(New York) Und sie können es nicht lassen. Die Erzdiözese Milwaukee in den USA setzte, wie schon länger angekündigt, alle Unterlagen zum Skandal des sexuellen Mißbrauchs, der die Diözese vor einigen Jahren erschütterte, ins Internet, um maximale Transparenz unter Beweis zu stellen. Bestimmte Medien nützen die Gelegenheit jedoch, um einem der unbequemsten Kritiker von US-Präsident Obama ein Bein zu stellen. An der Spitze der Besudelungskampagne, im katholischen Bereich, findet sich einmal mehr der progressive National Catholic Reporter. Wie der innerkirchliche Hase jedoch läuft, läßt sich auch im deutschsprachigen Raum ablesen, wo das progressive Flaggschiff der USA sofort Nachbeter findet und zwar in der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) und von dort übernommen in der Katholischen Internationalen Presseagentur KIPA. Beide werden von den jeweiligen Bischofskonferenzen Deutschlands und der Schweiz finanziert. Prompt wurde der verleumderische Text auch vom neuen Internetportal der katholischen Bischofskonferenz Katholisch.de vollinhaltlich und unkritisch veröffentlicht.
Besudelungskampagne gegen Kardinal Dolan durch kirchensteuerfinanzierte Medien in Deutschland
Am Montag veröffentlichte die Erzdiözese Milwaukee etwa 6000 Dokumente, die im Zusammenhang mit Fällen sexuellen Mißbrauchs durch pädophile Kleriker stehen, die die Erzdiözese im vorigen Jahrzehnt erschütterten. Konkret geht es um drei Fälle, die auch gerichtlich aufgearbeitet wurden und zu Verurteilungen der Täter führten. Nicht die Täter, wo wenig zu holen war, sondern die Erzdiözese wurde zu millionenschweren Schmerzensgeldzahlungen an die Opfer verurteilt. Die Erzdiözese mußte 2011 Konkurs anmelden. An dieser Stelle soll nicht die zweifelhafte Praxis amerikanischer Gerichte bei der Berechnung von Schadensersatz und vor allem der Schuldzuweisung behandelt werden oder die Frage in welchem Verhältnis diese zu den umfangreichen und vielfältigen Aufgabenbereichen einer ganzen Erzdiözese stehen, in der Seelsorge, im Religionsunterricht, im Gesundheitswesen mit Krankenhäusern, Altenheimen und Hospizen, in der Armenfürsorge und Waisenhäusern, um nur einige zu nennen, die durch astronomische Summen existentiell bedroht und aufs Spiel gesetzt werden.
Keine Millionen wurden auf ein Geheimkonto „beiseite geschafft“
Tatsache ist, daß die Veröffentlichung der Dokumente Teil einer vor Gericht erzielten Einigung zwischen der Erzdiözese und den Mißbrauchsopfern ist, die die Erzdiözese wegen des Verdachts auf Betrug angezeigt hatten.
Verantwortlich für den Betrug, so die damalige Annahme der Anzeigenerstatter, sei der damalige Erzbischof Timothy Dolan gewesen, der die Erzdiözese von 2002 bis 2009 leitete. Erzbischof Dolan habe 2007 fast 57 Millionen US-Dollar (44 Millionen Euro) der Erzdiözese auf ein Geheimkonto verschoben, das eigens eingerichtet worden sei, um zu vermeiden, daß sie durch die laufenden Gerichtsverfahren aufgefressen werden.
Der 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von New York ernannte und zum Kardinal erhobene Dolan, ist heute Vorsitzender der amerikanischen Bischofskonferenz. Vor allem aber gilt er als der wichtigste katholische Gegenspieler von Obama im Kampf gegen Abtreibung und „Homo-Ehe“, aber auch gegen die damit zusammenhängenden Versuche der Einschränkung der Religions- und Gewissensfreiheit durch die US-Regierung. Es genügt an die heftige Kritik des Erzbischofs gegen die lebensfeindlichen Teile von Obamas Gesundheitsreform zu denken oder jüngst an seine kraftvolle Mißbilligung der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, das Bundesgesetz, das die Ehe als Verbindung von Mann und Frau definierte, zu kippen und damit den Weg für die „Homo-Ehe“ zu öffnen.
Linksliberale Presse und National Catholic Reporter gegen bestimmte Kirchenvertreter immer zur Stelle
Mehrfach bereits versuchten linksliberale Medien den Kardinal in Zusammenhang mit dem Mißbrauchsskandal zu bringen (siehe eigenen Bericht), nicht zuletzt auf sehr schmutzige Art und Weise vor dem Konklave (siehe eigenen Bericht). Welche bessere Gelegenheit konnte es also geben, als den unbequemen „Feind von Fortschritt und Demokratie“ mit Schmutz zu bewerfen? Entsprechend lauteten die Schlagzeilen zur Veröffentlichung der Dokumente.
