Gaudium et spes – Kritik von illustrer Seite an Konzilsdokument


Kardinal Giovanni Colombo und das Zweite Vatikanum: Kritik an Gaudium et spes(Mai­land) Kar­di­nal Gio­van­ni Colom­bo war von 1963 bis 1979 Erz­bi­schof von Mai­land. Kar­di­nal Gia­co­mo Bif­fi [1]Gia­co­mo Kar­di­nal Bif­fi, Jahr­gang 1928, 1950 Prie­ster­wei­he für die Erz­diö­ze­se Mai­land, Pro­fes­sor für Dog­ma­tik, 1975 Weih­bi­schof von Mai­land, 1984–2003 Erz­bi­schof von Bolo­gna, 1985 … Con­ti­n­ue rea­ding schrieb über ihn: „Er war der Letz­te der gro­ßen Ambro­sia­ner“. Eine impli­zi­te Kri­tik an den Nach­fol­gern Colom­bos auf dem Bischofs­stuhl des hei­li­gen Ambro­si­us, den Kar­di­nä­len Car­lo Maria Mar­ti­ni und Dio­ni­gi Tett­aman­zi. Denn, so Bif­fi, in der leuch­ten­den Zeit der Mai­län­der Kir­che hät­te „nach dem Vor­bild und der Lei­den­schaft der gro­ßen Tra­di­ti­on“ des hei­li­gen Karl Bor­ro­mä­us und des hei­li­gen Ambro­si­us „Glau­bens­si­cher­heit“ geherrscht und nicht „Nach­ge­ben und sich Verstecken“.

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Vom 1992 ver­stor­be­nen Kar­di­nal Colom­bo ist soeben das Buch Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Reden und Schrif­ten erschie­nen. Es ver­sam­melt teils unver­öf­fent­lich­te Tex­te des Kar­di­nals vom und über das Kon­zil. Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster mach­te auf die Neu­erschei­nung auf­merk­sam. Ein wei­te­rer Mosa­ik­stein, um ein authen­ti­sche­res Bild des Kon­zils erste­hen zu lassen.

Das Vor­wort zum Buch stammt vom Mai­län­der Theo­lo­gen Inos Bif­fi, der nicht mit dem gleich­na­mi­gen Kar­di­nal ver­wandt, mit die­sem aber freund­schaft­lich ver­bun­den ist. Er über­lie­fert dar­in inter­es­san­te Urtei­le der Kar­di­nä­le Colom­bo und Bif­fi und ande­rer Kir­chen­män­ner über das, was auch Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger als das am wenig­sten gelun­ge­ne Doku­ment des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils bezeich­ne­te: die Kon­sti­tu­ti­on Gau­di­um et spes über die Kir­che in der Welt.

So heißt es im Vor­wort, daß Colom­bo an man­chen Stel­len das Doku­ment zu loben scheint, daß wegen der von ihm dazu gebrauch­ten Wor­te jedoch „eini­ge Zwei­fel berech­tigt sind“.

Gia­co­mo Bif­fi erin­ner­te in sei­ner Auto­bio­gra­phie, so Inos Bif­fi, an eine Bemer­kung von Hubert Jedin: „Die­se Kon­sti­tu­ti­on wur­de mit Enthu­si­as­mus begrüßt, aber ihre Nach­ge­schich­te hat bereits erwie­sen, daß man damals ihre Bedeu­tung weit über­schätzt und kaum geahnt hat, wie tief jene ‚Welt‘, die man für Chri­stus gewin­nen woll­te, in die Kir­che eindringt.“

„Auch Karl Barth, so Gia­co­mo Bif­fi, hat­te bemerkt, daß die Idee von der Welt in ‚Gau­di­um et spes‘ nicht die des Neu­en Testa­ments ist.“

„Im Zusam­men­hang mit Kar­di­nal Colom­bo über­lie­fert Gia­co­mo Bif­fi die Ant­wort, die der Erz­bi­schof, ‚scharf­sin­nig und frei­mü­tig wie immer‘, Msgr. Car­lo Colom­bo [2]Car­lo Colom­bo (1909–1991), Kir­chen­pro­vinz Mai­land, Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Päpst­li­chen Theo­lo­gi­schen Fakul­tät von Mai­land, 1960 von Papst Johan­nes XXIII. zum Mit­glied der Theo­lo­gi­schen … Con­ti­n­ue rea­ding gab: ‚Die­ser Text ent­hält alle rich­ti­gen Wor­te, es sind die Akzen­te, die falsch gesetzt sind‘. ‚Lei­der – schluß­fol­gert Bif­fi – wur­de die Nach­kon­zils­zeit mehr von den Akzen­ten als von den Wor­ten beein­flußt und betört.“

Inos Bif­fi erin­nert in sei­nem Vor­wort auch dar­an, wie Kar­di­nal Colom­bo die Gläu­bi­gen sei­ner Erz­diö­ze­se vor den Zusam­men­fas­sun­gen und Berich­ten der Medi­en über die Kon­zils­de­bat­ten warnte.

