(Rom) Papst Franziskus sagte am Donnerstag Abend zu den italienischen Bischöfen, die derzeit im Vatikan ihre Frühjahrsvollversammlung abhalten, ein „Bischof wie ihr“ zu sein. Wörtlich sagte der Papst: „Die biblischen Lesungen, die wir gehört haben, machen uns nachdenklich. Mich haben sie lange nachdenken lassen. Ich habe eine Meditation für uns Bischöfe gemacht, zuerst für mich, Bischof wie ihr, und ich teile sie mit euch.“
Der Papst spricht in keiner anderen Form von sich selbst. Im Päpstlichen Jahrbuch, das vor wenigen Tagen vorgestellt wurde, werden zwar alle traditionellen Titel des Papstes angeführt, wie sie zuletzt auch Papst Benedikt XVI. führte. Sie wurden aber getrennt. Auf der ersten Seite, die Papst Franziskus betrifft, ist im Jahrbuch unter seinem Namen nur der Titel „Bischof von Rom“ angeführt. Die anderen Titel, allen voran die eines „Stellvertreters Christi auf Erden und Obersten Priesters“, die bei seinen Vorgängern auf derselben Seite fortlaufend angeführt waren, finden sich für Papst Franziskus erst auf der nächsten Seite. Der Papst hält daran fest, seine Stellung als Bischof von Rom zu betonen und alle anderen Titel, die das Papsttums herausstreichen, hintanzustellen. Stellt die Predigt am Donnerstag Abend im Petersdom an die italienischen Bischöfe in ihrer Einseitigkeit eine Herabsetzung des Papsttums im Namen der Kollegialität dar?
2. Abschn.: „NCR versucht Richtigkeit progressiver Kritik…“ heißt es im 3. Teil: „…progressiven Widerstand gegen die Enzyklika HUMANAE VITAE von PAUL VI.…“. Was diesen ungeheuerlichen Widerstand betrifft, soll jetzt auf Stimmen und Urteile von Wissenschaftlern aus aller ! Welt im Jahr 2008 ‑also 40 J. nach HUMANÄ VITAE- hingewiesen werden, daß gerade Wissenschaftler, die sonst mit der Sitten‑u. Morallehre der Kath. Kirche garnichts „am-Hut-haben“, erklärten, der Papst PAUL VI. habe mit dieser Enzyklika vorausschauend absolut recht gehabt. Sie belegten ihre Erklärung zu dieser vor 40 J. so umstrittenen päpstlichen Lehraussage zur Ehesexualität mit den inzwischen zutage getretenen verheerenden, heute offenliegenden Ergebnissen der allgemeinen Sexualmoral. Hier traten 2008, mit Blick auf „40 J. nach Verkündigung der Enzyk. HUMANAE VITAE“ bedeutende, ausgerechnet außerkirchliche ! Wissenschaftler = Sozialexperten dem z.T. massiven innerkirchlichen Widerstand damit klar entgegen. Die innerkirchlichen Widerständler richteten sich ja deshalb gegen die Entscheidung v. PAUL VI., der sich 1968 nach der kirchlichen Minderheits!- Haltung ausrichtete – was die Widersprecher für ‚undemokratisch‘ hielten – . Man fragt sich als ein Laie (=dem Volk-Gottes-angehörig), ob denn „Profi“-Kleriker inzwischen den Standpunkt vertreten, daß die Wahrheit von den Stimmen der Mehrheit abhängig sei.
Ja, tun sie, „Profi“-Kleriker trifft’s gut, so sehen die sich ja …; schade, wahrscheinlich hatten Sie noch einen 1. Abschnitt, und der ist dann …!? Sowas nervt kolossal, man tippt und tippt, kommt schusseligerweise auf den falschen Knopf … oder es bricht (aus unerfindlichen Gründen) plötzlich die Verbindung zusammen (was sie sonst NIE tut …), und alles ist dahin … – ist der ‚diabolus in technica‘ (oder so), *garantiert* 😉 …
Die „Selbstherabsetzung des Papstes im Namen der Kollegialität“ war doch unüberhörbar und unübersehbar, als sich der neugewählte Papst auf der Loggia unmissverständlich nur als ‚Bischof von Rom‘ vorstellte.
