Wenn aus einer Deutschlandfahne ein Hakenkreuz wird – Deutsche Medienpsychose entdeckt Würzburger Priesterseminar


Bischofsstadt Würzburg(Würz­burg) Das The­ma wäre eigent­lich kei­ne Erwäh­nung wert, gäbe es unter man­chen deut­schen Jour­na­li­sten nicht eine unge­sun­de, ja ver­ant­wor­tungs­lo­se Bereit­schaft zu einer erschrecken­den und ritua­li­sier­ten Maß­lo­sig­keit, wenn die Nazi­keu­le aus der Waf­fen­kam­mer geholt und im kon­kre­ten Fall gegen die Semi­na­ri­sten eines Prie­ster­se­mi­nars geschwun­gen wird. Schwer­wie­gend ist, daß der Fall kon­stru­iert ist, noch schwer­wie­gen­der ist, daß er inner­kirch­lich kon­stru­iert wurde.

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von Andre­as Becker

Die Berufs­krank­heit deut­scher Medi­en. Wahr­schein­lich steht in irgend­ei­nem gehei­men „Ein­mal­eins des deut­schen Jour­na­li­sten“ wört­lich ver­zeich­net, min­de­stens ein­mal im mehr oder weni­ger abwechs­lungs­rei­chen Jour­na­li­sten­le­ben eine „Nazi­sto­ry“ ver­öf­fent­li­chen zu müs­sen. Da der Natio­nal­so­zia­lis­mus seit 1945 nicht mehr exi­stiert, ist mit dem Wort „Nazi“ jene fik­ti­ve, unschar­fe Über­tra­gung auf han­deln­de Per­so­nen und exi­stie­ren­de Orga­ni­sa­tio­nen heu­te gemeint, in der sich man­che Medi­en­or­ga­ne ereifern.

Das bewähr­te Rezept lau­tet: Man neh­me eine Schüs­sel, gebe als Grund­zu­ta­ten (immer!) die Stich­wör­ter Nazi und Haken­kreuz hin­ein, dazu dann belie­big ande­re Zuta­ten (leben­de oder ver­stor­be­ne Per­so­nen, Orga­ni­sa­tio­nen, Bücher, Gebäu­de), alles ist erlaubt, wie bei einer Piz­za. Dann neh­me man ein Rühr­ge­rät (der Mixer tut es auch) und kne­te alles ordent­lich durch, so daß sich alle Zuta­ten irgend­wie ver­mi­schen, nach dem Mot­to: „Etwas bleibt schon hän­gen“. Und schon kann der jüng­ste unter den eif­rig­sten Nach­wuchs­jour­na­li­sten außer Atem vor Freu­de behaup­ten, auch er, ja auch er, habe sei­ne erste Nazi­ge­schich­te, will sagen, den „per­fek­ten“ Skan­dal, der nun mit einer gehö­ri­gen Por­ti­on geheu­chel­ter Empö­rung (sehr wich­tig!) einer nichts­ah­nen­den Öffent­lich­keit „ent­hüllt“ wird.

Die Geschich­te? Im Würz­bur­ger Semi­nar, man stel­le sich vor, sol­len pri­vat, von irgend­wem, eini­ge „Juden­wit­ze“ erzählt wor­den sein. Mög­li­cher­wei­se gar „irgend­wie“ Hit­lers Geburts­tag gefei­ert wor­den, der Hit­ler­gruß „geübt“ wor­den und ande­re Schau­er­ge­schich­ten mehr. Um es vor­weg­zu­neh­men: Nach­prü­fun­gen konn­ten nichts bestätigen.

Der Regens befand es, aus wel­chem uner­find­li­chen Grund auch immer, den­noch in einem Brief an irgend­wen erwäh­nens­wert. Prompt fand sich ein Denun­zi­ant und spiel­te ihn KNA zu. Ja, genau, der Katho­li­schen Nach­rich­ten­agen­tur, die, von der deut­schen Medi­en­krank­heit offen­bar ange­krän­kelt, sich nicht unter Kon­trol­le hat  und ihn, aus wel­chem Grund auch immer, für ver­öf­fent­li­chungs­wür­dig hielt. Und weil wir schon nach dem Grund die­ses selt­sa­men Eifers fra­gen, scheint ein­mal mehr zu gel­ten: Wenn es um Kir­chen­po­li­tik geht, da ste­hen kirch­li­che Krei­se welt­li­chem Intri­gan­ten­tum um nichts nach. Das Gefähr­li­che an der laten­ten deut­schen Medi­en­hy­ste­rie liegt dar­in, daß per­sön­li­che Ani­mo­si­tä­ten irgend­ei­ner Per­son, die fälsch­lich oder bös­wil­lig eine Ver­bin­dung zu irgend­ei­ner Form von tat­säch­li­chem oder ver­meint­li­chem Rechts­extre­mis­mus behaup­tet, eine Lawi­ne mit poten­ti­ell ver­häng­nis­vol­len Fol­gen aus­lö­sen kann. Der Ver­ant­wort­li­che dafür aber immer im Dun­keln bleibt.