Jeff Anderson und zwielichtiger Opferverband SNAP
„Dolan versteckte die Gelder für die Mißbrauchsopfer“, oder noch dicker: „Dolan bezahlte die pädophilen Priester, damit sie gehen“. Da spielt es in manchen Redaktionsstuben auch keine Rolle, daß die Anschuldigungen gegen den Kardinal von Jeff Anderson kommen, dem Anwalt, der in der Presse erfolgreicher ist als in den Gerichtssälen und der sich selbst als „Beschützer“ der Wehrlosen bezeichnet. Derselbe Anderson, der vor einiger Zeit sogar versuchte, Papst Benedikt XVI. vor Gericht zu ziehen, ohne damit Erfolg zu haben (siehe eigenen Bericht). Ebensowenig Bedenken haben der National Catholic Reporter, einschließlich KNA, KIPA und Katholisch.de, sich auf den zwielichtigen Opferverband SNAP zu berufen (siehe eigenen Bericht). Und es spielt offensichtlich auch keine Rolle, daß die Verdächtigungen gegen Dolan nichts anderes als das Wiederaufwärmen einer inzwischen alten und längst widerlegten Sache ist. Der Kardinal selbst mußte dies in einer gestern erfolgten öffentlichen Erklärung in Erinnerung rufen. Was übrigens die kirchensteuerfinanzierten katholischen Medien im deutschen Sprachraum nicht daran hinderte, die „alte“ Sache mit der Schlagzeile „US-Kardinal soll Millionen Dollar beiseite geschafft haben“ zu verbreiten. Schließlich zählt auch nicht, daß die Sache Milwaukee gerichtlich aufgearbeitet wurde. Es gab Verurteilungen, es wurde Schmerzensgeld zuerkannt und es gab aber auch eine Reihe von Archivierungen. Aber die Fakten sind für jene nur belanglose Details, denen es vor allem darum geht, Kardinal Dolan mit einer Negativschlagzeile auf die Titelseite knallen zu können.
Offizielle Erklärung von Kardinal Dolan
In seiner Erklärung zeigte sich der Kardinal erfreut über die Veröffentlichung aller Dokumente, was kaum der Fall wäre, wenn sie einen „Millionenbetrug“ aufdecken würden. Er zeigte sich auch dankbar, daß seine Sachverhaltsdarstellung vom Februar 2013 im Zusammenhang mit dem Konkurs der Erzdiözese Milwaukee publik gemacht wurde.
„Verantwortungsbewußtes Handeln gegenüber den Opfern, Vorgehen gegen die sich schuldig gemachten Priester und Einsatz, um erhöhte Schutzmaßnahmen für die Kinder umzusetzen, gehörten zu den schwersten Prüfungen, die den meisten Einsatz und Aufwand während der sechseinhalb Jahre forderten, die ich im Dienst der Erzdiözese von Milwaukee stand. Einer der Grundsätze, der mich in jener Zeit leitete, war das Bewußtsein, daß es Transparenz und Offenheit braucht. Deshalb habe ich gerne die Sachverhaltsdarstellung als Möglichkeit genützt, um öffentlich darzulegen, wie wir auf die Krise des sexuellen Mißbrauchs durch Kleriker in meinen Jahren in Milwaukee reagiert haben und die Verbreitung meiner Darlegung ermutigt.
Leider haben wir bereits gesehen, wie die Verbreitung dieser Dokumente manche dazu treibt, alte und widerlegte Angriffe aufzuwärmen – so die Behauptung von „bezahlten“ Tätern, damit sie die Laisierung beantragen (ob es gefällt oder nicht, aber die Bischöfe sind durch das Kirchenrecht verpflichtet, ihren Priestern die Grundversorgung zu garantieren wie Gesundheitsversorgung, Unterkunft und Verpflegung, bis sie gehen).“
In seiner Stellungnahme widerspricht der Kardinal auch der wiederaufgewärmten Behauptung, er habe Gelder „beiseite geschafft“ und in einen „Geheimfonds versteckt“, und damit, so die Anschuldigung, den Mißbrauchsopfern entzogen. Tatsache, so der Kardinal, ist, wie es schon seinerseits geklärt und bestätigt wurde, daß er die Gelder der Friedhöfe aufgrund eines neuen Staatsgesetzes in einen von diesem vorgesehenen Fonds überführte und mit der Verwaltung vorschriftsgemäß den Finanzrat der Erzdiözese beauftragte. Für die Operation seien transparent alle Bestimmungen einhalten und zum Beisiel vorschriftsgemäß die Einwilligung des Vatikans eingeholt worden. Dazu wurden von Medien einzelne Sätze oder auch nur Satzteile der Dokumente aus dem Zusammenhang gerissen, um einen falschen Eindruck zu vermitteln.
Dolan: Kirche in den USA führend im Kampf gegen „soziales Übel Sexualmißbrauch“ – Können anderen Organisationen dabei helfen
Kardinal Dolan bekräftigte in seiner Stellungnahme, daß die Bischöfe ihrem Versprechen treu geblieben sind, das sie vor einem Jahrzehnt abgegeben hatten, als der Mißbrauchskandal ausbrach: „permanente Entfernung von der Ausübung des Priesteramtes von jedem Priester, der sich an einem Minderjährigen vergangen hat; uneingeschränkte Zusammenarbeit mit der Justiz; strenge Regeln zum Schutz der Kinder“. Schließlich betonte der Kardinal auch, daß die katholische Kirche durch ihr entschlossenes Handeln in den USA heute „führend in der Bekämpfung des sozialen Übels des Sexualmißbrauch“ ist und anderen Organisationen und Gruppen helfen könne, gegen diese Übel anzukämpfen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: ACIPrensa