Mich wundert der Jubel der Medien, die an Benedikt XVI. kein gutes Haar gelassen haben, nicht. Was mich in geradezu ungläubiges Staunen versetzt, ist die Begeisterung so konservativer Blätter, wie z. B. das „VATICAN-Magazin“. Auch die Reaktion der Petrusbruderschaft, so weit sie zugänglich ist, bleibt unverständlich. Da wird vor aller Augen vom Papst selbst das Petrusamt umgemodelt, und die Papsttreuen klatschen Beifall.
Als Kardinal Ottaviani während des Konzils Paul VI. ein Dokument vorlegte, aus dem hervorging, dass die Liberalen dabei waren, die Macht des Papstes zu zerstören zugunsten der Kollegialität, brach er in Tränen aus. Doch er handelte unverzüglich, das Vorhaben der Liberalen ging nicht auf.
Doch was geschieht jetzt? Der Papst taucht in die Kollegialität der Bischöfe geradezu ein.
Die Situation ist deshalb fast kurios, weil der Papst vor allem im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, weil er partout nicht Papst sein will. Weil er wie ein bekanntester Rätselonkel der Welt täglich neue Rätsel aufgibt, die wir zu interpretieren haben. Mal in seinen Taten, dann in seinen Predigten.
Für unsere katholische Kirche ist die Situation nicht kurios. Sie ist bedrohlich in einem Ausmaß, das nicht vorstellbar war.
Ach ja, wie viele Male ist eigentlich Papst Paul VI. (natürlich nicht nachweisbar, sondern nur kolportiert) in Tränen ausgebrochen? Als er am Montag nach Pfingsten ein grünes Messgewand vorfand, doch angeblich auch. Und, und, und …
Man könnte eigentlich alles, was so genannte traditionsverbundene Katholiken aus der Zeit vor dem Konzil vermissen, in eine solche Story packen. Nur schade, dass dabei Paul VI. mehr und mehr als weinerlicher Schwächlich dasteht.
Das mit dem grünen Messgewand war etwas peinlicher. Paul VI. fragte irritiert den Sakristan, warum denn nicht das rote Messgewand bereit liege.
„Heiligkeit“, erwiderte dieser, „Sie selbst haben doch die Pfingstoktav abgeschafft“.
Die Tränen haben Sie unterstellt.
Vielleicht ist sogar die konservative Petrusbruderschaft zu der Einsicht gekommen, dass Papst Franziskus ein Geschenk für die Kirche ist.
Der HL. geist wirkt wo er will, warum nicht auch mal bei den Konservativen?
Selbst die Piusbruderschaft beschimpft ihn nicht, und das will was heißen.
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat keinen Papst beschimpft. Schimpfen ist nicht ihr Stil. Sie müssten das nachweisen, ehe Sie so etwas behaupten.
Aber insofern haben Sie recht: Die Leitung der FSSPX kritisiert die Amtsführung des neuen Papstes nicht. Ob man daraus Zustimmung, Übereinstimmung schließen kann, weiß ich nicht.
Ich zitiere H.H. Tissier de Mallerais:
„When he [Joseph Ratzinger] was a theologian, he professed heresies, he published a book full of heresies… He has a book called Introduction to Christianity, it was in 1968. It is a book full of heresies. Especially the negation of the dogma of the Redemption.“
http://www.remnantnewspaper.com/Remnant%202011/Archives/archive-2006–0430-tissier.htm
Das ist sicher auch kein Schimpfen.
Sie verwechseln schimpfen mit theologisch argumentieren. Das ist Ihr Problem.
Genau dazu hab ich gestern ein sehr interessantes Interview gelesen, von Prälat Prof. Dr. Georg May [Link s.u.], vom März d.J. (vor’m Konklave) – welch ein Kontrast …:
„Der neue Papst muß sich darüber klar werden, wer die Hauptverantwortlichen für den bestürzenden Niedergang der Kirche, des Glaubens und des religiösen Lebens sind. Nach meinen jahrzehntelangen Erfahrungen und Beobachtungen sind es die destruktiven Theologen und die feigen Bischöfe.
