(Straßburg) Am Dienstag, den 18. Juni wird im Straßburger Münster zu Ehren der Heiligen Kyrill und Method, der großen Slawenapostel eine „Messe für Europa“ zelebriert. Anlaß ist der 1150. Jahrestag der Ankunft der beiden Patrone Europas im Großmährischen Reich. Die Messe wird von Erzbischof Jean-Pierre Grallet von Straßburg in Anwesenheit von Dominik Kardinal Duka, dem Erzbischof von Prag und Msgr. Aldo Giordano, dem Ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls beim Europarat in Straßburg zelebriert.
Die Initiative geht von den Ständigen Vertretungen der Tschechischen Republik, der Slowakei und des Heiligen Stuhls beim Europarat und dem Erzbistum Straßburg aus und findet in Zusammenarbeit mit den Ständigen Vertretungen weiterer mittelost- und südosteuropäischer Staaten statt.
Kyrill und Method waren zwei hochgebildete Brüder aus Thessaloniki im oströmischen Reich (dem heutigen Saloniki in Griechenland), die Anfang des 9. Jahrhunderts geboren wurden. Der ältere Bruder Method wurde Mönch, der jüngere, Konstantin (den Ordensnamen Kyrill erhielt er erst später), war als Diakon Mitarbeiter von Patriarch Ignatios I. von Konstantinopel.
862 erreichte der Ruf des großmährischen Herrschers Rastislav Konstantinopel, Missionare in sein Reich zu schicken. Rastislav wollte damit sein Land dem ostfränkischen Einfluß entziehen. Über das ostfränkische Reich erfolgte damals die Missionierung des großmährischen Raums durch bayerische Missionare. Die Sprache der Missionare schien dem Fürsten eine gefährliche Möglichkeit Einfluß auf das Reich zu gewinnen und es noch stärker dem ostfränkischen (deutschen) Reich anzubinden. Großmähren umfaßte damals in etwa das Gebiet der heutigen Slowakei, Mährens, Teile Mittelungarns und Niederösterreich nördlich der Donau.
Kaiser Michael III. griff den Hilferuf auf und entsandte die beiden Brüder Kyrill und Method nach Großmähren, die in der Volkssprache predigen und zelebrieren. Die Evangelisierung erlebt dadurch einen neuen, starken Impuls. Die beiden Brüder schaffen aus dem griechischen Alphabet ein eigenes Alphabet und begründen damit die erste slawische Schriftsprache, die Glagolitische Schrift (nicht zu verwechseln mit der Kyrillischen Schrift, die mit den beiden Brüdern nichts zu tun hat), um die Heilige Schrift ins Slawische zu übertragen.
Die Übersetzung der Heiligen Schrift und der liturgischen Texte in das alte Kirchenslawisch legte den entscheidenden Grundstein für die Weiterentwicklung der heutigen Schriftsprachen im slawischen Europa.
867 zogen die beiden Brüder nach Rom zu Papst Hadrian II., der die Liturgie in der slawischen Volkssprache genehmigte. Keine drei Jahre später stirbt Kyrill in Rom, wo er in der Kirche San Clemente begraben liegt. Sein Bruder Method erlebte unruhigere Tage. Er wurde 870 vom Papst zum Erzbischof Pannoniens und Großmährens ernannt. Damit geriet er in den machtpolitischen Konflikt zwischen den großmährischen Fürsten und den ostfränkischen Herrschern einerseits und unter den großmährischen Fürsten andererseits. Das Gebiet seiner Diözese hatte nämlich bis zur päpstlichen Entscheidung zum Einzugsgebiet des Erzbistums Salzburg gehört. Er wird gefangengenommen und unter falschen Anschuldigungen nach Rom gebracht, vom Papst rehabilitiert und nach Großmähren zurückgeschickt. Dort setzt er unermüdlich bis zu seinem Tod 885 die Übersetzung der Kirchenväter fort.
Elf Jahrhunderte später erhob der erste slawische Papst, Johannes Paul II. die beiden Brüder neben dem heiligen Benedikt von Nursia zu Patronen Europas. Ihr Gedenktag ist der 14. Februar.
„Von der Größe des Werks beeindruckt, das die beiden Heiligen geschaffen haben, soll die heilige Messe im Geist von Brüderlichkeit und Gemeinschaft gefeiert werden“, um an den Jahrestag zu erinnern, der für die Geschichte eines beträchtlichen Teils des europäischen Kontinents von größter Bedeutung war, wie die Initiatoren bekanntgaben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Eine schöne Sache. Die Kathedrale Notre-Dame in Strasbourg ist auch ein würdiger Ort für so eine Messe.
Eine beeindruckende Würdigng der beiden Slavenapostel und eine wichtige Geste zur Integration der Osteuropäer in die europäische Staatengemeinschaft. Mögen noch weitere solche Gesten folgen!