(Vatikan) Am 4. Juli erließ die vatikanische Gerichtsbarkeit einen Erlaß, mit dem der Vatikanbank IOR untersagt ist, irgendein bestehendes Dokument der Bank zu zerstören, zu verändern oder zu entfernen. Im Klartext ist der gesamte Dokumentenbestand der Bank beschlagnahmt. Etwas Vergleichbares hat es im Vatikan noch nicht gegeben.Am 1. Juli sind der Generaldirektor der Vatikanbank, Paolo Cipriani, und sein Stellvertreter, Massimo Tulli, zurückgetreten. Der Rücktritt erfolgte unmittelbar nach der Verhaftung von Msgr. Nunzio Scarano, der in Buchhaltung der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls tätig war. Msgr. Scarano war bereits einen Monat vor seiner Verhaftung in Italien vom Vatikan suspendiert worden. Welche Straftat ihm wirklich zur Last gelegt werden kann, muß sich erst noch klären.
Soweit bisher bekannt wurde, soll er über Konten der Vatikanbank riskante Finanzgeschäfte abgewickelt haben. Dies offenbar mit Wissen und Zustimmung des zurückgetretenen Generaldirektors. Eine Straftat ist das an sich noch nicht. Geklärt wird von der italienischen Justiz, ob dabei Devisenbestimmungen verletzt wurden. Im Vatikan herrscht vor allem Verägerung, weil die Vatikanbank nicht für Finanzspekulationen welcher Art auch immer existiert. Zudem wird versucht die Frage zu klären, ob es sich um Finanzgeschäfte des Monsignore in Eigenregie handelte oder für Außenstehende oder aber sogar als unerlaubte Aktionen mit Wissen und Absprache der zurüchgetretenen Generaldirektion