Seit Jahrzehnten schließen sich Theologen zusammen und treten mit immer neuen Erklärungen, Aufrufen und Memoranden an die Öffentlichkeit, in denen die Lockerung der kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre sowie Abbau der kirchlichen Ordnung gefordert werden. Sie tragen Unruhe und Unsicherheit in Klerus und Volk, hetzen die Kirchenglieder gegen Papst und Kirche auf und bedienen sich der Massenmedien, die als Lautverstärker ihrer absurden Forderungen wirken. Niemals ist ihnen angemessen entgegengetreten worden, geschweige denn, daß sie mit Strafen belegt worden wären. Dieses Treiben muß endlich einmal unterbunden werden. Die Kirche darf nicht länger hinnehmen, daß die eigenen Leute ihre Fundamente unterwühlen.
Die progressistischen Theologen haben die Glaubens- und Sittenlehre der Kirche zersetzt und ihre Ordnung zerstört. Die schwachen Bischöfe aber haben sie gewähren lassen und führen Dialoge mit jenen, die zum offenen Ungehorsam aufrufen. Wenn in den genannten Personengruppen nicht Remedur geschaffen wird, sind alle Appelle und Beschwörungen zwecklos. …
… Der neue Papst muß sodann bedenken, daß die bisherigen Mittel, der Notlage der Kirche Herr zu werden, nicht mehr ausreichen. Mit gutem Zureden ist die sich ausbreitende Rebellion nicht in den Griff zu bekommen. Nach meinem unmaßgeblichen Urteil sind feste und sicherlich schmerzliche Schritte erforderlich. Theologen und Bischöfe, die sich als unfähig und unverbesserlich erweisen, müssen von ihren Positionen entfernt werden. Die Kirche darf nicht von innen heraus zerstört werden.
[…] Der Papst ist Universalbischof der Kirche. Er besitzt eine unmittelbare Gewalt über jede Teilkirche und jeden Gläubigen. Benedikt XVI. hat seinen Universalepiskopat sehr zurückhaltend ausgeübt. Darin kann der neue Papst durchaus weiter gehen. Das Ungenügen und die Schwäche vieler Bischöfe ist offenkundig. Die treuen Gläubigen fühlen sich nicht selten von ihren Oberhirten verlassen, wenn sie die Einhaltung der kirchlichen Disziplin einfordern. Da könnte und sollte der Universalbischof der Kirche ihnen zu Hilfe kommen.
Wir haben nicht zuviel, sondern zuwenig Intervention der kirchlichen Zentrale in den Diözesen. […]“
Q: http://www.glaubenswahrheit.org/interview/
Zur Lage der Kirche insgesamt gefragt, antwortet Prälat May (immerhin mehrere Jahrzehntelang Theologie-Prof./ Kirchenrecht in Mainz):
„Die Kirche befindet sich an einem Tiefpunkt ihrer Geschichte. Die heutige Situation ist das Stadium vor einem bevorstehenden Schisma. Ihre Lage ist fast überall krisenhaft. In Deutschland gleicht sie einer Agonie. Ich bin seit 62 Jahren Priester. Als ich 1951 die Priesterweihe empfing, hätte ich mir nicht vorstellen können, in welche Zustände die Kirche bis zum Jahre 2013 hineinschlittern würde. Immer wieder hörte ich von Freunden: Jetzt ist der Tiefpunkt erreicht, von nun an geht es wieder aufwärts. Alle diese Trostworte waren irrig. Es ging immer weiter bergab. Ich bin mir nicht sicher, daß dieser Prozeß von dem neuen Papst aufgehalten werden kann. Ich warne vor unbegründetem Optimismus. Es kann noch schlimmer werden.