In einem sei­ner Brie­fe vom Kon­zil an die Gläu­bi­gen der Erz­diö­ze­se Mai­land schrieb der Kardinal:

„An einem die­ser Aben­de, vom Peters­platz her schau­end ent­deck­te ich am Ende der Via del­la Con­ci­lia­zio­ne tief am Him­mel ste­hend einen so selt­sa­men und komi­schen Voll­mond, wie ich ihn noch nie gese­hen hat­te: läng­lich, von dun­kel­oran­ger Far­be, schien er wie rie­si­ges Ei, gefüllt mit glü­hen­der Koh­le, die durch die Scha­le hin­durch­schim­mer­te. So sehr wur­de mein Blick auf den Mond von den dich­ten Dunst­schwa­den eines Son­nen­un­ter­gangs im Okto­ber ver­zerrt. So, dach­te ich mit gro­ßer Trau­rig­keit, wird das Kon­zil häu­fig in den Augen der Men­schen von den Nebeln der Medi­en entstellt…“

Das Buch: Gio­van­ni Colom­bo: Il Con­ci­lio Vati­ca­no II. Dis­cor­si e scrit­ti, hrsg. von Inos Bif­fi, Jaca Book-Cen­tro Ambro­sia­no, Mila­no, 2013, 312 Seiten

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi

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1 Gia­co­mo Kar­di­nal Bif­fi, Jahr­gang 1928, 1950 Prie­ster­wei­he für die Erz­diö­ze­se Mai­land, Pro­fes­sor für Dog­ma­tik, 1975 Weih­bi­schof von Mai­land, 1984–2003 Erz­bi­schof von Bolo­gna, 1985 Kar­di­nals­er­he­bung, der kämp­fe­ri­sche Kar­di­nal ver­faß­te 1969 die Schrift „Das Fünf­te Evan­ge­li­um“, einen iro­ni­schen Text über die nach­kon­zi­lia­re „68er-Theo­lo­gen“, 2000 hielt er als Erz­bi­schof auf einer Tagung eine Rede über den Anti­christ des rus­si­schen, phi­lo­ka­tho­li­schen Phi­lo­so­phen Wla­di­mir Solo­wjew, die er im März 2007 als Fasten­pre­di­ger vor Papst Bene­dikt XVI. und der Römi­schen Kurie wiederholte
2 Car­lo Colom­bo (1909–1991), Kir­chen­pro­vinz Mai­land, Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Päpst­li­chen Theo­lo­gi­schen Fakul­tät von Mai­land, 1960 von Papst Johan­nes XXIII. zum Mit­glied der Theo­lo­gi­schen Vor­be­rei­tungs­kom­mis­si­on für das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil ernannt, 1964–1985 Weih­bi­schof von Mai­land, 1969–1974 Mit­glied der Inter­na­tio­na­len Theologenkommission
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1 Kommentar

  1. Nein, das ermü­det nur noch. Immer das­sel­be Lied. Das „gute II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil“, das nur von den Medi­en falsch inter­pre­tiert wurde.
    Dabei war genau das der Sinn der Sache. Dom Hel­der Cama­ra hat es offen zuge­ge­ben: „Das Kon­zil darf nicht alles sagen. Wir wer­den es spä­ter sagen…“ Genau die­sen Sinn hat­ten die­se wider­sprüch­li­chen Tex­te. Die Moder­ni­sten haben gewon­nen auf der gan­zen Linie wäh­rend des Kon­zils und danach.
    Ein Kon­zil mit den Tex­ten, die nach der „Ratz­in­ger-Theo­rie“ nur rich­tig zu inter­pre­tie­ren sind, des­sen Tex­te aus sich her­aus nicht ver­ständ­lich sind, spricht das Urteil über sich selbst.
    Als nach Nicäa 325 die Kämp­fe los­gin­gen um das Dog­ma der Wesens­gleich­heit Jesu Chri­sti mit der ersten gött­li­chen Per­son war das Dog­ma ein­deu­tig for­mu­liert. Es war nicht inter­pre­ta­ti­ons­be­dürf­tig. Bischof Atha­na­si­us kämpf­te nicht „für eine rich­ti­ge Inter­pre­ta­ti­on“, son­dern ein­deu­tig gegen die­je­ni­gen, die das Dog­ma leug­ne­ten, für das Dog­ma. Und so konn­te der Aria­nis­mus letzt­lich besiegt wer­den, vor allem dank des Glau­bens­kamp­fes die­ses muti­gen Bischofs.
    Lehr­sät­ze, ver­bind­li­che Glau­bens­wahr­hei­ten, wur­den immer von der Kir­che so for­mu­liert, dass der Sinn ein­deu­tig war.
    Die Mehr­deu­tig­keit der Kon­zils­do­ku­men­te sind die Ursa­che für alle Häre­si­en, allen Wirr­warr, der ent­stan­den ist und wei­ter ent­ste­hen wird.
    Doch eher wird die Gestalt der Kir­che zugrun­de gehen, wird sie nur noch in klei­nen Grup­pen authen­tisch wei­ter bestehen, ehe das zuge­ge­ben wird. Die kon­ser­va­ti­ven Wür­den­trä­ger, Theo­lo­gen, die ver­su­chen wol­len, das Kon­zil „rich­tig zu inter­pre­tie­ren“, sind nicht bes­ser als die Moder­ni­sten selbst. Das Ergeb­nis bleibt gleich.
    Es ermü­det nur noch. Kom­men­ta­re zu die­sem The­ma loh­nen sich nicht mehr Es ist alles gesagt.

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