlichung des Herrn, jene des Menschen und seine Vervollkommnung sei. Eine radikal anthropozentrische Haltung, das ist die Weltlichkeit des Geistes.“ So sagte es De Lubac.
Deshalb möchte ich den Franziskanern der Immakulata danken für die geistlichen Geschenke, die sie mir gemacht haben. Ich möchte ihnen danken für ihre Einfachheit, ihre Selbstlosigkeit, ihre Hingabe, ich möchte ihnen danken, weil sie gezeigt haben, daß es auch in der so verwirrten und verführerischen Welt von heute möglich ist, die Freiheit eines ganz Unserem Herrn übergebenen Lebens zu leben. Es ist kein Zufall, wenn ich in ihnen eine saubere Alternative für die Korrumpiertheit anderer Brüder, erkennen durfte, etwa der Kapuziner des heiligen Paters Pio, die zum besten Beispiel einer Verweltlichung geworden sind, einer Verweltlichung tout cour. […]
An dieser Stelle möchte ich den vielen Brüdern, die mich lesen, sagen: gehorcht, ja, aber gebt nicht auf. Neid, Überheblichkeit und Stolz zerstören in wenigen Minuten die Werke vieler Jahre. Ihr habt die Kraft alles und mehr wiederaufzubauen, eine Kraft, die Euch vom Herrn zukommt. Gebt deshalb Zeugnis, gebt kluges Zeugnis, sucht nach neuen Wegen für das Zeugnis. Zeigt auch jenen, die Euch heute in Ketten sehen wollen, daß keine Schuld an Euch ist. Kämpft einen leuchtenden Kampf, der nicht ideologisch ist, der nicht den alten oder den neuen Ritus betrifft, das Konzil oder die Nachkonzilszeit, sondern den Glauben an Unseren Herrn und die Nachfolge Christi.
Möge Gott euch segnen, liebe Schwestern und liebe Brüder. Engel gekleidet in den Mantel Mariens, treibt die Dämonen aus, die sich unter euch gemischt haben! […]
Text: Fides et Forma
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Fides et Forma