Die Masse der katholischen Christen ist entkirchlicht, ja entchristlicht. Die Politik und die Medien haben ihr Werk getan. Was die große Mehrheit der Getauften begehrt, ist eine anspruchslose Glaubenslehre und eine billige Sittenlehre. Alles, was Forderungen an das Denken und den Lebenswandel stellt, soll abgeschafft werden. Die Masse der Katholiken läßt sich von der Hierarchie nichts mehr sagen, was gegen ihre Wünsche und Bedürfnisse geht. Diese Lage kann nach meinem Ermesssen nur von Gott gewendet werden. Aber Gott bedient sich der Menschen. […]“
Es kann auch eine Lüge werden, wenn man nur einzelne Aspekte eines komplexen wahren Sachverhaltes betont: Natürlich ist der Papst immer der Bischof von Rom, und nur weil er Bischof von Rom ist, ist er auch Papst. Aber F. verweigert, in die Schuhe des Papstes zu schlüpfen, wie ihn die Kirche immer verstanden hat und das Vaticanum I auch verbindlich beschrieben hat.
Das Kollegialitätsprinzip ist das schlimmste Druck- und Kadermittel, das es gibt: der einzelne Bischof ist nicht mehr zuerst dem Herrn und in dieser Weltzeit dem Papst unterstellt, sondern irgendwelchen Kollegien (national, etc.).
Nehmen wir an, Benedikt ist freiwillig gegangen, weil er sonst keinen Tag mehr überlebt hätte, kann man sich natürlich auch die Frage stellen, ob F. eigentlich vollständig freiwillig handelt abgesehen davon, dass er sowieso seltsam profillos ist. Aber diese Konzession an die „Kollegialität“ – was steht da dahinter? Natürlich ist sie nicht falsch, das Vaticanum II sprach von ihr, aber nicht, jedenfalls nicht ausdrücklich, von der Perversion, die sie heute ist, und vor allem bestätigte es auch den Primaten des Papstes.
Hier stimmt etwas nicht – vielleicht sollten wir den Fehler, unser ganzes Unbehagen daran, nicht nur auf F. laden. Es ist möglich, dass er mehr unter Druck steht, als wir wissen. Zumindest sollten wir es nicht ausschließen.
Es ist eine Katastrophe!
Die FSSPX schrieb vor einiger Zeit auf ihrer Website, sie wollte nicht „vorverurteilen“ – man kann ihr Schweigen als Vorsicht angesichts der katastrophal verwirrten Lage auslegen. Vielleicht will sie nicht den Falschen anklagen. Vielleicht ahnt man, dass F. wohl nur die Spitze des Eisbergs, aber wahrscheinlich nicht der Hauptakteur ist. Mir geht es so, dass ich nicht weiß, was ich da beten soll. „Die Bekehrung Roms“ – ist das noch das angemessene Gebet? Oder sollte man die Gottesmutter um all jene (in Rom) bitten, die nicht der Lüge ihre Seelen verschrieben haben, dass SIE um ihre Erlösung ringt bei Jesus?
Nachtrag @ scivias
Dass Papst Paul VI. in Tränen ausgebrochen war, spricht auch heute nicht gegen ihn. Ich dachte, die Zeit, in der man Männer verachtete, die ihre Tränen nicht zurückhalten, sei vorbei.
Tragisch war nur, dass er aus seinem Schmerz über den Verrat derjenigen, die er während des Konzils offen förderte, dauerhaft keine Konsequenzen zog.
Ja, wenn ich darüber nachdenke, wünschte ich mir geradezu einen weinenden Papst und weinende Kardinäle – über den Zustand, in dem sich unsere Kirche befindet. Das wäre vielleicht ein erster, notwendiger Schritt.
Wenn Papst Franziskus so sehr sein einfaches Bischofsein betont und seinen Primat vor allem als Vorsitz in der Liebe (Zitat nach dem hl. Ignatius von Antiochien) sieht, dann vielleicht auch, weil er ökumenistische Pläne gegenüber der Orthodoxie in Petto hat?
Ökumenische Pläne gegenüber der Orthodoxie halte ich für sehr wahrscheinlich.