Die Mas­sen­me­di­en dan­ken es. Da gibt es ja noch immer, man möch­te es kaum glau­ben, irgend­ei­nen Jour­na­li­sten, der noch kei­ne „Nazi­sto­ry“ geschrie­ben hat. Und schon geht es los mit dem Aufbauschen.

Nichts ist gefähr­li­cher als blin­der Eifer, wenn er Zugang zur ver­öf­fent­lich­ter Mei­nung hat. Wenn die deut­sche Pres­se auf „Nazi­jagd“ geht, kann sie jede Con­ten­an­ce ver­lie­ren, was in der Regel nicht für Jour­na­li­sten, son­dern für die in die Öffent­lich­keit Gezerr­ten exi­sten­ti­ell bedroh­lich wer­den kann. Da kann dann schnell in manch Jour­na­li­sten­hirn aus den deut­schen Far­ben schwarz-rot-gold auf einer CD-Hül­le ein Haken­kreuz und aus dem Besuch eines Kon­zerts der der­zeit in Deutsch­land erfolg­reich­sten, bei links­ge­strick­ten Jour­na­li­sten aber unbe­lieb­ten Musik­grup­pe Frei.Wild qua­si ein Besuch bei einem Neo­na­zi­auf­marsch wer­den. Und schon schau­kelt sich die Empö­rung auf. Ein Teu­fels­kreis, der ad infi­ni­tum fort­ge­trie­ben wer­den könnte.

Da haben wir also eine sehr erfolg­rei­che Musik­grup­pe, die seit Mona­ten von selbst­er­nann­ten Grals­hü­tern der … ja was eigent­lich, der Nati­on sicher nicht, gejagt wer­den, weil sie in ihren Tex­ten über Iden­ti­tät sin­gen. Tex­te, die vor allem eine Lie­bes­er­klä­rung an ihre Hei­mat Süd­ti­rol sind. „Wie schreck­lich“, nein noch schlim­mer: „wie gefähr­lich“, scheint die aus­ge­ge­be­ne Paro­le in man­chen Redak­tio­nen zu lau­ten. „Hei­mat? Igitt.“ Die Pres­se­stel­le der Diö­ze­se spricht kryp­tisch von „Pro­ble­ma­tik“ der Grup­pe. Müs­sen neu­er­dings die Prie­ster­se­mi­nar nicht nur über die Recht­gläu­big­keit, son­dern auch über den Musik­ge­schmack der Kan­di­da­ten wachen?

Da haben wir ein Prie­ster­se­mi­nar, irgend­wo in Deutsch­land. Der „Jäger“ Urteil steht schon fest: die katho­li­sche Kir­che ist grund­sätz­lich suspekt und Män­ner, die sich auf das Prie­ster­tum samt Zöli­bat vor­be­rei­ten, müs­sen es auf einer auf den Kopf gestell­ten Wer­te­ska­la noch mehr sein. Die­se Fin­ster­lin­ge, man wuß­te es ja irgend­wie schon immer, wenn auch nicht mehr genau wie­so und woher, müs­sen eine Ver­bin­dung zu den noch fin­ste­ren Fin­ster­lin­gen eines Adolf Hit­lers haben.

Und schon kön­nen meh­re­re Flie­gen auf einen Streich erlegt wer­den. Wunderbar.

Und um ehr­lich zu sein, ist mir längst schon lang­wei­lig von die­ser Geschich­te, wes­halb ich das Schrei­ben hier been­de und mich im Inter­net auf die Suche nach ein paar Lie­dern von Frei.Wild machen werde.

Was bleibt, ist der Ärger über irre­ge­lei­te­te Maß­stä­be, nicht nur von Jour­na­li­sten, und inner­kirch­li­ches Denun­zi­an­ten- und Intri­gan­ten­tum. Und am Ende die zwei­fel­haf­te Weis­heit, beob­ach­ten zu kön­nen, wie aus einer Mücke ein Ele­fant gezau­bert wird.

Bild: Wiki­com­mons

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1 Kommentar

  1. Es kommt heu­te nicht dar­auf an was gesagt wird„ oder ob über­haupt etwas gesagt wur­de, son­dern dar­auf, wer etwas sagt oder gesagt haben könnte.

    Man­che Grup­pen kön­nen sagen was sie wol­len, ande­re wer­den ohne etwas zu sagen beschul­digt sie hät­ten etwas sagen wollen.

    Stellt sich her­aus, dass nichts gesagt wur­de, erhär­tet das nur den Ver­dacht der beson­ders geschick­ten Ver­tu­schung durch absicht­li­ches Ver­schwei­gen des­sen, was eigent­lich gesagt wer­den sollte.

    Wo kein Feu­er ist, da kann doch immer­hin noch Wind gemacht werden.

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